MisterWin: 52 cm und 3100 g Babypower

Da ist man neun (bzw. zehn) Monate am brüten und innerhalb von wenigen Stunden ändert sich der Zustand von Schwanger in Mama. Diesmal mit dabei: eine konkrete Vorstellung, wie alles verlaufen könnte und wie es nicht sollte. Und doch war alles ganz anders. Zwar nicht so wie erhofft, aber am Ende glücklich und ganz überwältigt von dem Wunder, das man da erschaffen hat.

Die Geburt
Anders wie bei HerrnSjardinski hatte ich diesmal meine echten Wehen. Aber so richtig Freunde wurden wir nicht. Ich erspare euch die fiesen Einzelheiten. Soviel sei gesagt: nur eine Minute Wehenpause, grün-braunes-Fruchtwasser und ein Köpfchen, was auf den Beckenknochen drückte. Die Ärztin wollte es mit PDA und Lagerung versuchen. Da schrillten bei mir die Alarmglocken, dass sich alles doch noch wiederholt. Ich hab die gute Frau Dr., die mich dann noch zu überreden versuchte, jedenfalls ganz schön angefurzt (also verbal) und auf einen Kaiserschnitt JETZT SOFORT bestanden. Was ich im Nachhinein als weibliche Intuition verbuchen kann. Im OP meinte die operierende Ärztin, dass meine Narbe an einer Stelle sehr sehr dünn gewesen und bei langen starken Wehen gerissen wäre.

Die ersten Stunden mit MisterWin
Wenn man den ersten Schrei hört ist das einfach nur überwältigend. Die ganze Anspannung ist weg – puuuh – alles gut gegangen. Und dann sieht man dieses kleine Wesen mit diesem winzigen Gesichtchen – pure Freude. Dank des Kaiserschnitts war es auch diesmal nichts mit kuscheln. Immerhin durfte ich MisterWin im OP kurz küssen und streicheln. Leider musste ich wieder im Aufwachraum warten. Da ich diesmal nicht total fertig und übermüdet war, dauerte es gefühlt sogar noch länger. Eine Eeeeewigkeit. Dafür war das Kennenlernen auf dem Zimmer total entspannt. Auch wenn mir etwas Privatsphäre (ohne Bettnachbarin) lieber gewesen wäre.

Meine drei Jungs – der Iromann, HerrSjardinski und MisterWin

Der erste Tag
Beim ersten Kaiserschnitt konnte ich nach fünf Stunden wieder auf Toilette gehen und war nach ein paar Stunden Schlaf halbwegs fit. Diesmal hatte ich echt Pech. Man wird eben nicht jünger. Außerdem war mein Tropf etwas blöd eingestellt und lief doppelt so schnell wie er sollte. Das Oxytocin rauschte quasi nur so durch meinen Körper und bescherte mir ziemlich üble Nachwehen. Schmerz statt Schlaf. An Aufstehen war erst nach über einem Tag zu denken. Das Resultat: Klobegleitung und gewaschen werden. Wie gut, dass Schamgefühl und Hemmungen an der Kreißsaaltür abgegeben wurden.

Dafür hab ich es umso mehr genossen, mit dem kleinen Schatz zu kuscheln. Nach Ähnlichkeiten zu Kind 1 und zu sich selbst geschaut. Diesen tollen Babyduft geschnuppert. Und als Nachmittags HerrSjardinski dazukam, war das Familienglück perfekt.

Drei Tage Krankenhaus
Der Aufenthalt im Krankenhaus steigt und fällt mit drei Komponenten. Personal, Essen und der Bettnachbarin. Besser konnte ich es in allen Bereichen nicht treffen. Ich wurde sehr umsorgt, jeder war freundlich und nahm sich Zeit. Das Essen war ok, man musste am Abend-Buffet nur schnell sein, um Leckerbissen wie gebratene Hühnerbeinchen oder -spieße zu ergattern.

Meine erste Zimmergenossin war eine sehr nette Nigerianerin mit einem riesigen 4,5 kg Neugeborenen. Wir konnten uns gut arrangieren. Nur – dieses riesige Baby hatte riesigen Hunger und gab das auch mit einem sehr lauten Organ bekannt. Leider hatte die Nigerianerin nur wenig Milch und so brüllte der „Kleine“ elativ häufig. Für mich hieß das Kopfschmerzen – kein Schlaf – noch mehr Kopfschmerzen. Der einzige der schlief war MisterWin. Immer wenn das Brüllen vorbei war kam Besuch, eine Krankenschwester (Blutdruck messen und Gedöns) oder MisterWin wollte trinken. An Tag drei wurden Mutter und Brüllbaby entlassen. Und kaum hatte ich mich auf Schlaf eingestellt kam Zimmergenossin Nummer zwei.

Die leider total nett war. Wir entdeckten gleich so viele Gemeinsamkeiten und erzählten uns jeder seine Geschichten, so dass wir bis Nachts um 2 Uhr quatschten. So wie im Ferienlager, nur mit schlafenden Babies. Die beide dann promt den Rest der Nacht so ihre Bedürfnisse hatten. Wieder nix mit mehr als zwei Stunden Schlaf. Dafür am nächsten morgen – Überraschung – ich darf nach etwas über drei Tagen Aufenthalt heim. Schade, Bettnachbarin zwei, ich hätte noch gern gequatsch, aber das Zuhause war zu verlockend.

MisterWin in seiner neuen Nuna Leaf Wippe.

Die ersten Tage zu Hause

Freude auf das eigene Bett, Schlaf und meine Familie. Ja, jetzt sind wir vier endlich zusammen und genießen das. Was fand ich bloß beim ersten Kind so anstrengend? Ich kann mich leider gar nicht mehr an die ersten Tage zu Hause erinnern. Klar, wir sind entspannt. Enspannter als bei HerrnSjardinski damals. Und leben  in den Tag hinein.

Außerdem werden wir von Verwandten, Freunden und Nachbarn verwöhnt. Unser indischer Nachbar hat uns seitdem zweimal grandios bekocht  – Thunfischsteaks und Riesengarnelen. Freunde kamen mit Torte. Meine Schwiegermutter mit selbstgepresstem Süßen. Und meine Eltern haben gestern Rinderfilet serviert. Ja, solcher Besuch ist sehr willkommen. Wenn das so weitergeht werde ich die Umstandssachen wohl noch ein bisschen länger tragen.

Mein kleiner zarter HerrSjardinski kommt mir nur auf einmal so riesig vor. Was hab ich da für einen großen Jungen! Genauso wie der Miniman (1 Jahr) von MisterWins Patentante – der war doch vor zwei Wochen noch ein Baby! Und auch Motti (fast 1 Jahr) von unserem Tortenbesuch ist auf einmal ein richtiges Kleinkind. Wenn man auf einmal so ein kleines Bündel Babyglück im Arm hat, verändern sich wohl die Proportionen. Und man sieht mit anderen Augen. Eben alles anders.