Ist das Geschlecht so wichtig? Ich mit 4 Jahren beim Hängebauchschwein streicheln.

Liv – wenn ich eine Tochter bekommen hätte, wäre so ihr Name gewesen. Einfach Liv. Ein kleines Mädchen mit einem nordischen Namen, der „Leben“ bedeutet. Aber es gibt keine Liv. Nicht heute und nicht morgen. Ein drittes Kind ist undenkbar und wenn, wäre es doch wohl wieder ein Junge.

Jungs machen Jungs, Männer machen Mädchen

Ja so ist das wohl. Jedenfalls bei uns. Als ich zum ersten Mal schwanger war, war mir das Geschlecht des Kindes erstmal egal. Ich wollte nur gerne ein Pärchen haben, irgendwann. Die Reihenfolge: egal. Aber irgendwie spürte ich es schon sehr früh, dass da ein männliches Wesen in mir heranwuchs. Auch wenn alle sagten, dass ich bestimmt ein Mädchen bekommen würde. Keiner traute mir wohl einen wilden Ball spielenden Wirbelwind zu. Mir, einer zarten unsportlichen Person. In der 17. Schwangerschaftswoche stand es dann fest: Glückwunsch, es wird ein Junge. Also nichts mir rosa Rüschen. Auch ok.

Das zweite Mal hoffte ich so sehr auf ein Mädchen. Mit brauenen Haaren und grünen Augen vielleicht? Meine kleine Liv. Jemandem dem ich meine Puppe und meinen Kinder-Schmuck vererben könnte. Sohn und Tochter, das wäre schon was. Und ich bildete mir ein, dass Übelkeit und unreine Haut auf ein Mädchen hindeuteten. Doch schon in der 15. Schwangerschaftswoche war er da, der Penis auf dem Untraschallbild. Ich sah ihn sofort. Wird wohl nichts mit der Tochter. Schon wieder.

Und dann überlegte ich, warum ich eigentlich unbedingt ein Mädchen haben wollte. Ja, warum eigentlich? Abgesehen von den süßen Klamotten, die ich nun nicht kaufen brauche, gibt es da wirklich nicht viele Gründe. Als ich selbst ein kleines Mädchen war, war auch ich eher ein Wirbelwind. Mit meinen kurzen Haaren kletterte ich auf Bäume, spielte mit Autos, fuhr Skateboard oder tobte auf dem Heuboden. Unsere Holzveranda war ein Piratenschiff und unsere Perserkatze ein wilder Löwe. Ich war immer dreckig, pinkelte immer in den Garten und hatte immer Schürfwunden. Wahlweise auch blaue Flecke. Mein Vater malte mir mit absolutem Perfektionismus Marienkäfer auf die kleinen Fingernägel – bis auf das und den kleinen Unterschied war ich ein JUNGE. Würde ich also nicht viel besser mit JUNGS spielen können als mit einem „typischen“ Mädchen? Und reicht es nicht auch, wenn nur eine Prinzessin im Haus lebt?

Cooles Jungsspielzeug
Keine Barbie, kein rosa Plüschkitsch? Super. Denn Jungssachen sind sowieso viel cooler. Drache, Dinos, Ritter, ferngesteuerte Autos und Lego. Soll aber nicht heißen, dass mit den Mädchenfreundinnen nicht auch mal Vater-Mutter-Kind mit Puppen gespielt wird. Früh übt sich der spätere Papa. Und auch Backen, Putzen und Kochen mögen kleine Jungs. Sehr sogar.

Kein kompliziertes Styling
Flechtfrisuren bleiben mir erspart. Gut so, denn die bekomme ich nichtmal an mir hin. Eine „Feuerfrisur“ mit Gel geht gerade noch so. Kindernägel lackiere ich trotzdem ab und an. Denn auch kleine Jungs finden das schön. Farbauswahl inklusive. Perfektionistische Marienkäferpunkte werden mir aber erspart. Da legt ein Junge doch keinen Wert drauf.

Wer ist der Coolste?
Jungs sind einfach zu manipulieren überzeugen. Beispiel Farbauswahl. Ich lasse dem Söhnchen zwar den Willen mit dem Nagellack (auch wenns der Papa blöd findet), kann dann aber mit netten Worten „blau ist vieeel cooler. Oder orange – megacool“ in die von mir bevorzugten Bahnen lenken. Klappt auch mit „die gefütterten Stiefel sind viel cooler als die Sandalen“. Oder der Trick mit dem Wettbewerb: „Wer ist wohl schneller angezogen? Du oder der Papa?“ Klappt immer. Bei beiden.

Einfach anziehen
Aufwendiges Styling mit Kleid und Rock bleiben mir vorbehalten. Bei Jungs gibt es eben nur Hose und Shirt. Beides in kurz/lang Version. Fertig. Wenns kalt ist mal ne Strumpfhose für drunter. Einziger Anspruch bei der morgendlichen Klamottenauswahl: es muss cool sein. Heute war übrigens die grüne Strumpfhose sehr cool, kombiniert mit Jeanspumphose und orang-blauem Fuchshoodie.

Treat your mother like the royalty she is

Nicht nachtragend
Jungs lieben ihre Mutter bedingungslos. Schnell wird da der ein oder andere mütterliche „Zickenanfall“ verziehen. Jedenfalls ist das bei uns so. Denn die Mama ist eben die Königin. Naja, hier eher die Prinzessin.

Geh zu Papa
Gibt es irgendwelche Fragen zum „Lulu“ (bei uns der Penis) verweise ich auf den Papa, denn der hat ja auch einen und kann das besser erklären. Fein raus aus dem Thema.

Direkt gesagt
Jungs sagen was sie denken. So wie ich. Da wird nicht groß um den heißen Brei geredet, um ja keine Gefühle zu verletzen. Ein „du stinkst“ wird dann eben mit einem „du bist alt“ quittiert. Müssen beide Seiten mit Leben. Bei mir mit meiner fehlenden Sensibilität sehr vorteilhaft.

Jungsmama zu sein ist doch nicht so schlecht. Und am Ende ist wahrscheinlich wirklich egal, welches Geschlecht das Kind hat. Ob Sohn oder Tochter – es kommt auf die Persönlichkeit an. Bleibt nur eins. Das Schwiegermonster-Ding. Die böse Schwiegermama werde ich nämlich irgendwann sein.