„Familienplanung“ ist ein Arschloch-Wort, findet Kerstin von Chaoshoch2. Und ruft damit zur Blogparade #Planänderung auf.

Das Wort „Familienplanung“ hat wirklich einen seltsamen Beigeschmack. Als ob man sich seine „Familie“ nicht nur vorstellen, sondern auch den Wunschgedanken 1:1 umsetzen könnte. Wie im Labor. Oder beim Modellbau. Schnippschnapp – basteln wir uns mal eine Familie! Doch genau planen kann man nämlich meistens nicht. Denn ersten kommt es anders und zweitens als man denkt. Oder so.

Mein „Plan“ war immer Mitte 20 Kinder zu bekommen – ein Junge und ein Mädchen. Und in einem schönen freistehenden Haus mit Garten zu leben. Fehlt nur noch das rosarote Einhorn und ganz viel Glitter, oder? Doch erstmal große Planänderung. Anfang 20 befand ich mich nämlich – nach einer abgeschlossenen Ausbildung – mitten im Studium. Kinder? Äh – jetzt nicht! Studium, Nebenjob, Feiern, Leben! Gleich Anfang des Studiums kam ich mit dem Iroman zusammen, den ich an der FH kennen lernte. Ich zog relativ schnell zu ihm und das Thema Kinder war ein weit entfernter Wunschgedanke. Irgendwann…

Bis ich an einer Autoimmunkrankheit erkrankte, durch die ich Thrombozytenmangel bekam – was Hämatome und Blutungen der Schleimhäute verursachte. Heilungschance sehr gering – Schlaganfallsrisiko hoch. Jackpot! Und wie ist das mit Kinder bekommen? Der Kinderwunsch wäre damit schwer erfüllbar, teilte mir mein damaliger Onkologe nüchtern mit. Ein Satz, der in mir Panik auslöste. Ich wusste, ich WILL Kinder, unbedingt. Nicht jetzt, aber bald. Irgendwann. Nur die Aussicht auf mögliche Fehlgeburten und Kaiserschnitt, dazu noch sauteure Medikamente, machte es so aussichtslos. In der Zeit sprach ich viel mit dem Iromann über „unseren“ Kinderwunsch.

1,5 Jahre später und nach viel Cortison war ich gegen alle ärtzlichen Prophezeihungen geheilt. Das scheinbar Unmögliche war geschafft. Das Studium war fertig, ich begann meinen ersten Job. Wir kauften uns eine große Wohnung für „unsere“ Familie. Wir heirateten 2009. Und versuchten es mit der „Familienplanung“. Doch es wollte kein Kind kommen, während im Bekannten- und Freundeskreis die Babys boomten. Verzweiflung auf allen Ebenen. Ich verlor mich in negative Gedanken, konnte weder schlafen noch essen, nahm krass ab. Depressive Phase. Ich fing mit 29 Jahren an zu Rauchen. Keine tollen Voraussetzungen für die Umsetzung des Kinderwunschs. Irgendwann wünschte ich mir nur noch, dass diese negativen Gedanken und die Angst – vielleicht NIE Kinder zu haben – endlich aufhörten und begann eine Verhaltenstheraphie. Acht Wochen später war ich schwanger.

Und war der glücklichste Mensch. Alle Ängste waren weg. Ende 2010 bekamen wir HerrnSjardinski. Ein schwere Geburt. Dennoch war da nach zwei Jahren der Wunsch nach einem zweiten Kind. Bei mir. Denn der Iromann war noch nicht bereit. Wieder boomten im Bekannten- und Freundeskreis die Babys, während wir noch über das Zweite nachdachten und auf das „Bereit-sein“ warteten. Vier Jahre nach HerrSjardinski kam dann MisterWin auf die Welt. Ich glaube letztlich war der Iromann erst bereit, als er den zweiten Sohn zum ersten Mal im Arm hielt.

Ich bin Mitte 30 und habe nach vielen Höhen und Tiefen zwei Söhne. Ich lebe in einer Eigentumswohnung in einem Haus mit vielen netten Menschen. Mit Gemeinschaftsgarten. Ganz ohne rosa Einhorn und Glitter. Aber sowas kann man ja auch nicht planen, oder?