Seit einigen Tagen komme ich mir vor wie im falschen Film. Ich scheine so gar nichts richtig zu machen. Jedenfalls wenn man den Rabauken fragen würde. Dessen Lieblingswort ist seit kurzem „NEIN“! Und zwar diese motzelige „Nein“, in dem Wut und Tränen mitschwingen, wie es nur Kinder zwischen 2 und 4 Jahren beherrschen. „NEIIIIN“. Motzeldimotz. Herzlichen Glückwunsch. Das Kind ist mit knapp 2,5 Jahren in der Autonomiephase.

Bei HerrSjardinski war das immer ein Auf und Ab – eine Welle von Trotz-Phasen, die relativ heftig, aber in sich immer kurz waren. Bis irgendwann der Spuk vorbei war. Mit dem Rabauken sind wir jetzt erst am Anfang. Ich schwanke zwischen Lachen und Verzweiflung. Denn jeder Dialog ist gespickt mit „NEINS“.

Machen wir n Trinkspiel draus

Angefangen hat alles nach dem letzten fiebrigen Infekt. Irgendwie war mir da schon klar „Entwicklungsschub, ich hör dir trapsen“. Und täglich wird es heftiger. Würde ich bei jedem „Nein“ nen Kurzen kippen, wäre ich wohl spätestens nach dem Frühstück sternhagel voll. Prost!

Nehmen wir Freitag. Ich hatte Kuchen für den Oma-Nachmittag im Kindergarten gebacken, den ich gleich beim Abholen der Jungs dort abgab. Die Oma kam kurz darauf bei uns vorbei, um mit dem Rabauken zum Kita-Fest zu gehen.

Späte Erkenntnis

„Nein, iss will mich niss anziehn.“
„Aber die Oma mag doch mit dir zu eurem Fest. Und den leckeren Kuchen essen, den wir gebacken haben.“
„NEIN. Will niss.“
„Das ist schade. Magst du mit der Oma dann Spazieren gehen?“
„NEIN!“
„Zum Bäcker und ihr holt Kuchen und esst ihn hier?“
„NEIN, nicht Bäcker“
„Ok, wir gehen alle zum Bäcker – zusammen?“
„Neiiiin, niss Bäcker.“ <Tränen>
„Ok, schade.“

Die Oma ging dann heim und wir brachten – zwei Stunden später – den Herrn zum Fußballtraining. Und plötzlich schien der Bäcker sehr verlockend.

„Nein, will niss Fußball. Will zum Bäcker.“
„Ich hab gar kein Geld dabei. Und der Bäcker macht gleich zu.“
„Will zum Bäcker.“

Er jammerte bestimmt 20 Minuten nach dem Bäcker. Was er dort haben wollte, konnte er mir nicht sagen.

Unentschieden – aber Hauptsache dagegen

Und so geht es bei allem. Nach dem Motto „Ich bin dagegen“, um dann nach Erfolg wieder in der Meinung umzuschwenken.

„Magst du ein Joghurt?“
„NEIN, will Schoko.“
„Ok, dann den Schokopudding. Bitte.“
„NEIN! Will Jogu.“
„Bist du dir sicher? Dann mach ich ihn jetzt auf. Hier!“
„Nein, smeckt niss. Will Schoko!!!“
„Oaarr“

„Soll ich dir beim Anziehen helfen?“
„NEIN! Lleine!“
„Sag mir, falls ich helfen soll.“
„Neeeeein!“
„OK, dann eben nicht.“
„Mama, helf mir!“
„Soll ich die Hose anziehen?“
„Nein!“
„Ooooaar“

„Will Trinken.“
„Was magst du haben?“
„Schorle und niss Wasser.“
„Bitte!“
„NEIN, will Saft.“
„Oaaar“

Was frag ich auch immer so blöd, wenn ich die Antwort schon kenne. Ja, ich bin die Mama, die es ihrem Kind nicht Recht machen kann. Zu keiner Zeit und nie. Egal welche Optionen ich anbiete, welche Wahlmöglichkeiten ich lasse oder sogar ne Ansage mache. Alles falsch.

Hello Autonomiephase. Jetzt sind wir also mittendrin. *Geht nochmal das Buch von Gewünschtestes Wunschkind lesen