Kinder nerven - deshalb her mit den kinderfreien Zonen? Fatal für unsere Gesellschaft. Warum ich für mehr Toleranz, Rücksichsname und arschlochfreie Zonen bin. #kinderfrei #kinder #restaurant #gesellschaft #kritik #leben #alltag #unterwegs #toleranz #kinder #eltern

Ein ganz normaler Wochentag: Ich stehe auf, mache Frühstück, wecke HerrnSjardinski spätestens gegen 8 Uhr, gemeinsam frühstücken wir, Katzenwäsche, anziehen. Dann geht es in den Kindergarten – entweder mit mir oder mit dem Iromann. Im Kindergarten warten schon all seine Freunde, da HerrSjardinski als einer der letzten eintrudelt. Meistens nimmt ihn gleich seine „Kindergartenehefrau“ in Beschlag, da reicht es nur noch für einen kurzen Abschiedskuss. Seit sechs Wochen eine sehr entspannte Morgensituation, die der feine Herr zu genießen scheint.

„Ich will bei dir bleiben“
Vorher hatten wir jeden Tag (über ein Jahr) Trennungsprobleme mit Tränen oder zumindest Gemaule, dass er HEUTE bitte NICHT in den Kindergarten will. Ganz ähnlich wie es Vivi auf Hexhex mit ihrer Tochter beschreibt. Auch wenn dir die Erzieherinnen 100 Mal sagen, dass in zwei Minuten die Tränen vergessen sind und er ganz toll mit den anderen spielt. Es ist trotzdem ein scheiß Gefühl, seinem weinenden Kind den Rücken zu kehren und die Mama-Rufe bis zum Ausgang zu hören. Ja, es zerreißt einem das Herz. Doch man muss ja zur Arbeit. Muss noch vor 9 Uhr mit den ersten ToDos anfangen. Seit Beginn des Mutterschutzes ist dieser Druck nun weg. Wir starten viel später und entspannter in den Tag und ein ausgeschlafener HerrSjardinski kommt als einer der letzten Kinder mitten im Trubel an. Es könnte so schön sein….

„Die Oma soll mich abholen“
… wenn da nicht das Abholen wäre. Denn wo früher Freude war, bekomme ich seit neustem jedes Mal ein „Mama, geeeeh weg“ entgegengerufen. Entweder muss das Bild noch fertig gemalt, das Spielhaus noch fertig geputzt oder der Sandkuchen noch fertig gebacken werden. Oder es kommt ein „Nein Mama, die Oma soll mich abholen“ (was sie zweimal die Woche auch tut). Eine Klatsche mitten ins Herz. Meist endet es damit, dass ich ihn genervt „auszähle“ (ja, dieses ätzende „Ich zähl bis drei, sonst bleibst du halt hier“). Das funktioniert leider – und ein mies gelaunter oder heulender HerrSjardinski rennt hinter mir her – unter den mitleidigen Blicken der anderen Mütter, versteht sich. Manchmal kann ich ihn auch mit Spielplatzbesuchen, Spielverabredungen, Einkaufsaktivitäten oder einem Eis zu Hause überreden. Auch diese Diskussion unter den mitleidigen Blicken der anderen Mütter.

Die böse Spielverderberin
Noch schlimmer ist es, wenn ich ihn bei der Oma abhole. Da kann ich mir ein freudestrahlendes „Mama“ komplett abschminken. Statt dessen Ablehnung – auch körperlich. Ich werde manchmal sogar richtig angegangen und aus dem Türeingang geschoben. Nochmal Klatsche mitten ins Herz. Denn hier störe ich meistens das tollste Spiel, eine Aufräumarbeit im Garten oder ein kleines Süßigkeiten-Gelage mit der geliebten Oma. Mama nicht erwünscht. Denn Oma ist eben die beste. Da bekommt der feine Herr nachdem das bestellte Salamibrot serviert wird, noch eins mit Käse kredenzt, um am Ende einen Kirschjoghurt zu löffeln. Während beide Brote unangetastet bleiben, ist klar, oder? Da liest die Oma nicht nur eine Geschichte, sondern nach mehrmaligem nörgeln am Ende drei vor. Und wenn der feine Herr frech wird und nicht hört, wird statt zu schimpfen gelacht. Klar, dass es ihm dort so gut gefällt. Im Hause Oma herrschen eben andere, lockerere Regeln. Das ist auch ok so. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich mit dieser Unterstützung zwei Tage fast voll im Büro verbringen konnte. Und da HerrSjardinski diese Nachmittage liebt, wollte ich ihm das im Mutterschutz nicht nehmen. Aber warum muss er es überall besser finden als zu Hause?

Eine Autofahrt mit Tränen
Manchmal – vor allem wenn er dort kurz geschlafen hat – weint HerrSjardinski der Oma sogar noch die Autofahrt bis nach Hause nach. Oft begleitet von solidarisch geschwisterlichen Tritten aus dem Bauchinneren. Und DAS bringt mich dann an´s Ende meiner Nerven. Warum muss unser Nachmittag denn immer so doof anfangen, frage ich HerrnSjardinski. Rede auf ihn ein. Manchmal drehe ich die Musik lauter, um das Gebrülle nicht zu hören. Um mich auf´s Fahren überhaupt konzentrieren zu können. Zu Hause angekommen ist dann wieder alles entspannt. Wir ruhen uns kurz aus, packen unsere Sachen für die geplante Aktivität zusammen. Falls es nicht raus oder zu einer Verabredung geht, spielen, malen, bauen wir, gehen in den Garten oder es wird auch mal ferngesehen.

Mit der dicken Mugel war ich die letzten drei Wochen nicht gerade suuuper unternehmungslustig. Schon lange gab es keinen Laufrad-Ausflug mehr ins Feld. Und als der Sommer noch sommerlich war, konnte ich kreislaufbedingt kaum vor die Tür. Da gab es keine Planschbecken-Spielverabredungen und an Schwimmbad war gar nicht zu denken. Aber liegt dieses Abhol-Verhalten nur daran, dass ich im Moment so wenig „zu bieten“ habe? Oder ist das dir Vorstufe auf das, was auf mich zukommt? Denn wie wird das erst, wenn der kleine Bruder da ist? Noch mehr Ablehnung? Oder weninger – das Gegenteil vielleicht?

Wie macht ihr dass, wenn euer Kind nicht abgeholt werden will?