Heute haben mich gleich zwei Artikel inspiriert, über die Wichtigkeit eines guten Netzwerkes zu schreiben. Geht es um Ratschläge und Bestätigung (bei anderen ist es auch so unperfekt chaotisch), suchen wir Mütter und Väter im Netz. Sprich auf Facebook, Twitter und in Elternblogs – Corinna Knauff schreibt über diese Eltern-Crowd, die uns im Erziehungsgeschäft beisteht.

Das Dorf, das es braucht, um ein Kind großzuziehen, das steht jetzt im Internet. Das Dorf, das sind die Sozialen Netzwerke. Auch hier gibt es kluge Ratschläge, aber es gibt auch Verständnis, aufmunternde Emoticons und tröstende Worte – nahezu in Echtzeit. (Corianna Knauf)

Aber auch im realen Leben brauchen wir Netzwerke. Eben jenes Dorf, was es nötig macht, ein Kind zu erziehen. Und das fängt nicht bei der Familie an und hört bei den Erzieherinnen im Kindergarten auf. Um als Mutter und Vater nicht pausenlos fremdbestimmt zu sein und am Ende ausgelaugt mit leerem Akku dazustehen, wie es Herzmutter als total überfordert und erschöpft beschreibt, braucht man auch im Umfeld etwas Unterstützung. Denn Kind, Haushalt, Partnerschaft und Job lassen sich eben nicht mit links wuppen.

Das Mütternetzwerk
HerrSjardinski geht zweimal nach dem Kindergarten zur Oma. Das sind zwei Nachmittage, die ich jetzt für MisterWin zur Verfügung habe und an denen ich Terminen nachgehen kann. Zusätzlich zu den Vormittagen, an denen er eben im Kindergarten ist. Er liebt wie schon beschrieben diese Oma-Nachmittage. Doch ich habe nicht nur ein Omanetzwerk, sondern auch ein Netzwerk von befreundeten Müttern in der Umgebung.

Mütter, von gleichaltrigen Kindern, mit denen man durch Kindergarten und Spielplatz Kontakt hat oder als Freundin auch schon voher. Mit diesen Mütter-Kind-Runden kann man meist entspannte Nachmittage verbringen, da die Kinder zusammen spielen und auch mal eine entspannte Kaffeepause für die Mütter drin ist. Wenn eine von uns krank oder erschöpft ist oder einen Termin hat, nehmen wir uns die Kinder auch mal gegenseitig für einen Nachmittag ab. Da man sich kennt, ist das sogar auch mit den kleineren Kids möglich. Dieses Netzwerk sprang sogar ein, als eine der Mütter letztes Jahr schwer erkrankte – die kleine Tochter wurde mit ins Turnen oder auf den Spielplatz genommen, damit die Mutter ihre Chemo verdauen konnte. Andere haben auch für sie gekocht, bei ihr mal durchgesaugt etc.

Die Nachbarn
Nachbarn können auch eine große Unterstützung sein. Wir wohnen in einem Fünf-Parteien-Haus und sind so etwas wie eine „Riesen-WG“. Wir als vierer-Familie, der Inder mit Pferdefreundin, die Studenten, die Muffinqueen und das Taxipärchen. Wir haben hier wirklich großes Glück und das ist auch sicherlich nicht selbstverständlich. Wir übernehmen zusammen die Gartenpflege, in den wir uns im Sommer oft zusammensetzen und spontan grillen. Die Muffinqueen verteilt manchmal Selbstgebackenes und die Stundenten flicken mal einen Reifen oder machen Babysitting, wenn wir an den seltenen Abenden ausgehen. Im Gegenzug verteilen wir selbstgepflückte Äpfel, sitten die Katzen oder lassen die Handwerker in die Wohnung. Ganz besonders viel Glück haben wir mit unserem Inder. Als Hobbykoch bekocht er uns (übrigens auch die restliche Nachbarschaft) relativ häuftig – HerrSjardinski liebt sein indisches Essen, auch wenn es manchmal etwas scharf ist. Es kommt sogar vor, dass er unten klingelt und fragt, was es zu Essen gibt und meistens hat der Inder für seinen kleinen Freund etwas übrig – und wenn es „nur“ eine Mango ist. Jetzt in den ersten Tagen nach der Geburt hat er sich quasi auf die Fahnen geschrieben, mich mit leckerem Essen zu versorgen. Da er kein Auto hat, macht der Iromann dafür die Einkäufe. Anonymes Mietshaus oder Vorstadtidyll – klar kommt natürlich darauf an, wie man lebt. Aber wenn es nur einen Nachbarn gibt, auf den man im Notfall zählen kann, ist das schon Goldwert.

Die Freunde
Neben Omas, Tanten und dem Mütternetzwerk sind natürlich Freunde als Unterstützer ganz wichtig. Das muss nicht unbedingt nur beim Babysitten so sein. Klar ist es nett, wenn der Kumpel oder eine Freundin das Kinderhüten übernimmt, damit man abends als Paar eine Einladung wahrnehmen kann. Aber auch Freunde haben bestimmte Fertigkeiten, die man als Freundschaftsdienst in Anspruch nehmen kann. Ob das nun der befreundete Arzt ist, der auf den Ausschlag des Kindes ein Auge wirft, die Hobbynäherin, die ein komplizierten Riss von Iromanns Lieblinshose flickt, oder die Mehrfachmutter, die einem die noch guten Klamotten vom Lausbub überlässt – diese Kleinigkeiten machen oft immens viel aus. Eine Gegenleistung wird meist nicht erwartet, ergibt sich aber meist – und wenn es nur ein Kaffee oder eine helfende Hand beim Umzug ist.

Professionelle Hilfe
Falls man kein Netzwerk hat oder das vorhandene an bestimmten Stellen aufhört, kann man sich immer noch professionelle Hilfe holen. In Form einer Haushaltshilfe, die einem beim groben Hausputz wie Boden saugen und wischen unterstützt. Zwei-drei Stunden Zeit, die man in andere Dinge investieren kann.

Dann gibt es noch Familienunterstützung via Organisationen wie Wellcome oder Leih-Omas/Kinderpaten. Oder man versucht es mit einer Mutter-Kind-Kur. Selbst noch nicht ausprobiert, aber wer wei, wann und wie ich mit zwei Kindern an meine Grenzen stoße.

Mein Netzwerk ist relativ groß und ich höre mich wahrscheinlich dank der immensen Hilfsangebote extrem faul an. Aber bis vor kurzem habe ich noch 20 Stunden die Woche gearbeitet und war die letzten 9 Monate schwanger. Auch ich bin an manchen Tagen trotz Unterstützung auf dem Zahnfleisch gegangen. Hut ab vor allen, die kein Netzwerk haben.

Habt ihr selbst ein Netzwerk, das euch im Alltag unterstützt?