Die Sammelleidenschaft von kleinen Kindern ist nicht nur grenzenlos, sondern auch sehr kreativ. Im Sommer waren es bei uns Stöcke, Steine und Kronkorken. Dazu werden täglich mehrere Bilder und Basteleien „produziert“, um diese dann zu horten. Wobei der kleine Künstler ein Stück Papier mit drei Buntstift-Strichen und einem ausgeschnittenen Loch auch als aufhebenswürdiges Kunstwerk deutet. Und all das stapelt sich nicht nur im Kinderzimmer. Der kleine Messi breitet sich auch im Wohnzimmer aus. Aber ich verstehe das. Jeder Stein, jedes Stück Holz wurde selbst gefunden. Jedes Blatt Papier selbst bemalt. Etwas selbst zu schaffen macht stolz. Sollte ein Kind das nicht ein bisschen aufheben dürfen? Wenn es dabei bleiben würde. Denn der Sammelhorror lauert neuerdings im Supermarkt.

Mein persönlicher Sammelhorror – Wikkeez

Der Einzelhandel hat mittlerweile die Sammelleidenschaft von Kindern entdeckt und versucht diese für sich zu nutzen. Zu den altbekannten Plastik-Schrott-Geschenken, die in jedem Ü-Ei und in jedem Schnellrestaurant lauern, gesellen sich nämlich die Sammelsticker der Supermarkttempel hinzu. Mittlerweile haben wir drei solcher Klebealben, die im Bücherregal versauern. Denn ist das letzte Bild geklebt oder die Aktion abgelaufen, wird sich nicht mehr damit beschäftigt. Immerhin länger als mit Plastikschrott – der hat nicht mal eine 5-Minütige Interessensspanne. Und wandert dann auch meist klammheimlich mit mütterlicher Nachhilfe in den Müll. [Immer darauf achten, möglichst viel anderen „echten“ Müll darüber zugeben, damit diese Aufräum-Aktion nicht auffliegt. Sonst ist das Geschrei nämlich groß.]

Aber zurück zu den Klebealben. Wir bekleben zur Zeit mit Aldi. Bis zum Discounter ist der Trend nämlich geschwappt. Und jedesmal, wenn es neue Stickerpäckchen gibt (die meisten von den Omas), bekomme ich Schweißausbrüche. Denn wer muss die Zahlen sortieren und vorlesen? Rüschtüsch – die Mama. Und zwar SOFORT. Auch wenn der feine Herr mit ziemlicher Genauigkeit sagen kann, welche doppelt sind. Er hat da ein ziemlich gutes Gedächtnis. Hilfe braucht er trotzdem bei den Zahlen.

Doch es gibt noch einen größeren Horror als diese Stickerbilder. Wikkeez heißen sie – die Disney-Figuren von Rewe. Plastik-Scheiß der rumfliegt. Doch man kann dem Dreck ja leider auch kaum entgehen – jedenfalls nicht wenn man MIT Kind ab und an einkaufen geht. Denn HerrSjardinski ist total verzückt von den bunten Figuren, deren Funktion und Daseinsberechtigung sich mir nicht erschließen wollen. Und dass, obwohl der feine Herr kaum einen der Disney-Filme kennt, denen die Figuren entstammen. Denn wir Eltern sind keine Disney-Freunde, versuchen Mickey Mouse & Co. zu meiden. Noch nicht mal „Cars“ wird bei uns geschaut. Aber HerrSjardinski sammelt sie – den Frosch, den Toiletto (Tassilo meint er), die Drachen und die Mädchen. Wie kleine Schätze hütet er sie in der Box, die man zusätzlich erwerben konnte.

Täglich werde ich gefragt, wann ich ENDLICH wieder einkaufen gehe. Das Wikkeez-Banner über dem Rewe-Eingang wird jedesmal studiert. „Da, den Frosch hab ich schon.“ Und an der Kasse wird der feine Herr dann ungeduldig. Endlich neue Tütchen. Die natürlich sofort von dem kleinen Wikkeez-Junkie aufgerissen werden. Vielleicht diesmal endlich das Kätzchen? Die doppelten Figuren fliegen natürlich herum. Plastik-Scheiß, der mich wahnsinnig macht. Und dazu soooo viel Verpackungsmüll. Von Umweltschutz haben Rewe, Aldi und Co. nämlich anscheinend noch nix gehört. Bei den Stickern ist es nämlich nicht nur das Tütchen, sondern auch der Stickerrücken. Da kommt pro Album bestimmt ein gelber Sack Müll zusammen.

Eins ist klar: wenn die letzte fehlende Figur ihren Platz in der Box gefunden hat, fliegt die auch herum. Ob ich die Box irgendwann loswerden kann? Wohl kaum. Und was folgt auf die Wikkeez? Neuer Plastik-Scheiß? Oder das hunderttausendste Scheiß-Sammel-Klebe-Album? Ich habe ein bisschen Angst.

Sammelt ihr auch? Oder versucht ihr euch den Kommerz-Sammelaktionen zu entziehen? Tipps?