„Mama, rosa ist eine Mädchenfarbe, oder?“, fragte mich HerrSjardinski neulich. Mit vier fängt es im Kindergarten plötzlich an, dass „Mädchensachen“ nicht mehr „cool“ sind. Rosa, Pink, Lila – Mädchensachen eben. Genau wie Filly-Pferdchen und Hello-Kitty. Oder Puppen. Andersrum das gleiche Spiel. Kommt diese Gender-Unterteilung von den Kindern? Oder kommt in erster Linie von UNS? Führen die Werbung und unsere unbewussten Reaktionen dazu, dass unsere Kinder ihre Welt in Rosa und Blau aufteilen? Oder ist das eine unvermeidbare Metamorphose eines Kindes?

Kinderküche: auch für Jungs ein Riesenspaß

Unbekannte Aktionhelden bevorzugt
Für mich sind rosa und pink nur Farben. Genau wie blau und braun. Warum sollte nicht jeder die Farben anziehen, die er mag? Bei HerrSjardinski war es egal, was ich ihm anzog. Ob pinkes Surfershirt, blauen Ringelpulli oder orangene Jacke – er wurde als Baby und Kleinkind von Fremden eh immer für ein Mädchen gehalten. Ich hätte ihm mit Filzstift „Boy“ auf die Stirn schreiben können und trotzdem hätten mich die Omas im Supermarkt gefragt „wie die Kleine“ denn nun heißt. Von daher – ist die Farbe der Kleidung doch erstmal wurscht. Bis die Kinder eben vier werden. Dann wollen Jungs auf einemal „cool“ aussehen. Bloß nicht süß. Und schon gar nicht ROSA wie ein Mädchen. Da werden auf einmal unbekannte Aktionhelden bevorzugte Wahl der Kindergartengarderobe. Spiderman zum Beispiel. Kennt HerrSjardinski eigentlich nicht. Aber selbst Schuld – denn ICH habe diesen Spiderman-Pulli ja irgendwann gekauft (weil er so kuschlig war). Angebot und Nachfrage.

Die Sache mit den Kacka-Nägeln
HerrSjardinksi ist ein Junge, der „Jungssachen“ mag. Aber er liebt auch seine rosa-schwarz geringelten Socken. Genauso wie Putzen und die Spielküche. Und lackierte Fingernägel. Als er zwei Jahre alt war, gab es für jeden erfolgreichen Töpfchengang einen bunten Nagel. Bis dann HerrSjardinski auf die Cousine meines Mannes traf, die auffällig verzierte Gelnägel hatte. „Hast du aber viel Kacka gemacht“, lobte er sie anerkennend. Öööhm – naja, vielleicht war DAS dann nicht der klügste Weg, um das Klotraining zu belohnen. Zumal der Iromann nicht gerade Fan von bunten Jungsnägeln ist. Genausowenig von Puppen (gruselig) oder roase Zeugs. Hätten wir eine Tochter, wäre er darüber allerdings auch wenig begeistert.

Kiss the Cook
Was mich aber wirklich ärgert, ist die ständige Unterteilung von Jungs und Mädchen bei Spielsachen. Rosa Lego für Mädchen, Superheldenlego für Jungs (ok, DAS ist schon echt cool, dieses Lego). Früher gab es Lego für KINDER. Warum ist es denn so ausgeschlossen, das ein Mädchen nicht mit dem Star Wars Lego spielen mag? Und andersrum, warum sollten Jungs nicht auch Mal mit Puppen spielen dürfen, wenn sie das wollen? Unsere Jungs sollen doch später auch gute Papas werden, die ihr Baby versorgen können, oder? Genauso ist es mit Spielküchen. Aber versucht Mal, eine Holz-Kinderküche zu kaufen, die NICHT rosa rüschig ist. Da ist die Auswahl eher so mittel.

Wenn ein Einhorn Eier legen könnte
Und dann ist da noch die Sache mit der Werbung. Wie die vom Ü-Ei: das „Mädchen-Ei“. Mit Hello Kitty! Üüüürgs. Und ein Jungen-Ei? Gibt´s nicht. DAS ist dann wiederum ungerecht. Und ich muss meinem Sohn erklären, warum die Mädchen ihr „eigenes“ Ei haben (wobei Ü-Ei bei uns nur sehr sehr selten verlangt und gekauft wird). Als ob sich Kinder nicht einfach über das Spielzeug für KINDER freuen könnten! Warum muss es dann noch ein Hello-Kitty-Ü-Ei geben? Ein verrüschtes rosa Glitzer-Ei – wie von einem Einhorn gelegt. Warum? Mädchen-Mamas – das nervt euch doch auch, oder?

Ich verrate nichts
Mir ist schon klar, dass Jungs und Mädchen „anders ticken“. Pauschal gesehen mögen Jungs vielleicht eher wilde Spiele, während Mädchen eher soziale Rollenspiel bevorzugen. Vielleicht. Und vielleicht ist das mit den Farben auch so. Aber jedes Kind ist anders. Und wo die einen wild sind, sind die anderne vielleicht eher ruhig. Ich weiß nicht, wie es bei euch war. Aber ich habe früher genauso gern mit Autos wie mit Barbie gespielt. Ich bin auf Bäume geklettert und hab mich als Prinzessin verkleidet. Ich hatte Judounterricht und bekam Ballettstunden. Ich war einfach ein Kind, was alles ausprobieren durfte. Heute ist alles schon vom Spielzeugangebot in solche festen Strukturen gepresst, dass kaum Raum zum Ausprobiern bleibt. Ohne eben gleich ein reines Mädchen- oder Jungs-Produkt zu nutzen.

Übrigens ist HerrSjardinski ein Fan dieser Yoohoo Sammelfiguren. Die sind eigentlich für Mädchen. Aber das werde ich ihm nicht verraten!

Wie macht ihr das? Oder wie sagt man so schön: Erzieht ihr auch zweifarbig?