Ich habe schon Mal über Motztage geschrieben, an denen gar nichts gelingen mag. Doch es geht noch schlimmer. Glaubt ihr nicht? Na dann schaut her. Denn heute war so ein Tag. Ein verregneter Montag, aber eigentlich hatte das Wetter keine große Schuld, spiegelte jedoch meine Laune 100 Prozent wieder. Und die war so ziemlich – dank schlechter Zahn- und Rotzinächte – übelst im Keller. Du bist nicht du, wenn du müde bist!

Denn heute war ich mal wieder die Motzstimme aus dem Off. Mit einer Toleranzschwelle zum schneiden dünn. Alles was sonst höchstes mit einem genervten Augenaufschlag quittiert wird, war heute Anlass für eine erhobene Stimme. Tu dies nicht, mach das nicht. Hör auf! Nein, nein, und nochmal NEIN! Ein umgeschüttetes Glas, eine Schere, die nicht selbst geholt werden wollte, und ein Schokopudding, der geöffnet und nicht gegessen wurde. Geschimpfe! Umdrehen auf dem Wickeltisch, Gekneife und permanent ausgezogene Socken: auch hier Geschimpfe. Manchmal auch nicht laut, aber innerlich, da brodelte es. Und zwar gewaltig!

„Du neeeervst mich“ – heute bestimmt einer meiner Top-Ten-Sätze. Und bei jedem Schimpfen, bei jedem „du nervst mich“ tat es mir so unglaublich Leid. Warum musste ich so überreagieren. Warum gibt es manchmal so Tage, an denen man keine Kraft hat, drüber zu stehen? Gelassen zu sein? Statt zu schimpfen, hätte ich lieber gelacht. Statt „du nervst mich“ zu sagen, hätte ich lieber „ich hab dich lieb“ gesagt. Aber es ging nicht. Herzlichkeit ade. Und mit jedem Schimpfen fühlte ich mich mieser. Ja, heute konnte ich meine Kinder nicht leiden. Aber MICH konnte ich noch viel viel weniger leiden.

Rosen von HerrSjardinski

Darf ich präsentieren, die schlechteste Mama der Welt. Was sich über den Morgen hin aufbaute, kam um die Mittagszeit zum Höhepunkt – da kam nämlich noch der Hunger dazu. Denn du bist nicht du, wenn du hungrig bist. Und müde. Und dieses Mama-Wrack trifft dann auch noch auf hungrige müde Kinder. Na Mahlzeit. Ich wurde einmal richtig richtig laut. Total ungerechtfertigt. Am Nachmittag ging Sohn1 dann zu Oma und der total übermüdete Sohn2 schlief nach viel Geweine endlich ein. Ruhe! Die Wogen in mir glätteten sich. Das miese Gefühl blieb.

Und dann kam der Abend und die ganze Familie war wieder zusammen. Sohn1 brachte mir einen selbstgepflückten Strauß duftender Rosen mit. „Für dich Mama, weil du so lieb bist!“ Ich und LIEB. Hallo? Ich bin heute mal wieder eine ganz verkackte Arschmama gewesen. Und bekomme Blumen? Dafür? Für diese Kackleistung, den Tiefpunkt meiner Mütterlichkeit?

Ich schäme mich. Ich würde diese Scham jetzt sehr gerne in einem Glas Rotwein ertränken, wenn wir denn noch welchen im Haus hätten. Stattdessen ziehe ich mir gleich die Bettdecke über den Kopf. Vor Scham, aber auch in der Hoffnung auf ein bisschen Schlaf.

Ich muss dieser Rosen würdig werden! Morgen, ganz bestimmt. Versprochen!