Scherben bringen Glück? Bringen viele Scherben dann auch viel Glück? Ich hoffe schon, denn der erste Geburtstag von MisterWin stand im Zeichen der Scherbe. Und zwar Scherben aller Art. Vielleicht liegt es daran, dass wir wohl alle ziemlich tollpatschig sind. Wenn sich der Iromann nicht jeden Tag den kleinen nutzlosen Zeh andengelt – oder wahlweise das Schienbein – ist er jedenfalls nicht glücklich. Und wenn ich nicht einmal im Jahr das Auto anschrappe, ja, dann stimm auch hier was nicht.

Der Kuchen wollte übrigens auch nicht so gelingen.

Schon einen Tag vor dem Geburtstag haben der Iromann und ich scherbenmäßig kräftig Vorarbeit geleistet. Mir ging ein überaus geliebter Teller mit blauem Rand zu Bruch, als ich schwungvoll die Kühlschranktür öffnete. Holla, der hatte es samt Apfelpfannkuchen-Reste ziemlich eilig, da wieder rauszukommen. Und der Iromann zerdepperte gleich zwei Gläser. Wie auch immer – wenn Mama und Papa so überaus clumsy sind, warum sollten es die Kinder nicht auch sein?

Zum Kaffekränzchen hatten wir die Großeltern, die Urgroßoma, Patentante nebst Kindern sowie einen Freund von HerrnSjardinski geladen. Bei fünf Kindern dreimal Scherbenregen ist dann wohl ne ziemlich gute Quote. Jedenfalls bei solch ungeeignetem Spielzeug. Drei Lektionen habe ich an diesem Tag gelernt:

Pechvogel im Goldgeflitter
Als wir unseren letzten Urlaub verbrachten, gingen wir in einen Laden, der Edelsteine und sonstigen Tand feil bot. HerrnSjardinki gefiel das sehr gut, wollte er doch unbedingt einen Schatz besitzen – und der Laden hieß auch passenderweise „Schatzkästchen“. So kam es, dass der feine Herr unbedingt dieses kleine bauchige Gläschen mit in Flüssigkeit schwimmenden Blattgold erstehen wollte. Er versicherte uns, dass er auch ganz vorsichtig sein würde. Natürlich werde er es nirgendwohin mit nehmen wollen oder gar damit spielen. Nur ab und an schütteln und anschauen wolle er es. Und außerdem werde er das Gold mit seinem eigenen Geld bezahlen.

Ich erkundigte mich bei der Verkäuferin noch nach der Flüssigkeit. Giftigkeit, Säure usw. wollte ich dann doch im Falle eines Falles ausschließen. HerrSjardinski war nun stolzer Besitzer von echtem Gold, das er in den nächsten Tagen auch allen Familienmitgliedern und Besuchern zeigt. Auch am Geburtstag wollte er es seinem Freund präsentieren. Nur leider fiel das Glasfläschen zu Boden, zersplitterte in tausend Scherben. Eine Mischung aus Alkohol und Blattgold tränkte das Laminat. Da so eine überaus teure Vergoldung vor dem Sofa nicht zu unserer sonst schlichten Einrichtung passt, wurde alles mit einem alten Handtuch aufgewischt und im Müll entsorgt. Ja, ihr hört richtig, wir schmeißen sogar Gold weg. Aber mal ehrlich, ich wollte dann doch nicht Goldgräber spielen und Splitter und Blattgold sieben.

Lektion 1: Glas ist kein geeignetes Spielzeug für Vierjährige! Und Gold auch nicht.

Schiffbruch
Da HerrSjardinski schon seit einiger Zeit Unmengen an Geld hortete, war er ziemlich reich geworden. Und beschloss, sein Vermögen in Immobilien zu investieren. Lego-Immobilien. Das Ninjago-Schiff sollte es sein. Nach einem Online-Kurs in Ingenieurwissenschaften und Maschinenbau, bauten der Iromann und ich vier Tage und Nächte dieses Schiff zusammen. Im Schichtsystem versteht sich. Und am Ende funktionierten alle Waffen, Abwehrsysteme und sonstige Funktionen einwandfrei. Wir waren stolz auf unser Schiff. Besonders ich. Denn vorher hatte ich nie mehr als ein Auto zustande gebracht, gebaut aus vier Rädern, einer Platte, Lenkrad und einem Stein als Sitz. Dieses Schiff war mein Glanzstück. Mein ganzer Stolz. Nur dummerweise wollte HerrSjardinkis damit auch spielen. Dieses törichte Kind! Mal viel ein Seitenteil ab, mal der Mast, mal ein Segel. Es gab immer etwas zu reparieren. Tag für Tag.

Nach dem Geburtstagsfest braucht das Schiff jedoch eine Generalüberholung. Es ist völlig hin – ein absolutes Wrack. Und das Schlimmste: die Kleinteile haben sich mit anderen Legosteinen vermischt

Lektion 2: Lego-Bausätze nur altersgerecht kaufen, damit das Kind alleine bauen kann.

Bananen-Telefon
MisterWin hatte Geburtstag und ist somit kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind. Den ganzen Tag verhielt er sich schon auffällig kleinkindhaft: brabbelmotzte vor sich hin, bekam kleine Wutanfälle, wollte nicht Mittagsschlaf machen und bestand darauf, sein Essen alleine zu essen. Da ich dieses Kleinkindgehabe schon vergessen hatte – bei HerrnSjadrinski ist das ja schon länger her – kam es abends zu einer verhängnissvollen Fehlinterpretation. MisterWin war auf Papas Arm und deutete „da, da“ auf mein Handy, was neben dem Obstkorb lag. Ich dachte, er wolle Telefon spielen. Dieses kleine Spiel macht er nämlich sehr gerne. „Hei, hei“ sagt er dann immer und hält sich den Hörer ans Ohr.

Unwissend wie ich war, überreichte ich dem kleinen Mann das teure Smartphone, der es in der divenhaften Art, die nur Kleinkinder pflegen, mit karacho auf dem Boden pfefferte. Dort zerbrach das Display in tausend Stücke. Tja, du bist nicht du wenn du hunrig bist. „Da, da“ – MisterWin wollte gar nicht das Handy, sondern etwas aus dem Obstkorb! Fortan werden wir nur noch mit Bananen telefonieren.

Lektion 3: Smartphones gehören nicht in die Hände von Kleinkindern.

So – und bei so viel Scherben warte ich jetzt nur noch auf den Lottogewinn, den ich in den nächsten Tagen erhalten müsste. Es ist nämlich heute noch ein blaugeränderter Teller zerbrochen, die Chancen stehen also gut! Mit dem Geld kaufe ich ein bruchfestes Smartphone, engagiere einen Ingenieur für Lego-Reparaturen und kaufe HerrnSjardinski ein Zimmer aus purem Gold. Jawohl!

Was sind denn bei euch Dinge, die eurer Kind kaputt gemacht hat?