Der Rabaukowitsch hat seinen Namen nicht von ungefährt. Als Captain Chaos randaliert er durch die Wohnung und zerstört alles, was ihm so in die kleinen Fingerchen kommt. Bücher werden zerrissen, Spielzeug wird herumgeschmissen, Trinkbecher ausgeleert und Handtücher im Klo versenkt. Alles Dinge, die der feine Herr nie niemals gemacht hat. Vielleicht hatte der Herr einfach anderes im Sinn. Vielleicht bekam er auch einfach etwas mehr Mamabespaßung. Oder vielleicht entsprach das mutwillige Zerstören einfach nicht seinem Naturell. Wer weiß, er ist schließlich ein feiner Herr.

 

Der Rabauke ist eher ein Punk. Einer, der sich nicht an Regeln hält. Einer, der an Weihnachten Sektgläser heimlich leer trinkt. Einer, den man keine drei Minuten unbeobachtet lassen kann. Sex, Drugs and Rock n Roll. Hooray! Ja, vielleicht wird er mal wirklich ein Punk, mit Nieten, Tattoos und einem grün gefärbten Iro. Und treffenderweise bilden seine Namensinitialien das Wort ALK.

Aber all das ist nicht wirklich schlimm. Schließlich wäre der Iromann auf einen Punk-Sohn mächtig stolz – auch wenn er sich Alki nennen sollte. Schlimm ist eher die Sachen mit dem Würgen. Denn der Rabauke würgt andere – und das schon seitdem er sieben Monate alt ist. Manchmal spielt man mit ihm oder kuschelt und auf einmal legen sich seine kleinen Händchen um den mütterlichen Hals und drücken zu. Ja, mir bleibt da sogar richtig die Luft weg. Dabei bekommt der Rabauke einen ganz irren Blick. Und egal wie oft ich „Aua, aua“ oder „Nein“ sage, ihn von mir wegsetze oder versuche es zu erklären: Er macht es immer wieder. Jetzt seltener, aber dennoch oft.

Ok, is ja nicht so, dass ich mich nicht gegen einen 1-Jährigen „wehren“ könnte. Aber kann das ein jüngeres Kind? Der Rabauke würgt nämlich nicht nur mich oder – seltener – seinen Papa und den feinen Herren, nein auch kleinere Kinder. Im Krabbelturnen drangsaliert er die Babys, die auf ihren Decken strampeln oder schlafen. Ein unbeobachteter Moment, und zack, wird aus einem „Ai“ eine Strangualtion. Und auch seine Spielfreundin hat er schon attakiert. Während er sie würgte, biss er ihr auch noch kräftig in das kleine Stupsnäschen. Das ist nicht nur unschön für das betroffene Kind und die schockierte Mutter – sondern auch für mich. Ich versinke nämlich vor Scham im Boden!

Doch was wird sein, wenn er ab Februar in die U3-Betreuung kommt? Wenn da neun andere Kinder sind, mit denen er in einem Raum ist? Und vielleicht auch mal kurz unbeobachtet? Ich sehe mich schon mit einer handvoll Eltern nasenloser, mit Würgemalen versehener Kinder konfrontiert. Was soll ich denen sagen?

„Er übt gerade. Später wird er mal Auftragskiller. Wartet, bis er seine erste Klavierseite bekommt.“

„Der will nur spielen. Das ist seine Art, Zuneigung zu zeigen.“

„Ist das hier nicht der Fightclub?“

Vielleicht sollte ich mir noch mehr Sprüche überlegen. Ich kann den Rabauken ja schließlich nicht angeschnallt und mit Maulkorb versehen wie Hannibal Lector in die Kita rollen. Außer ich schaffe es, ihm das Würgen wirklich abzugewöhnen. Dafür müsste ich nur wissen, warum er das macht (keiner hat es je mit ihm gemacht) und vor allem WIE ich ihn nachhaltig davon abhalten kann.

Hilfe! Irgendwelche Tipps?