Seit einigen Wochen bockt HerrSjardinski – über einige Situationen wie die U9 habe ich schon geschrieben. Es kommt meist wie aus dem Nichts: erst ist der feine Herr gut gelaunt und umgänglich und auf einmal – Buuum – macht er zu. Gerade jetzt über die Feiertage und während der Kitaschließzeit fällt es uns Eltern noch mehr auf. Jeden Tag gibt es einen Konflikt der eigentlich immer mit Tränen, Frustration und Wut – manchmal auf beiden Seiten – endet. Und meist sind es nur Kleinigkeiten, die den feinen Herrn aus der Bahn werfen.

An Weihnachten saßen wir vier im Auto und waren vom Weihnachtsessen mit Bescherung unterwegs zum Geburtstagskaffee meines Papas. „Ich will heim! Ich brauch Nasenspray,“ quengelt es von der Rückbank. Wir erklären, dass es zu weit ist umzukehren. Dass es bei der Oma auch Nasenspray für verstopfte Nasen gibt. Dass wir viel schneller bei der Oma als zu Hause sind. Und dass der Opa ganz traurig wäre, wenn wir so spät kommen. Zwischen jeder Erklärung ein „Ich will heim! Naaaasenspray!“ Irgendwann nur wuterfülltes Geschrei von hinten.

„Nein, wir kehren jetzt nicht um.“ Wir sind auf der Autobahn und HerrSjardinski macht Terror hinterm Fahrersitz. Wir drohen mit Konsequenzen – einfach damit das Geschrei aufhört. Es schluchzt jetzt nur noch vom Rücksitz und irgendwann ist der Herr eingeschlafen. Bei Oma und Opa angekommen wird das Nasenspray nicht mehr verlangt.

Wir sind im Opel Zoo. Viele Tiere haben wir noch nicht gesehen, denn nach dem Ziegenfüttern gab´s für den feinen Herrn erst eine Runde GoKart und eine Pommes im Café. Nun stehen wir am Spielplatz und der feine Herr klettert, während der Rabauke im Buggy pennt. Wenigstens eine Tierrunde wollen wir drehen, um danach nochmal zum Spielplatz zurückzukehren. Also gehe ich schonmal mit dem Buggy etwas vor. „Ich will aber hierbleiben.“ Der Papa erklärt, dass wir nur kurz spazieren und er dann noch lange auf dem Spielplatz spielen kann. „Ich will hierbleiben“. Nach weiteren Erklärungen zieht der Iromann den feinen Herrn unter Tränen mit, um mich einzuholen. Und da HerrSjardinski nun nur noch randaliert und weint, entschließen wir uns als „Konsequenz“ zu gehen. Noch auf der ganzen Autofahrt schreit der feine Herr sein „Ich will aber hierbleiben.“

Und so ist das täglich. Ein Kampf. Sei es die Milchschnitte, die es nicht gibt, weil wir einfach keine im Kühlschrank haben und ich auch nicht um 8 Uhr morgens welche kaufen gehen mag. Oder der Türdrücker, den ich bevor HerrSjardinski den Wunsch äußerte, selbst gedrückt habe. Oder die Sonne, die es wagt, einfach so unterzugehen, so dass es zu Dunkel für Schatzsuchen im Garten ist.

Die Dinge so anzunehmen wie sie eben sind, ist nicht gerade HerrSjardinskis Stärke. Und alle Erklärungen, Kompromissangebote und Lösungsvorschläge helfen nicht! Nein. Es muss JETZT so gemacht werden, wie ER es mag. Ich hasse dieses Drohen, aber anders geht es nicht. Oder was sagen die Pädagogen unter euch?

Heute habe ich zwei sehr interessante Texte dazu gelesen. Einen von Frida von 2kindchaos, die mit ihrer Peanut gerade Ähnliches durchzumachen scheint. Sie vermutet, dass sie ihrer Tochter einfach die ganze Zeit die falsche Art Aufmerksamkeit geschenkt hat. Der Link zu Gewünschtestes Wunschkind „Warum Kinder ständig unsere Aufmerksamkeit verlangen“ öffnet auch mir die Augen.

Es kann vorkommen, dass Eltern sagen, dass sie ihrem Kind eigentlich sehr viel Aufmerksamkeit schenken, es aber trotzdem nicht genug davon zu bekommen scheint. Manchmal wirkt es nahezu unersättlich und trotz eigentlich objektiv genug erhaltener Aufmerksamkeit provoziert es dennoch ständig.

Braucht HerrSjardinski einfach eine andere Art von Aufmerksamkeit? Seitdem der Rabauke auf der Welt ist, muss auch er zurückstecken – und oft sage ich Dinge wie „gleich“, „jetzt nicht“ oder „das geht nicht mit dem Rabauken zusammen“.  Denn der Rabaukowitsch ist eine „Klette“, die nicht alleine bleiben möchte – auch wenn er sich scheinbar gerade selbst beschäftigt. Was es natürlich schwerer macht, dem feinen Herrn zu helfen oder ihm seine Spielwünsche zu erfüllen.

Ich bin jetzt aufmerksamer geworden und versuche, HerrnSjardinskis Hilfsangebote eher wahrzunehmen, ihn mehr einzubinden. Und vor allem auch zu helfen, wenn er es JETZT einfordert.

In der Hoffnung, dass diese „Machtkämpfe“ um Dinge, die man nicht ändern kann, aufhören.