Früher dachte ich ja köpfschüttelnd: „Meine Güte, was machen Linkshänder immer für´n Geschiss. Warum brauchen die Extrawürste, wie zum Beispiel Scheren?“ Tja, und dann kaufte ich dem feinen Herren aus Versehen eine Linkshänderschere. Und wunderte mich, dass er keinen graden Schnitt hinbekam. Nicht einen!

Ich probierte die Schere selbst aus, drehte sie andersrum, quetschte meine Finger in verkehrte Halter und versuchte zu Schneiden. Holy Shit – das geht wirklich nicht! Und mir wurde klar, warum sich für einen echten Linkshänder die „Rechtshänder“-Welt manchmal ziemlich verkehrt herum anfühlen muss.

Warum ich das jetzt schreibe? Als der Rabaukowitsch mit Greifen anfing, fiel mir relativ früh auf, dass er seine linke Hand bevorzugte. Auch beim Essen – so mit 10 Monaten – hielt er Löffel oder Gabel immer Links. Ja, er benutzte nur die rechte, wenn die linke Hand belegt war oder wenn er sich selbst Hilfestellung für die Linke geben wollte. Hielt ich ihm ein Spielzeug mittig hin, griff er es mit Links. Als er dann zum ersten Mal mit einem Buntstifte malte war mir klar: der ist Linkshänder. Und das ist eben nicht ungewöhnlich.

Meine Mama ist eigentlich Linkshänderin, wurde aber damals „umerzogen“. Ich selbst schreibe rechts, kann das aber auch mit links (nur eben ungeübt und daher nicht schön). Als Beidhänder musste ich beim Gitarre lernen erstmal ziemlich rumprobieren, was jetzt eher funktionert [und wer jetzt denkt: huijujui – ich hab das mit der Musik früh aufgegeben]. Und dann sind da noch ein Neffe und eine Nichte meines Mannes, die beide Linkshänder sind. Es liegt also irgendwie in der Familie (bzw. Familien), was mit 15% Bevölkerungsdurchschnitt wiederum auch nix Krasses ist. Trotzdem waren bisher Linkshäner für mich eben die, mit denen man ins Gehege kommt, wenn man beim Schreiben neben ihnen sitzt.

Also gewöhnte ich mir an, dem Rabauken beim Tischdecken Gabel oder Löffel sowie seinen Trinkbecher links hinzustellen. Als er in den Kindergarten (also U3) kam, sprach ich in seiner Gruppe die Linkshändigkeit an. Und freute ich micht, dass seine Erzieherin ebenfalls Linkshänderin ist. Da kann er sich einiges abschauen. Und damit war für mich die Sache erstmal vom Tisch. Macht er eben alles mit Links, is ja wurscht.

Bis er heute seine Gurke selbst schneiden wollte und ich ihm Hilfestellung geben wollte. Oh f**ck – wie soll ich ihm das denn zeigen? Und was ist mir Schneiden, Schuhe binden und Schreiben? Wääääh. Das war bei dem feinen Herrn alles viel einfacher. Es gibt so viele Dinge, bei denen wir nun bald anfangen müssen, umzudenken. Zum Beispiel beim Stifte anspitzen! BÄÄÄÄM – versucht das mal mit Links! Geht nicht! Oder bei der Bremse am Laufrad. Die sitzt (noch) an der falschen Seite.

Im Prinzip ist das alles nix Wildes – wenn man dran denk. Und versucht sein Kind zu unterstützen. Damit man sich nicht irgendwann wundert, warum das Kind so abgesäbelte Buntstifte hat und permanent vom Rad donnert.

Da fällt mir ein, ich gehe jetzt Mal diese verdammte Linkshänder-Schere suchen. Die ist nämlich verschollen – wir konnte sie ja bis vor kurzem gar nicht gebrauchen. Spätestens wenn ich dem Rabauken eine neue kaufe, werde ich die alte wohl finden, oooarr. Ihr kennt das. Oder?

Habt ihr auch ein Linkshänder-Kind? Oder seid ihr selbst Linkshänder? Würde mich über Tipps sehr freuen. Blogposts könnt ihr gerne in den Kommentaren verlinken.