Kennt ihr eigentlich schon selbstbestimmte Mediennutzung? Ein aktueller Erziehungstrend, der Kindern verhilft, ihren Medienkonsum selbst zu regulieren. Kein Geschrei mehr, wenn die erlaubte Fernsehsendung fertig geschaut oder die Spielzeit für Console und Co. abgelaufen ist. Die Kinder dürfen einfach so lange vor sämtlichen Monitoren verbringen, wie sie möchten. Und nervige Eltern-Kind-Diskussionen entfallen.

Setzt euch doch mal in eure Kinder hinein. Wie würdet ihr empfinden, wenn einfach eurer Partner eure Lieblingssendung ausknipst, weil 30 Minuten Medienzeit vorbei sind. Oder euch mitten vorm Endgegner den Saft ausschaltet?

Jedes Kind hat eine anderes Medienbedürfnis, dass erst herausgefunden werden muss. Bei der selbstbestimmten Mediennutzung dürfen kleine Kinder z.B. Sandmännchen so lange schauen, bis sie vereckige Augen bekommen oder müde umfallen, während man größeren Kinder einfach eigenverantwortlich die Fernbedienung und den Controller in die Hand drückt, damit sie sich durchs Programm zappen können. Es wird darauf vertraut, dass die Kinder selbst lernen, dass dauerhaftes fernsehen und zocken öde ist. Mit der Zeit werden die Kinder nach hohem Medienkonsum lernen, entgangene Zeit an der frischen Luft oder das gemeinsame Spiel mit Freunden nachzuholen.

Klingt absurd, oder? Ist es auch! Denn es ist frei erfunden.

Aber genauso hört sich für mich der Lobpreis auf das „Selbstbestimmte Einschlafen“ an. Letzte Woche war ich nicht so oft online. Aber die Debatte  aus meinem Bloggernetzwerk zu diesem Thema ging auch an mir nicht vorüber.

Der Trend: Weg von festen Schlafzeiten und dem damit verbundenen täglichen Einschlafkampf. Die Kinder sollen selbst entscheiden, wann sie abends müde sind und schlafen gehen möchten. Bis dahin dürfen sie spielen oder die Abendrituale ausgiebig nutzen.

Versteht mich nicht falsch – ich möchte hier niemanden kritisieren. Das selbstbestimmte Einschlafen lehne ich weder strickt ab noch find ich es schädlich. Nur empfinde ich es nicht für jedes Kind (und jedes Alter) umsetzbar. Denn jedes Kind ist anders.

Es gibt sicherlich Kinder, die mit Selbstregulation wunderbar klar kommen. Die selbst signalisieren, dass sie müde sind und die auch ganz eindeutig entscheiden, wann sie ins Bett wollen. So wie der Rabauke, der zwischen 19 und 20 Uhr einfach nach seiner „Mimi“ (Milch) verlangt oder sich in sein Bett legt und „Heiazeit“ ruft. Er geht einfach gerne Schlafen und meist geht das begleitete Einschlafen auch recht schnell bei ihm. Ok, er hat bisher in seinen zwei Lebensjahren einmal durchgeschlafen, aber das ist ein anderer Schnack.

Aber dann gibt es eben auch Kinder wie den feinen Herrn. Dessen Abendritual schon immer – auch als Baby – besonders lang war. Der, wenn er in der Urlaubszeit selbst über seine Bettzeit entscheiden darf, trotzdem um 23 Uhr ins Bett „geschickt“ werden muss. Der auch mit Augenringen bis in die Kniekehlen noch stundenlang Lego bauen kann und nicht im Traum darauf kommen würde, an der Matratze zu horchen. Dem auch um 22 Uhr noch 25 Dinge einfallen, die er erledigt haben möchte, bevor er ins Bett will. Der einfach nicht gern einschläft (wenn er das dann tut, schnorchelt er wie ein Stein bis in den späten morgen).

Auch Diskussionen sind wichtig für das Aufwachsen

Es ist ja nicht so, dass er nicht müde wäre. Nein, wir schicken ihn NICHT um Punkt 20 Uhr glockenhellwach ins Bett. Sowas empfinde auch ich als Quatsch. Aber er braucht einen festen Zeit-Rahmen, in dem er sich bewegen kann. Und ab einer gewissen Uhrzeit ist dann eben auch wirklich Schicht im Schacht. Nur die müssen wir Eltern vorgeben. Ein Signal, damit er sich überhaupt ins Bett begibt. Denn nur hier merkt er, dass er müde ist.

Wirklich, ich will hier niemanden verurteilen. Aber für mich geht diese Selbstbestimmtheit in der Erziehung einfach zu weit. Genauso wie ich auch beim Essen (Gerichte, Snacks) oder der Mediennutzung (Inhalte, Dauer) einen Rahmen vorgebe, bei dem dann frei ausgewählt wird, möchte ich das auch beim Schlafen tun. Das ist eine meiner Aufgaben als Elternteil.

Klar ist das auch mal anstrengend und führt zu Diskussionen. Aber sind die nicht auch wichtig? Ist es nicht im Prozess des Aufwachsens total wertvoll, darüber zu debattieren, ob man nicht doch noch eine Stunde länger wach bleiben darf, weil Wochenende, Ferien oder Sommer ist oder man einfach gerade eine schöne Spielidee umsetzen mag? Und sind das nicht dann Erfolgserlebnisse, um die man seine Kinder mit der frühen Selbstbestimmtheit bringt?

Denn die Selbstbestimmtheit, die kommt doch noch früh genug. Für das eine Kind vielleicht früher als für das andere.

Wie seht ihr das? Habt ihr feste Schlafenszeiten? Bewegt ihr euch auch in einem großzügigen Zeitrahmen wie wir? Oder ist alles selbstbestimmt?

Wer noch weiter lesen möchte, dem lege ich folgende Texte ans Herz. Die wie ich finde, beide Seiten wirklich gut beleuchten.