Mein kleiner Rabauke,

jetzt wirst du schon zwei Jahre alt. Ich kann es kaum glauben, dass die Zeit so schnell vorbei gegangen ist. Eben noch warst du mein kleines Baby, dass sich perfekt in meine Armbeuge geschmiegt hat. Dass ich mit einem Arm tragen konnte, und dessen süßer Babygeruch in meine Nase stieg, sobald ich mein Gesicht sanft an deinen Körper gedrückt habe. Um dich zu küssen. Oder einfach nur deinen Duft einzuatmen, um ihn für immer in meiner Erinnerung aufbewahren zu können.

Ich weiß noch, wie du dich vor zwei Jahren angekündigt hast. Es war ein sonnig warmer Spätsommer und seit Tagen hatte ich immer wieder Wehen, die ich teilweise veratmen musste. Und dann war da dieser Morgen, drei Tage nach Termin. Ich wachte auf, Punkt sieben, mit heftigen Wehen. Noch heute ist das deine Zeit, während der du wach wirst, und den Tag voll Energie startest.

Ich weiß noch wie ich in die Badewanne hiefte und dann alle zwei Minuten innehalten musste, um mich fertig zu machen. Wie der feine Herr voll Sorge in den Augen bei der Oma blieb und ich mit deinem Papa ins Auto stieg. Wie wir uns durch den Berufsverkehr quälten und ich am liebsten aufgestanden wäre, weil das Sitzen im Auto so unerträglich war.

Ich dachte wirklich in diesem Moment, dass wir es schaffen würden. Ich dachte, ich könnte dich auf natürlichem Weg, anders wie deinen Bruder, bekommen. Doch es kam ganz anders. Während dein Papa einen Parklplatz suchte, schleppte ich mich mit vielen Pausen in den Kreißsaal. Doch dort war alles voll und ich musste warten. Es wurde immer schmerzhafter, unerträglicher. Die Wehenpausen kürzer. Alle Minute kamen sie und dann platze die Blase. Grünes Fruchtwasser. Ich hatte solche Angst.

Und dann endlich im Kreißsaal der Ultraschall, der bestätigte, dass du auf dem Beckenknochen festsitzt. Man riet mir zur PDA und Lagerungsversuchen. Und ich spürte nur, dass du da raus willst. Ich wollte nicht noch einmal alles umsonst versuchen. Ich wollte über mich selbst bestimmen und forderte einen Kaiserschnitt.

Und dann warst du da. Klein, rot und sehr zorning konntest du deinen Papa kennen lernen, während ich zugenäht wurde. Und dann, nach einer unterträglich ewig dauernden Stunde, hielt ich dich, mein kleiner Sohn, und gab dich nicht, so wie damals deinen Bruder, her. Trotz heftiger Nachwehen und Schmerzen bliebst du bei mir und wir verliebten uns.

Heute bis du schon so groß. Immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht und den Schalk im Auge blitzen. Du hast einen solch starken Willen, so viel Power, dass es schwer ist, dich zu bremsen. Du bist ein kleiner Wirbelsturm, der uns manchmal ganz schön aus der Bahn rüttelt.

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Es tut mir Leid, dass ich mich manchmal nicht so auf dich konzentrieren kann, wie damals auf deinen Bruder. Ich weiß, du forderst Zeit und Aufmerksamkeit ein, wenn du trittst, haust oder irgendwas anderes anstellst. Es tut mir Leid, dass ich manchmal so viel schimpfen muss, um dich etwas zu bändigen. Und dann ist der Sturm vorbei und du bist so kuschelig und anhäglich. Dann knetest du meine Haut, wühlst dich in meine Haare und versuchst scheinbar, in einem zu versinken. Du brauchst so viel Zärtlichkeit und Kontakt, wie ich es nicht von deinem Bruder kenne.

Mein wilder, kuscheliger, fröhlicher, kleiner Sohn. Ich bin so stolz auf dich. Du überraschst mich immer wieder. Du hast zum Beispiel in den letzten Wochen so gut sprechen gelernt und stellst nun Fragen, um alles aufzusaugen wie ein Schwamm. Du spielst einige Momente alleine oder mit deinem großen Bruder, ohne ein Schlachtfeld aus Chaos und Zerstörung zu hinterlassen. Du brauchst deinen Nunu nicht mehr so oft und magst keine Nachtmilch mehr trinken. Und dann hast du dir auch noch Roller- und Dreiradfahren selbst beigebracht.

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Alles Gute zum Geburtstag, mein großer kleiner Junge. Mein kleinster Lieblingsmensch. Ich hoffe, dass du dir deine Fröhlichkeit immer bewahrst und der Mensch wirst, der du sein willst.