Vor ein paar Tagen flatterte mir eine Mail ins Postfach. Ein Dienstleistungsunternehmen hat nämlich zusammen gerechnet, wie viele eine „Vollzeit-Mama“ eigentlich verdienen müsste. Denn so eine Übermutti deckt immerhin dreizehn Dienstleistungsberufe ab. Kinderbetreuung, Kochen, Putzen, Gartenpflege, Wäschewaschen, Fahrdienste, Dekorations- und Aufräumdienst usw. Und man kommt auf ein Jahresgehalt von stolzen 70.000 Euro. BÄM. Ein Haufen Asche.
Sorry, aber mir steigt bei so einer Milchmädchenrechnung echt die Galle hoch. Ja, vielleicht ist das wirklich edel gedacht. Um die Leistung von Hausfrauen anzuerkennen. Aber ich finde diesen Gedanken auf so vielen Ebenen falsch. Versteht mich nicht falsch – der Alltag mit Kindern ist kein Ponyhof und jedes Elternteil kommt an seine Grenzen. Das weiß auch ich. Und ich möchte niemanden in seiner Leistung abwerten.
Aber Mal ehrlich, auch ohne Kinder müsste ich als Frau – genauso wie übrigens jeder Mann – für mein leibliches Wohl sorgen. Kochen, Einkaufen, Putzen und Wäsche waschen sind nun mal Dinge, die jeder von uns tun muss. Jeder! In dem Rahmen, den sein persönliches Schmutzlevel zulässt. In dem Rahmen, in dem mir eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig ist und mir kochen Spaß macht. In dem Rahmen, in dem ich lieber saubere Wäsche mag oder Sachen vielleicht 2-3 Mal anziehe. Jeder in seinem Rahmen.
Die Mutter, die allein Haushalt und Kinder wuppt – tolles Rollenbild
Diesen ganzen Haushaltsscheiß – sorry – kann man also schon mal locker aus der Rechnung nehmen. Ob ich nun den Garten mit oder ohne Kinder pflege, ist nun echt schnurz. Ok, ich wasche vielleicht mehr Wäsche – aber müsste nicht dann nur diese Mehrarbeit aufgerechnet werden? Und dann frag ich mich immer noch – wo zum Geier ist die Leistung des Vaters abgezogen? Denn gehen wir mal von dem konservativen Rollenverhältnis aus, wird doch sicherlich jeder seinen Teil beitragen – und sei er noch so klein und vielleicht nur am Wochenende.
Gartenpflege, Müllentsorgung, Reparaturen, Versorgung von kranken Kindern, Vorlesen, Spielen, Einkaufen, Putzen, Fahrdienste und Kochen – alles Dinge und viel mehr, die hier in meinem Alltag auch der Mann macht. Wird das nun auch in Euro aufgewogen?
Wo ist bei der Rechnung der Vater?
Ja, Kinder machen Arbeit. Man hat als Eltern mehr Dinge auf seiner ToDo-Liste, als kinderlose Paare. Denn wir sind für unsere Kinder Tag und Nacht da. Saugen Sandkastensand von den Dielen im Flur, schneiden Äpfelchen auf und lesen im Jahr dölfzighundert Stunden aus Kinderbüchern vor.
Aber sicherlich kann man all das nicht in einer pauschalen Milchmädchenrechnung ausdrücken. Das hat für mich den Beigeschmack von „die Mutter ist ALLEIN für die Kinder und allem drumherum verantwortlich“. Ein Gedanke, der irgendwie so angestaubt ist, dass ich laut „Gleichberechtigung“ schreien möchte. Denn die fehlt mir bei dem Gedankenspiel vollkommen. (Bei Alleinerziehenden sieht das vielleicht noch anders aus, die verdienen eher nen Ordnen als ein fiktives Gehaltsrechnenmodell.)
Und so geht besagtes Unternehmen mit dieser BÄM-70.000-Euro-Aussage hausieren. Übrigens ein Rechenbeispiel, was jedes Jahr von irgendeinem anderen durchgespielt wir. Immer wieder springt einen diese gequirlte nichts aussagende Kacke an. Börks! Und propagiert insgeheim ein Frauenbild und ein Elternmodell, das ich so nicht sehe. Denn Mutter-sein, Vater-sein und Eltern-sein ist so vielfältig, dass es nicht mehr in pauschale Rechenmodelle passt. Wir Eltern – egal ob Vollzeit für die Kinder da oder mit Job – brauchen Wertschätzung. Aber nicht diese.
Die Leistung jedes Elternteils ist einzigartig
Und wenn wir schon rechnen wollen, dann bitte richtig. Die Mehrarbeit als Eltern abzüglich aller Hilfeleistungen von Partner, Oma, Opa, Tanten, Freundinnen usw. Und ob ihr dann das Nase schneuzen, die Nacht im Familienbett, die gemeinsamen Bademomente oder den Gute-Nacht-Kuss mit in die Waagschale eures „Mama-Einkommens“ werft, ist ganz euch selbst überlassen.
Ich bin da ganz bei Dir! Ich finde diesen Aufrechengedanken auch irgendwie merkwürdig. Zumal man diese Rechnung dann ja genauso für arbeitende Mütter (und Väter) aufstellen müsste. Viele Aufgaben rund um die Kinder fallen ja auch an, wenn man berufstätig ist. Da würde man dann sicher unterm Strich auf ein ähnliches Gehalt kommen (oder mehr?). Ich verstehe den Gedanken dahinter schon irgendwie. Ich habe größten Respekt vor Müttern, die Vollzeit mit ihren Kindern zu Hause sind, weil ich mir das für mich selbst absolut nicht vorstellen könnte. Aber wenn es schon um Anerkennung geht, dann gebührt die doch jeglichen Eltern, egal ob nicht, teilzeit- oder vollzeitberufstätig.
Also ohne Kind hatte ich zu Hause nur 1% von dem zu tun, was ich jetzt alles erledigen muss. Und es gab niemandem dem ich ständig hinterherräumen und -putzen musste. Ich finde so eine Rechnung super. Als ich noch Teilzeit gearbeitet habe, dachten meine lieben kinderlosen Kollegen, dass ich den Rest des Tages „frei“ habe und nahmen mir übel wenn ich nicht noch im Home Office weitergearbeitet habe. Pustekuchen.
Hallo Sändi, mmmh, dann hast du wohl ohne Kinder weder Wäsche gewaschen, noch gekocht oder geputzt 😀 Bei mir hält sich der Mehraufwand in Grenzen, muss aber sagen, dass ich auch nicht alles pikobello habe und der Mann hier sehr viel mit aufräumt. Aber genau das meinte ich ja, dass man diese Rechnungen nicht pauschal halten kann.
Hallo Marsha,
Ich kenne diese Rechnung nicht.
Allerdings wird in unserer Gesellschaft die Leistung von Eltern zu wenig honoriert und damit meine ich ganz klar monetär. Eltern versorgen und unterhalten die Steuer- und Rentenzahler von morgen. Kommen dadurch oft nicht dazu soviel zu arbeiten wir kinderlose und werden deshalb durch extrem mickrige Renten im Alter bestraft. Das ist ungerecht und wenn solche Milchmädchenrechngen dazu führen, dass Diskussionen darüber entstehen finde ich das zwar genau wie du plakativ, aber trotzdem sinnvoll.
Viele Grüße
Mama Maus
Bei Steuern und Renten bin ich ganz bei dir, aber so weit geht die Diskussion fürchte ich leider gar nicht. Aber danke, dass du auch mich das positive daran sehen lässt.
Ich bin alleinerziehend, es ist viel mehr Arbeit, viel weniger Ruhepausen und weniger Geld. Ich habe sicher vorher auch für mich allein gewaschen. Aber mein Kind (3 J.) macht sich jeden Tag komplett dreckig, mindestens 1mal am Tag. Meine Bettwäsche wasche ich viel öfter weil das Kind einfach auch mal kotzt und gern bei mir schläft – von ihrem eigenen Bett ganz zu schweigen. Und das Handtuch diente bei mir alleine auch nicht als Kloputzmittel. Wenn ich alleine bade, muss ich nicht das ganze Bad hinterher wischen, jetzt ständig. Meine Klamotten waren vor dem Kind nicht ständig vollgeschmiert und vollgesabbert. Ich musste nicht ständig einkaufen gehen weil ich auch mal alle möglichen Reste zusammenkratze. Es ist 20mal dreckiger in der Wohnung als ohne Kind, zumal wenn die Kleine mit den Nachbarsmädels spielt. Jeden Tag aufräumen, zweimal die Woche saugen, ständig Küche wischen – das war vorher nicht nötig. Und pikobello ist hier GAR NICHTS. Ich habe alleine nicht das Essen auf den Fußboden geworfen. Ich habe auch nicht immerzu halbe Tage bei der Kinderärztin gewartet, Physiotherapie, nervende Zahnarzttermine weil das Kind den Mund nicht aufmacht. Ich habe nicht so oft gekocht, nicht so oft Eis gekauft oder Spielzeug und nicht so oft Sachen repariert. Das ewige Rennen nach Kinder -kleidung und -schuhen, das Aushalten von Tobsuchtsanfällen, Kitagebühren, bezahlen von Kitaausflügen, klar auch Bücher vorlesen, Lieder vorsingen, spielen, rumkutschieren. Und wenn Oma kommt ist es mehr Stress, weil ich noch richtig putzen muss damit ich nicht auch noch ihre Moralpredigten abbekomme. Ich bin eingeengt, weil ich nicht spontan wegfahren kann, kaum noch freiberufliche Arbeit (neben der halben Stelle) schaffe. Wenn das bei Dir anders ist, freut mich das für Dich. Bei mir und bei vielen anderen ist es aber sehr anders. Ich wünsche mir Respekt von meiner Umgebung dafür – und ich finde, dass Du mir in den Rücken fällst.
Liebe Bendte, es tut mir leid, dass du denkst, dass ich dir mit meinem Text in den Rücken falle. So war das von mir nicht gedacht.
Ich hatte ja sogar geschrieben, dass diese Rechnung auf uns Eltern mit Mama und Papa nicht bzw. individuell zutrifft, da beide Elternteile Aufgaben übernehmen. Und so diese Rechnerei nicht pauschal zutrifft!
Mein Satz „Bei Alleinerziehenden sieht das vielleicht noch anders aus, die verdienen eher nen Ordnen als ein fiktives Gehaltsrechnenmodell.“ sollte eigentlich implizieren, dass Alleinerziehende eigentlich die einzigen sind, auf die diese Rechnung passt – abgesehen von der Arbeit, die eben auch als Single anfällt. Und das Alleinerziehend sein scheiß anstrengend ist, sehe ich an anderen, wage aber kaum, es mir vorzustellen.
Ja, bei mir ist es anders. Ich habe mittlerweile zwei Jungs, die einfach nicht mehr soooo viel Arbeit machen (abgesehen von Wäschebergen). Und mein Mann übernimmt dau noch viele Aufgaben.
Deshalb kritisiere die pauschale Gehaltsvorrechnerei, da ich denke, dass es eben ganz viele Familien gibt, bei denen eben nicht all die Arbeit allein an der Mutter hängt. Damit möchte ich aber nicht die Arbeit abwerten, die viele Mamas leisten.
Liebe Grüße, Marsha
Ist schon ok. Nur ich bin so fertig. Ich hab mittlerweile kompettes Hautjucken am ganzen Körper weil ich so nen Schlafmangel hab und so fertig bin… Und Geld irgendwie das ist, das in unserer Welt das Barometer für alles zu sein scheint.
Oh Mann, das klingt wirklich fies. Schlafmangel ist echte Folter. Kannst du dir Hilfe suchen? Eine Freundin oder jemanden aus der Familie, damit du einfach mal ein Tag oder eine Nacht Kraft tanken kannst?
Ich finde diese Rechnungen auch immer nervig. Die Arbeit muss gemacht werden und wenn beide arbeiten gehen muss sie trotzdem gemacht werden.
Ich finde auch dieses Idealbild der Mutter, die den ganzen Tag daheim ist und mit einer Hand putzt, kocht, wischt usw und mit der anderen das Kind kreativ und fördernd bespaßt einfach nur nervig.
Ich finde, dass die Leistung wertgeschätzt werden muss, aber das ist eine Sache des Paares das unter sich auszumachen…
Es wird ja auch nicht ausgerechnet, was man normal für einen Steuerberater, Buchhalter usw. zahlen müsste und trotzdem muss sich einer oder beide um die Finanzen kümmern…
Jedes Paar entscheidet sich für einen bestimmten Weg. Wenn einer oder beide damit unzufrieden sind sollten sie daran arbeiten.
Meine Schwiegereltern hätten z.B. die Aufteilung, dass SP die Woche über weg zum Arbeiten war. Geld verdient hat er genug für 3 oder 4. SM hat den Haushalt und die Erziehung der 3 Kinder geschmissen. Heute würden sie sich womöglich eher dafür entscheiden, dass beide arbeiten und sie weniger Geld haben, dafür aber alle glücklicher wären…