Der feine HerrSjardinski hat es nicht so mit Sport. Von heute auf morgen mochte er nicht mehr in Karate. Nach einem Jahr Fußball wollte er „endlich mal wieder Wochenende“ haben. Und der Schwimmkurs? Ach, reden wir nicht darüber. Klettern fände er geil, aber da die Kletterhalle zu weit weg ist, fällt auch diese Sportart als Hobby raus. Und nun ist er der Meinung „Schulsport reicht“. Uff.
Im Herbst überlegte ich, den feinen Herrn in einem Holzwerkraum für Kinder hier im Ort anzumelden. Nur um dann zu bemerken, dass dieser schließen musste, weil die Räumlichkeiten gekündigt wurden. DAS hätte dem Herrn gut gefallen. Er liebt es zu malen, zu basteln oder handwerklich zu arbeiten. Er war ziemlich traurig, dass die Holzgeschichte nicht klappte. Kurz darauf waren wir auf einer Bloggerreise und nähten während eines Workshops einen Robin Hood Filzhut. Wer hätte gedacht: auch das hat HerrnSjardinksi viel Spaß gemacht.
Jungs an der Nähmaschine
Ich fragte meine Freundin Alex von Macis Atelier nach einem Nähkurs für Kinder. Alex hat ein kleines Nähatelier in unserem Ort und gibt hier regelmäßig Kurse. Meist für Frauen oder Mädchen, aber ab und zu melden sich auch mal Jungs oder Männer an. Schon ewig versucht sie mich zu überreden, es auszuprobieren. Aber – wer hätte das gedacht – ich schickte ihr erstmal meinen Sohn. Seit Februar besucht der Herr nun alle zwei Wochen einen Kinder-Nähkurs – als einziger Junge.
Aber es macht ihm Spaß, denn schon in der ersten Stunde hatte er Erfolgserlebnisse. Ganz stolz nähte er am ersten Kurstermin ein Kissen, ein zweites nähte er dann daheim auf der ausgeliehen Maschine aus einer Jutetasche. Mein denkst-Kisschen.
Dem folgte dann schnell ein Sitzkissen. Und da wir echten Mützenmangel hatten, sorgte er hier selbst für Nachschub. Dabei erfüllt es ihn immer mit Stolz, wenn er etwas alleine aus einem Stück Stoff erschaffen kann. Er geht dabei total unbefangen mit der Nähmaschine um und lernt dadurch sehr schnell. Während ich schon mit dem Einfädeln des Fadens überfordert bin, findet er die Handhabung „total easy, da muss man nur vor und zurück und schon isses fertig“. Ich finde es richtig cool, dass er näht und jetzt sogar etwas kann, was seine Eltern so gar nicht drauf haben.
Von Rollenklischees in der Nähwelt
Ich hoffe sehr, dass er sich die Freude daran nicht von anderen kaputt machen lässt. Bisher gab es noch keine negativen Stimmen, aber ein „Nähen ist doch für Mädchen“ würde ihn bestimmt sehr ärgern oder vielleicht – wenn es von Freunden käme – entmutigen. Denn nähen ist hier doch eher von Frauen dominiert und nur wenige Männer stehen dazu. Ich habe dazu ein sehr interessantes Interview gefunden, in dem Männer – teilweise Papas – von ihrem Hobby und ihren Nähwerken erzählen.
Ich denke tatsächlich, dass es an der klassischen Rollenverteilung liegt. Männer müssen eben immer noch beweisen, dass sie starke Männer sind und da passt das Nähen nicht ins Bild. Das merke ich immer wieder an den Reaktionen der Menschen. “Was das hast Du als Mann genäht?” 🙂 Natürlich hab ich das als Mann genäht … als was denn sonst??? (Nico – Interview auf Snaply Magazin)
Ich finde es jedenfalls richtig toll, wenn Männer und Jungs handwerklich etwas auf dem Kasten haben. Und ob sie dann ein tolles Kleid für ihre Tochter nähen oder das erste Hochbett selbst bauen – das ist letztlich dann doch schnurz, denn beides ist selbst gemacht und kommt von Herzen. Und eigentlich – schauen wir uns mal die Welt an – ist Nähen sogar ein klassischer Männer-Beruf. Nur eben nicht bei uns in Deutschland.
Warum ist Nähen auch ein cooles Hobby für Jungs?
- Weil Nähen entspannt und man kreativ sein kann.
- Weil man es zu jeder Tageszeit nähen kann oder einfach zwischendurch.
- Weil man kleine Geschenke für Freunde und Familie herstellen kann.
- Weil man etwas für sich selbst erschafft.
- Weil man ein nützliches Handwerk erlernt, das
- … irgendwie sogar voll technisch ist.
- Weil man nicht benotet oder bewertet wird – man muss mit seiner eigenen Leistung zufrieden sein.
- Weil man sich coole Klamotten selbst schneidern kann – und damit etwas Besonderes zum Anziehen hat.
- Weil es mehr männliche Vorbilder geben muss, die Rollenklischees brechen.
- Weil irgendwann der Tag kommt, an dem man für seine selbst genähten Werke bewundert wird.
- Und weil es unglaublich stolz macht.
Also, falls euer Sohn vielleicht auch Lust auf Nähen hat – lasst es ihn doch mal ausprobieren. Eine coole Beanie, ein Loop oder ein Kuschelkissen, das selbst genäht wurde, machen ihn schon nicht zum „Weichei“. Sondern eher zu einem richtig coolen künstlerischen Handwerker.
Haben eure Kids eigentlich auch Hobbies, die nicht dem Geschlechtsklischee entsprechen?
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Oh nö. Jetzt habe ich einen ewig langen Kommentar geschrieben und jetzt ist alles weg.
Also ich wollte sagen, dass sich unsere Jungs sehr ähneln und dass Sport hier auch nicht gerne gemacht wird. Aber er bastelt den ganzen Tag.
Lg
Ach wie doof – das tut mir leid. Sowas passiert mir auch ständig und ich verfluche mich dann immer, dass ich nicht vorher Strg + C gemacht habe.
Der feine Herr könnte auch den ganzen Tag basteln oder an Lego rumbauen. Und er liebt es zu putzen. Er kann in so Arbeiten echt versinken und ist dann ganz bei sich. Mal sehen wo das hinführt. 😀 Finde ich jedefalls total cool, dass du auch so einen Bastelfan hast. Du hast da ja auch ein Händchen für, hat man mir gesagt 😉
Liebe Grüße 😀
Ich finde das soo toll. Unser kleiner Mann sitzt gern auf meinem Schoss beim Nähen und „hilft“ mit. Er findet es auch einfach klasse im Stoffladen und sucht sich seine Shirts selbst aus. Glg Domi und Katja
Mein Sohn näht gerne und oft mit meiner Nähmaschine ( Eine alte Singer mit Fußantrieb noch von meiner Mutter). Da er mir von klein auf immer zugeschaut und sich sehr dafür interessiert hat, habe ich ihn irgendwann an die Maschine gesetzt und mit ihm zusammen genäht.
Ich bin alleinerziehende Mutter und habe noch 2 Töchter, welche auch gerne nähen. Ich finde es schön, dass er sich auch für weibliche Dinge interessiert. Ich bin da sehr aufgeschlossen……wenn er nähen möchte darf er das. Und wenn er wieder wie die Mädels Feinstrumpfhosen anziehen möchte, ziehe ich ihm eine von mir an.
Ich mache bei meinen Kids keine Unterschiede😉👍
LG Sandra
Vielen Dank für den interessanten Beitrag zum Thema Nähen für Kinder! Mein Onkel hat meinen Neffen vor kurzem ebenfalls für einen Nähkurs für Kinder angemeldet. Daraus entwickelte mein Neffe solch eine Leidenschaft fürs Nähen, dass mein Onkel ihm eine eigene kindergerechte Nähmaschine kaufte!
Das ist wirklich cool. Ich überlege auch gerade, eine Maschine anzuschaffen.
Hallo, mein Sohn (8) hat gerade eine Nähmachine von seiner Patentante geschenkt bekommen und näht jetzt für die ganze Familie. Ich bin inspiriert von Deinem Foto und habe mir gearde überlegt, dass ich ihm zu seinem Geburtstag ein Nähatelier einrichten werde. Vielen Dank!
Das ist aber cool. Dann viel Spaß beim Nähen – meiner ist jetzt zum Häkeln übergegangen (weil wir keine Maschine haben).
Hallo,
ich leite seit mehreren Jahren in der Nachmittagsbetreuung einer Oberschule eine Näh-AG. Dort kommen auch des öfteren Jungs in den Kurs, was ich total cool finde. Sie probieren sich aus, manchmal nur ein Halbjahr lang, aber es gibt auch „Wiederholungstäter“. Das heißt, sie WOLLEN wirklich und nicht nur, weil sie in die AG „gesteckt“ wurden 😉 Ich finde es allerdings etwas schwierig, Ideen für die Fünft- bis Siebtklässler zu finden. Oft höre ich „Hab ich schon!“ und „Brauch ich nicht!“ – da bin ich immer auf der Suche nach neuen coolen Jungsideen 😉
Herzliche Grüße
Anika
Puh, das ist aber auch ein schwieriges Alter.
Mein Sohn ist gerade im Pflanzenfieber und dekoriert sein Zimmer ansonsten sehr gerne mit Kissen und Decken (mit Merch des Lieblingsvereins). Aber ausser Deko und Stifterolle oder kleiner Jute-Rucksack fällt mir auch nix ein, was er nutzen würde.