Uuuuh – noch eine Blogparade, bei der ich einfach mitmachen muss. Denn das Thema brennt mir schon seit einiger Zeit auf den Nägeln. Sarah von mamaskind fragt nach den schönsten Kindheitserinnerungen.
Wenn ich an meine Kindheit denke, dann fallen mir als erstes die vielen Stunden in unserem Garten ein. Wie ich mit meiner Mutter Erdbeeren und Himbeeren pflückte, in der Erde wühlte und Regenwürmer sammelte. Wie ich auf unseren Nussbaum kletterte oder von der Schaukel versuchte, von dort über den alten eingepflanzten Weihnachtsbaum zu springen. Wie ich den Sandkasten flutete und mich im Matsch suhlte. Und im Sommer durch den Rasensprenger hüpfte bis ich klitschnass war.
Ich erinnere mich auch, wie ich alleine mit vier Jahren um die „Vier-Ecken“ ging. Also einmal um den Hausblock ohne die Straßenseite zu wechseln (das durfte ich nämlich nicht) und meine ersten Bekanntschaften mit den Nachbarskindern machte. Wie wir zusammen „Schellekloppe“ spielten und lachend mit klopfenden Herzen die Straßen langrannten.
Ich denke dran, wie ich in der Grundschulzeit mit dem Rad ins Feld fuhr, über Wiesen stromerte und am Bach spielte. Wie ich einmal eine Forelle mit den Händen fing und sie wieder frei ließ. Wie ich mit meinen Freundinnen anderen Kindern geheime Nachrichten und kleine Schätze in einem Versteck unter Hecken hinterließ. Wie wir verfallene Schuppen in den Schrebergärten untersuchten und uns fragten, ob es dort spukt.
Dann war da noch der Bauernhof einer Freundin, zwei Straßen weiter. Wir tobten im Stroh oder im Schrot, bis wir total verstochen und voller Flöhe waren. Oft trafen wir uns verbotenerweise in einem alten Planwagen vor der Reithalle, um in alten Töpfen zu kokeln. Wir schlossen Blutsschwesternschaft und rösteten die Kartoffeln direkt auf dem Acker über einem selbstgemachten Lagerfeuer.
Ich denke an die Urlaube an der Ostsee mit meinen Eltern, während denen ich am Strand Muscheln und Quallen suchte. Ich schwamm im Meer und einmal ließ ich mich ewig weit mit der Luftmatratze am Strand lang treiben.
Ich erinnere mich an die Reiterfreizeit, auf der ich alleine mit zwei Freundinnen war. Ich duschte eine ganze Woche nicht. Und es war mir (und allen anderen) schnurzegal. Ich denke daran, wie ich mit zwölf alleine im Sommer mit dem Rad an den See fahren durfte und dort den ganzen Tag mit Freunden verbrachte. So lange, bis es dunkel wurde.
Meine Kindheit war frei und unbeschwert. Bis auf klare Regeln und Ansagen, wann ich daheim sein sollte, gab es keine Kontrolle. Meine Eltern vertrauten mir und ich blieb ehrlich. Es gab kein Handy. Niemand konnte fragen, wo ich JETZT genau bin und was ich gerade mache. Es gab keine Vorwürfe, „was hätte passieren können“. Keine Standpauke, warum ich dreckig war oder die Hose ein neues Loch hatte. Ich war selbständig. Und glücklich.
Deshalb finde ich Helikoptern auch kacke. Es nimmt soviel weg von der Freiheit. Es schränkt die Chancen ein, eigene Erfahrungen (auch schlechte) zu machen und daraus zu lernen. Denn – mal Hand auf´s Herz – die coolsten Erinnerungen sind doch die, bei denen man etwas atemberaubendes, vielleicht ein bisschen Verbotenes, gemacht hat. Bei denen man etwas alleine ohne die Eltern erlebt hat.
Ich möchte meinen Kindern auch dieses Vertrauen schenken und ihnen altersgerechte Freiheiten lassen. Ich möchte nicht dran denken, was passieren könnte. Und hoffe, sie werden sich eines Tages an die aufrengenden und schönen Momente ihrer Kindheit erinnern. Und damit glücklich sein.
Was sind eure schönsten Kindheitserinnerungen? Durftet ihr auch so viel alleine unternehmen?
PS: Natürlich denke ich auch viel an meine Eltern und Moment mit ihnen. Mein Papa war zum Beispiel weltbester Fingernagellackierer in Marienkäferoptik 😛
War bei mir ganz ähnlich. Dem Kiddo würde ich so eine Kindheit gern ermöglichen. Aber dann sehe ich auch die vielen Hauptstraßen, die unser Viertel umgeben. Die irre vielen Menschen, den Trubel, das übliche Großstadtleben. Ich frage mich schon länger, wie ich meinem Kind in diesem Großstadtleben möglichst viel Freiheit einräumen kann, ohne dass es fahrlässig wird. Bisher habe ich noch keine Antwort gefunden.
Da hast du Recht – in der Großstadt ist das natürlich ein anderer Schnack. Wir wohnen hier sehr ländlich in Feldrandlage, überall Spielstraßen.
Huhu,
deinen Text hatte ich letzten Monat schon gelesen (und ich glaube auch geteilt), aber tatsächlich noch nicht kommentiert.
Vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Theoretisch finde ich Helikoptern auch doof, praktisch muss ich das an mir noch umsetzen. Dein Fazit trifft es doch auf den Punkt: die coolsten Sachen entstanden ohne Eltern. <3
Danke!
Meine Eltern bezeichnen mich und meinen Mann auch immer als Helikoptereltern. Zum einen, weil wir kindergartenfrei leben und zum anderen, weil wir unsere Jungs noch nie woanders haben übernachten lassen (sie selber haben den Wunsch dazu einfach noch nicht geäußert) nur im Notfall alleine bei der Oma für höchstens mal eine Stunde abgegeben haben. Wir sehen uns deswegen aber nicht als Helikoptereltern. Wir können unsere Kinder zwar nicht einfach alleine raus lassen, dazu sind sie noch zu klein und zudem leben wir an einer stark befahrenen Straße. Aber wir lassen ihnen ansonsten möglichst viele Freiheiten, sich ausprobieren, und auch unbeobachtet herumstreunen, solange keine Gefahren wie z.B. Autos in der Nähe sind.