Als Mutter in allem immer perfekt sein zu wollen ist nicht nur anstrengend. Es ist gar nicht möglich. Man ist eben auch nur ein Mensch. Mit Fehlern. Und diese werden mit Adleraugen überall da wahrgenommen, wo man als Mutter auftritt. Ob das nun der Kindergarten, die Schule, ein Restaurant, eine Familienfeier oder in den sozialen Medien ist. Die kritischen Augen sind überall.
Hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt, getönt, die Augen verdreht. Falls man nicht gleich mit gut gemeinten Ratschlägen überhäuft wird, versteht sich. Kritik an allen Fronten. Aber am kritischsten ist man manchmal mit sich selbst.
Vielleicht hinterfragt man gerade als Mutter täglich das eigene Verhalten. War ich zu nachsichtig. War ich nicht konsequent genug? Kann ich nicht etwas einfühlsamer sein? Gebe ich genug Liebe? Warum muss ich dauernd meckern und motzen? Bin ich eine gute Mutter?
Und an manchen Tagen scheint dieser wunderbare warmherzige liebevolle lustige Mensch, der man gerne sein mag, einfach meilenweit entfernt zu sein. Diese Kluft scheint unüberwindbar, das Bad der Selbstzweifel einfach riesengroß. Der Stempel „furchtbare Mutter“ strahlt in Neonfarben in die Welt hinaus, für alle Augen sichtbar.
Dann liest man vielleicht über andere Mütter, die sich jenseits des gestellten Glanzes der perfekten Mutterschaft präsentieren. Manchmal zustimmend nickend. Manchmal einfach, um zu registrieren, dass auch immer noch eine Schippe mehr geht. Solidarische Verbundenheit mit diesen Frauen, die Ähnliches erleben, denken, fühlen wie man selbst. Eine Aufwertung des eigenen Ichs, auch wenn man vielleicht die ein oder andere Meinung nicht teilt.
Nachdem was ich in den letzten Tagen gelesen habe frage ich mich umso mehr, was man als Mutter eigentlich fühlen darf. Darf man enttäuscht sein? Darf man an seiner Liebe zweifeln? Darf man die Angst haben, nicht genug geben zu können? Und darf man diese schlimmen Selbstzweifel frei äußern? Oder muss man da einfach mit sich selbst klarkommen? Weil man sonst noch ein Stück mehr seines unperfekten Ichs preisgibt? Und dafür womöglich kritisiert wird?
Sorgen, Ängste, Zweifel, Trauer, Enttäuschung, Wut – bei Emotionen gibt es kein richtig oder falsch. Es ist mutig, sich selbst mit seinen Gefühlen zu konfrontieren, diese einzugestehen, zu reflektieren. Ehrlich zu sich selbst zu sein.
Und vielleicht damit ein Ventil zu öffnen, um einfach wieder neue Gefühle in sein Herz lassen zu können. Die einen wieder von innen wärmen und Kraft geben, die Person zu werden, die man sein möchte.
Keine Sorge, mir geht es gut. Mich haben in den letzten Tagen nur einige Äußerungen im Netz sehr sehr nachdenklich gestimmt. Ich finde es schade, wie feindselig und hart sich manche Menschen auf sozialen Plattformen begegnen.
Seid einfach gut zueinander, das würde mich freuen.
Das ist das Gefährliche, wenn der direkte, persönliche Kontakt fehlt und man sich hinter Bildschirm und Tastatur verstecken kann. Ja, es ist schade…