Da sitzen sie auf dem Weg zur Arbeit, in der S-Bahn die müden Augen versteckt hinter leuchtend bunten Displays. Sie zocken, beantworten Mails, schreiben Nachrichten, sind auf Facebook unterwegs. Ab und zu schweift ein Blick ab, die Auskunft der aktuellen Haltestelle suchend. Auch ich sitze hier mit meinem Handy und poste gerade ein neues Bild auf Instagram.
Ich versuche schon seit längerer Zeit, mit nicht mehr so oft im Alltag mit meinem Handy beschäftigen, jedenfalls wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin. Den Moment zu Ende genießen und das Foto dann doch erst später zu posten. Und wenn ich es dann doch vergesse, dann eben morgen. Oder vielleicht auch gar nicht? Manchmal ist der Alltag einfach wichtiger.
Ich schaffe es jedenfalls nicht neben der Arbeit auch noch während der Zeit mit meinen Kindern auf allen Kanälen permanent verfügbar sein. Ich möchte meiner Familie und den Menschen in meiner Umgebung gerecht werden. Einfach diese Waage halten zwischen dem Reallife und dem, was online passiert. Und trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich im Reiz dieser Online-Welt versinke – aufs Handy starrend – und die Zeit vergesse.
Freunde, die dich nicht mehr sehen
Ich weiß, wenn man den belehrenden Zeigefinger auspackt, ist das immer super ätzend. Aber das möchte ich hier auch gar nicht. Ich will eher meinen Gedanken Luft machen, was mir in letzter Zeit immer mehr auffällt: an mir, an meinem Mann und an anderen. Wir Erwachsenen glotzen permanent in unsere Handys. So wie du wahrscheinlich genau in diesem Moment, während du meinen Text liest. Nein keine Sorge, ich möchte kein schlechtes Gewissen machen.
Handystarrer sind überall
Es sind nicht nur DIE Mütter, DIE Eltern, DIE Teenies oder DIE Blogger. Oft fahren diese Smartphone glotzenden Menschen sogar vor einem. Auf der Autobahn. In Schlangenlinien. Das sind nämlich nicht mehr die Besoffenen, die mit ihrem Slalomkurs gefährden, sondern eben Handystarrer. Weil sie keine Ruhe haben, die wichtige Whatsapp-Nachricht fünf Minuten unbeantwortet zu lassen. Während der Autofahrt! Jeden Tag!
Mir geht es zunehmend auf den Docht, wie alle um einen herum nur noch in ihre Handys starren. Wenn ich mich mit einer Freundin auf einen Kaffee treffe, dann empfinde ich es als nicht besonders wertschätzend, wenn meine Gesprächspartnerin nicht nur fleißig Beiträge postet, sondern auch noch alle möglichen Kommentare beantwortet. Und ein normales Gespräch quasi gar nicht richtig stattfinden kann. Hallo! Ich sitze genau hier! Und trotzdem bin ich nicht wichtig genug?
Körperliche Anwesenheit macht noch keine Kommunikation
Ja, ich finde es auch toll, für meine Sozialen Medien einmal Zeit zu haben. Und ich finde es auch ok, wenn man sich einige Minuten während eines Treffens mit dem Handy beschäftigt. Oder wenn die Kinder ganz versunken neben einem spielen.
Aber merken wir eigentlich noch, wie viel Zeit wir uns mit dem Handy beschäftigen? Und was macht das mit uns und den „echten“ sozialen Kontakten? Was macht das mit unseren Kindern, wenn sie uns nur noch mit diesem Ding vor der Nase sehen? Wenn wir zwar körperlich anwesend sind, aber doch nicht da? Wirken wir dann nicht auf sie wie so Fixer, die sich gerade einen Schuss gesetzt haben und ins Leere starren?
Was ist das dann für eine Kommunikation, die da noch stattfindet? Ehrlich gesagt, ich bin nicht so multitaskingfähig, dass ich das beides könnte – meine Mitmenschen und meine Follower unterhalten. Und so bleibt mein Handy meistens in der Tasche. Und doch hole ich es oft raus, wenn ich mit den Kindern alleine bin. Weil es so schön ist, mit der Welt da draußen in Kontakt zu bleiben.
Alles ist so wichtig, nur nicht das reale Leben
Neulich habe ich einen Vlog gesehen, in dem eine Familie ihren Ausflug in einem Park filmte und dabei erzählte, wie wichtig es sei, mit seinen Kindern etwas zu unternehmen. So weit, so gut. Nur ich hätte gerne mal gewusst, was das Kind dabei empfindet, wenn seine Eltern permanent in die Handy-Kamera sprechen, während es alleine hinter ihnen hertrottet. Minutenlang, ohne, dass es die Eltern in die Aufnahme integrieren oder beachten. Wie paradox.
Mir geht in letzter Zeit viel im Kopf herum, wie mich meine Kinder sehen. Wie sie vielleicht in einigen Jahren über ihre Kindheit sprechen werden. Wie sich unsere Gesellschaft entwickelt.
„Mama, kommst du wieder Lego spielen?“
„Ja, gleich!“
„Immer bist du an deinem Handy. Und nie spielst du mit mir Lego.“
Ich hatte schon eine Stunde mit ihm gebaut. Und trotzdem – bäm – schlechtes Gewissen. Jetzt bin ich die, die nicht spielen wollte, um ins Handy zu starren.
Vielleicht schafft ihr es ja alle, zwischendrin immer wieder etwas Zeit für die Sozialen Medien zu finden, ohne, dass eure Kinder und Gesprächspartner davon viel mitbekommen. Nicht jeder, der viel postet, ist auch viel online. Ich weiß das. Wie schafft ihr es die Waage zu halten? Und plagt euch manchmal auch das schlechte Gewissen?
Dieses Thema arbeitet schon lange in meinem Kopf. Einen ähnlichen Beitrag zu diesem Thema habe ich heute noch auf Terrorpüppi gefunden „Leg doch mal das Smartphone weg“.
Huhu Marsha,
das hatte ich auch schon in meiner Blogparade überlegt: https://mamaskind.de/lifestyle/kinder-beschaeftigung/weg-mit-dem-smartphone-wahrend-der-kinderbetreuung-blogparade/ und die Auswertung ist hier zu sehen: https://mamaskind.de/lifestyle/kinder-beschaeftigung/fazit-der-blogparade-zeit-ohne-smartphone/
Ich nahm mir auch vor, das Smartphone nun wegzupacken, wenn ich mit den Kindern beschäftigt bin. Dabei sein darf es, wenn wir etwas googeln wollen. Für eigene Spiele ist später noch Zeit. Mittlerweile ermahnt mich auch der 3-Jährige, dass ich das Handy weglegen soll, wenn ich mich doch nicht daran halte…
Und das ist gut so! Der Spiegel für das eigene Tun.
Liebe Sarah, stimmt, ich kann mich an die Blogparade erinnern, damals habe ich auch mitgemacht 🙂 Smartphonefreie Zeiten sind so wichtig.
Ein ganz ganz wichtiger Beitrag und ich fühle mich leider ertappt. Leider habe ich auch ständig mein Handy dabei und schaue auch gerne mal drauf, obwohl ich es eigentlich selbst ganz schrecklich finde.
Liebe Tine, das geht mir ja auch so. Deshalb mein Appell quasi an mich selbst.