An manche Träume erinnert man sich lange Zeit, sie hängen einem schwer im Kopf und manchmal auch im Herzen. Genauso ist es mit besonderen Büchern, über die man noch lange Zeit nachdenken muss. Die man immer wieder lesen möchte, weil man so in ihnen versinkt. So ein Buch ist „Die Macht der verlorenen Träume“ von Sarah Beth Durst. Voller Spannung und Fantasie und einfach wunderbar.
Im Buchladen von Sophies Eltern gibt es nicht nur Bücher zu kaufen – sondern auch Träume. Sowohl schöne als auch böse Träume werden hier destilliert, in Flaschen abgefüllt, kategorisiert und verkauft. Aber das Traumgeschäft ist verboten und streng geheim. Wenn die Nachtwächter davon erfahren würden, wäre es das Ende für Sophies Familie. Und dann ist da ja auch noch Monster, Sophies bester und einziger Freund. Den hat Sophie während des einzigen Traumes ihres Lebens mit in die Realität gebracht.
Ansonsten ist das Leben von Sophie recht einsam. Bis auf einmal alles schief läuft: Zwei benutzte Traumfänger von Kindern aus der Schule sind plötzlich verschwunden und im Traumladen wurde eingebrochen. Alle verflüssigten Alpträume, das Traumdestilliergerät und Sophies Eltern sind spurlos verschwunden. Ausgerechnete der alptraumgeplagte Basketballstar Ethan will ihr helfen.
Sophie liebte alle Arten von Träumen: gruselige Träume, lustige Träume, seltsame Träume. […] Sie anzusehen machte beinahe wett, dass sie selbst nicht träumen konnte.
Ein zauberhafter Fantasyroman für Kinder ab 11 Jahren, die sich schon immer die Frage gestellt haben: was passiert, wenn die Wesen aus unseren Träumen lebendig werden würden?
Das sagt Mutter: Bücher sind die zu Papier gebrachten Träume anderer
Diese Erkenntnis, die da ganz verborgen in „Die Macht der verlorenen Träume“ steckt, hat mich einfach verzaubert.
Sophie war vom ersten Tag an beigebracht worden, dass Bücher wertvoll sind. Ein jedes beinhaltete ganze Welten. Ein jedes schenkte seinem Leser die Möglichkeit, am Herzen und Verstand eines anderen Menschen teilzuhaben. Es waren geteilte Träume.
Doch wie ist das mit einem geheimen Traumgeschäft? Was wenn Träume in Traumfängern gefangen, aus den Netzen befreit und zu einer Flüssigkeit destilliert werden, die von Fremden getrunken und geträumt werden können? Die Mechanik ist magisch, aber es hat mich ganz schön beschäftigt.
Der Fantasy-Part der Verlorenen Träume hat es jedenfalls in sich. Denn Traumwesen können in Sophies Welt auch in die Realität gelockt werden. Monster oder Einhorn, Affe oder Kaninchen – ob Gut oder Böse, verrät dabei das äußere Erscheinungsbild nicht immer.
Genauso ist es mit Traum und Wirklichkeit, deren Grenzen sich miteinander vermischen. Denn Sophies einsamer und eintöniger Alltag verwandelt sich von jetzt auf gleich in einen wahr gewordenen Alptraum. Einbruch, Diebstahl, Entführung sind erst der Anfang. Ein Bösewicht lässt in einem abgelegenen Haus Alpträume lebendig werden. Natürlich in einer kindgerechten Version, die aber trotzdem nichts für zartbesaitete Kinder ist.
Auch die Nebencharaktere dieser krassen Kopfkino-Nummer sind starke Persönlichkeiten, die im Laufe der Geschichte Einblicke in ihr Leben geben und dadurch eine echte Tiefe bekommen.
Meine Schwester ist seit ihrer Geburt ständig im Krankenhaus. Als sie sechs Monate alt war, hieß es, sie würde sterben, dann wieder, als sie zwei war und vier und dann sechs, aber meine Eltern geben sie nicht auf. […] Und jetzt erwartest du von mir, dass ich aufgebe?
Traum oder Realität – am Ende sind wir für den Ausgang unserer Geschichten selbst verantwortlich. Wir haben die Macht, alles zu ändern. So spannend dieses Buch ist, es enthält zwischen den Zeilen echte Schätze.
Das sagt Söhnchen:
Mama, wenn ich mit dabei gewesen wäre, dann hätte ich meinen Spezial-Fußtritt gemacht. Der hätte mir gar nix gekonnt. Und dann hätte ich doch die Polizei geholt. Die müssen doch die Eltern finden!
Mama, dieser Herr Nachtmahr, der ist echt böse, oder?
♥ Autor: Sarah Beth Durst
♥ Übersetzung: Nadine Mannchen
♥ Seiten: 320
♥ Verlag: Loewe Verlag
♥ ISBN: 978-3-7855-8583-2
♥ Altersempfehlung: ab 11 Jahre
♥ Preis: 14,95 €