Der erste Winter als Schulkind ist nun fast vorbei. Und er war teuer. So Mützen-verschlamperig-teuer. Denn innerhalb von nur drei Wochen hat HerrSjardinski vier Mützen verbummelt. Liegengelassen an der Garderobe, vergessen mit heim zu nehmen und anschließend total verschollen. Neue Mützen, teure Mützen, stylische Mützen und Fußball-Verein-Mützen. Wir haben die ganze Schule abgesucht – weg.

Diese Vergesslichkeit ist ein roter Faden, der sich bisher durch die Grundschulzeit zieht. In den ersten Wochen nach Einschulung vergaß der feine Herr immer seine Arbeitshefte, so dass er seine Hausaufgaben nicht machen konnte. Bei unserer Grundschule ist es nämlich so, dass die Kinder alle Bücher und Hefte in der Schule lassen und nur das mit nach Hause nehmen, was sie für die Hausaufgaben brauchen. Das klappt suuuper. Nicht! Nach drei Woche Schule musste der feine Herr dann erstmal alle Hausaufgaben nachholen.

Irgendetwas bleibt immer liegen

 

Genauso gut klappte es dann im Herbst mit den Jacken. Ganze Jackenberge sammelten sich da an der Klassengarderobe an, die ich dann am Ende der Woche wieder heim kutschieren durfte. Bis es endlich zu kalt war und eine vergessene Jacke eher bemerkt wurde. Und nun sind es die Mützen. Nur dass diese dummerweise nicht mehr auftauchen.

Nach der ersten Mütze schimpfte ich noch. Sie war neu und ich war etwas sauer. Der feine Herr schaute dann noch ein paarmal in den Fundkisten, aber sie blieb weg. Nach der zweiten Mütze gab ich mit meiner mütterlichen Naivität Ratschläge.

Pack die Mütze in den Ranzen oder steck sie in deinen Jackenärmel. Dann geht keine mehr verloren.

Hahaha, ich Schulamateuer. Das hat nämlich so gar nicht geholfen. Bei Mütze Nummer drei fragte ich verärgert HerrnSjardinski, warum er denn nicht seinen Kram zusammen halten kann. Ich wollte einfach wissen, wo das Problem ist. So eine Mütze ist schließlich keine Stecknadel im Heuhaufen.

Mama, das ist so viel, was ich mir alles merken muss. Hausaufgaben, Jacke, ob ich Bus fahre oder du mich abholst…Das schaffe ich gar nicht.

Und das tat mir dann schon sehr leid. Denn scheinbar geht es dem feinen Herrn nicht viel anders als mir an einem stressigen Tag mit vielen ToDos: überfordert mit allem, was man sich merken muss. Selbstorganisation muss man erstmal lernen. Und das ist gar nicht so einfach. Dieser Wechsel vom Kindergarten in die Schule, der kommt schon knallhart.

In der Vorschule, da musste ich mir gar nichts merken. Und auf einmal muss ich alles alleine können und an alles alleine denken.

Selbstorganisation muss erst gelernt werden

 

So stand er da und wirkte irgendwie verzweifelt. Und mein Geschimpfe und der Druck, den ich damit ausübte, taten mir leid. Absichtlich hatte er ja nun nicht die Mützen vergessen. Er ist noch voll im Lernprozess Selbstorganisation.  Es fällt dem Herrn unheimlich schwer, sich an Dinge eigenständig zu erinnern, auch wenn er sich Wichtiges mittlerweile aufschreiben könnte.

Grundschulkinder müssen noch nicht alles können. Sie müssen bei der Einschulung nicht rechnen, lesen und schreiben können. Das ist alles gar nicht so wichtig. Die Frage ist also nicht, ob ein Kind schon bis 20 zählen kann und daher sofort eingeschult werden muss. Vielmehr geht es darum, selbstorganisiert und selbständig im Schulalltag klar zu kommen bzw. diese Fähigkeit schnell zu erlernen. Und das ist echt nicht ohne. Vor allem wenn wir Eltern unseren Kindern im Alltag viel abnehmen wie beispielsweise Aufräumen.

Daher nur ein guter Rat, gerade für so genannte „Kann-Kinder“: Wenn ihr euch unsicher seid, lasst eurem Kind lieber noch ein Jahr. Oder schließt zur Sicherheit eine Mützen-Flat-Rate ab. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

HerrSjardinski hat sich übrigens eine neue Mütze genäht und versprochen, selbst für Nachschub zu sorgen. Und ich bin gespannt, was wir dann im Frühjahr und Sommer suchen werden.

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