Ich freue mich jedes Jahr auf den ersten Samstag im Juni. Denn dann ist der Tag unserer ganz eigenen Familientradition. Wir gehen auf DEN Flohmarkt des Jahres. In den Straßen meiner Heimatstadt werden Schmuck, Trödel, Klamotten, Bücher und jede Menge Kindersachen feil geboten.
Ich muss zugeben: Es ist kein besonders stylischer Flohmarkt, mit Motto oder gradioser Altstadtkulisse. Es ist einfach nur ein Flohmarkt. Aber ich treffe dort immer Leute aus meiner Kindheit und Jugend, die ich kenne. Und das ist schon ein bisschen wie Heim kommen. Früher bummelte ich mit meinen Eltern durch die Stände, manchmal mit einem Freund oder einer Freundin. Und nun kommen meine Kinder mit. Eine richtige Familientradition, wie vielleicht in anderen Familien die gemeinsame Messe an Weihnachten, das Fondue an Silvester oder das Besuchen des Osterfeuers.
Eine Familientradition mit Schnäppchenjadg und Wurst
So eine Familientradition kommt natürlich nicht ohne Festmahl aus. Auch hier nicht, ist ja klar. Unsere „Flohmarktbratwurst“ wird um 11 Uhr am Stand unseres Vertrauens verputzt – im Stehen. Und letztes Jahr fand ich genau gegenüberliegend an einem Stand das Flohmarktherzenstück des Jahrhunderts: Eine ziemlich tolle grün gemustertes Blusenkleid von meiner Lieblingsmarke Blutsgeschwister. Für 2,- Euro. Ich war so glücklich. Familientradition, Wurst und Schnäppchenshopping. Herrlich.
Als der feine HerrSjardinski noch ganz klein war, machte er seine eigene Shoppingtour. Verrückt nach Bobbycars wie er war, schnappte er sich das erstbeste und fuhr los. Dieser kleine unabgesprochene Autodiebstahl kostete uns dann 7,- Euro und war zu verschmerzen. Wenn der Iro-Mann nicht der Ansicht gewesen wäre, das Teil auf dem Rückweg abzuholen und am Stand stehen ließ.
Ihr könnt euch sicher denken, was jetzt kommt. Denn schon am nächsten Stand mit Bobbycar wurde dieses wieder entwendet. Und wahrscheinlich wäre es ewig so weitergegangen und wir hätten zum Schluss drölfzig Rutschautos gekauft, wenn wir das Teil nicht gleich bezahlt und mitgenommen hätten. Zwei Bobbycars für unter 10,- Euro – die Schnäppchenjagd liegt wohl im Blut.
Flohmarkt ohne mich
Das ist er – mein Flohmarkt, meine Flohmarktgeschichten und meine Familientradition. Jedes Jahr. Irgendwie schon immer. Einer der wenigen Ausnahmen, war mein Hochzeitstag. Ich war schon ziemlich traurig, dass ich es so unendlich verpeilt hatte und ausgerechnet am lang ersehnten Flohmarkttag dachte, heiraten zu müssen. Doch am Hochzeitsmorgen schüttete es wie aus Kübeln, während ich mir eine Frisur stecken ließ, die auch dem schlimmsten Unwetter Stand gehalten hätte.
Und so war ich – zumindest mit dem Flohmarktgott – doch etwas versöhnt, dass ich dann doch nichts verpassen würde. Regen und Flohmarkt vertragen sich nicht gut und das ist der einzige Grund, nicht hinzugehen. So by the way: Die Hochzeitsfeier fand dann glücklicherweise am Nachmittag im Garten statt. Regenfrei. War zwar etwas kalt und matschig, aber wir haben gerockt wie bei Woodstock, sag ich euch. So mit Liveband, Pogo und allem Drum und Dran.
Dieser Flohmarkttag ist so sehr meine Familientradition, wie das legendäre Serviettenknödel-Essen am zweiten Weihnachts-Feiertag bei der Familie meines Mannes. Auch diese Knödel sind von allen Familienmitgliedern – und das sind derzeit 16 – heiß geliebt.
Traditionen sind eine kostbare Sache, denn sie schweißen uns mit unseren Liebsten zusammen. Egal ob es nun „große“ Traditionen an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten sind, die schon mit großer Vorfreude einhergehen. Oder ob es alltägliche Rituale sind, wie das gemeinsame Abendessen oder das Vorlesen. Oder eben ein Flohmarkt.
Drückt bitte die Daumen, dass es trocken bliebt.
Was sind denn eure liebsten Familientraditionen?
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