Ein Jahr Pandemie. Ein Jahr voller Einschränkungen und Lockdowns. Jeder von uns hat diese Zeit ähnlich verbracht – mit vielen gleichen, aber auch vielen ungleichen Sorgen. Hart getroffen hat es vor allem die Kinder, die von heute auf morgen einfach nichts mehr tun durften und denen mit der Schließung von Schule, Vereinen, Kursen und Treffs der Großteil ihres Lebens weggebrochen ist.
Uticha Marmon nimmt in Das stumme Haus die Probleme der Kinder in Pandemiezeiten unter die Lupe und verpackt sie altersgerecht in einen spannenden Kinder-Krimi. Eine Geschichte über Zusammenhalt, Freundschaft und die Wichtigkeit des Hinsehens
Darum geht´s in Das stumme Haus
Im “Kaninchenbau”, wie das Mietshaus, in dem die Zwillinge Nikosch und Nini wohnen, genannt wird, ist immer was los. Hier ist nicht nur multikulti angesagt, man kümmert sich auch umeinander. Aber dann ist von einem Tag auf den anderen alles anders: Niemand darf raus, keine Schule und schon gar kein Spielen miteinander. Das ist nicht nur langweilig, das ist auch anstrengend. Schnell werden die Kinderzimmer viel zu eng, die schulfreie Zeit stressig und man dümpelt in einer großen Ewigkeit herum. Sogar die Nachbarn, die sonst immer fröhlich waren, hört man nun streiten.
Bis die Zwillinge eines Tages auf der Baustelle gegenüber jemanden herumschleichen sehen und sich auch im Keller merkwürdige Dinge ereignen. Und dann wäre da noch das nagelneuen, superschicken Haus gegenüber, in dem nachts immer wieder eine Taschenlampe blinkt. Doch wer steckt hinter den Ereignissen: der brummelige Herr Friedrich, der alle Kinder als Virenschleudern beschimpft? Oder doch Grusel-Ralf? Nikosch und Nini mobilisieren die anderen Kaninchen und schnell wird klar: Da ist jemand in Gefahr!
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Dass die Lehnhardts ein Restaurant hatten und dass sie ohne Gäste ja nichts verdienten. Langsam hatte ich das Gefühl, dass es ganz schön viel gab, worüber ich noch nicht nachgedacht hatte. Als wäre dieses Eingesperrtsein ein Mikroskop, unter dem all das zum Vorschein kam, was wir bisher einfach übersehen hatten. Aber es war immer da gewesen.
Seite 136-137
Super lustig erzählt & feinfühlig bis zur letzten Seite
Ich bin ein großer Fan von Uticha Marmon, die mich bereits mit ihrem Fingerspitzengefühl für Themen wie Rassismus, Kinderarmut, Migration und Freundschaft in Als wir Adler wurden und Mein Freund Salim geflashed hat. Und auch bei Das stumme Haus wurde ich nicht enttäuscht. Denn hier geht es um die Kinder, die nicht nur in Pandemiezeiten gerne übersehen werden. Die, die kein eigenes Kinderzimmer haben und deren Eltern sich mit schlecht bezahlten Jobs von Monat zu Monat hangeln. Eben die, die keinen Laptop besitzen.
Im Kaninchenbau – einem großen Miethaus – leben diese Kinder. Doch obwohl hier so viele kleine und große Familien, Paare und ältere Singels wohnen, ist das Miteinander sehr gemeinschaftlich geprägt. Man hilft sich. Doch während des ersten Lockdowns haben alle Hausbewohner mit der neuen Situation zu kämpfen: Die einen müssen zu viel arbeiten und sind auf einmal systemrelevant, die anderen können nicht mehr arbeiten und haben zu wenig Geld. Von 19 Kindern schaffen es nur 5, am Video-Unterricht teilzunehmen. Es wird viel gestritten und alle fühlen sich einsam.
Man erfährt Nikoschs viele kluge Gedanken zur Pandemie und ist überrascht, welch Kreativität die Kinder entwickeln, um doch noch in Kontakt zu bleiben. Und fiebert natürlich mit, wer da auf der Baustelle sein Unwesen treibt. Was das ganze mit einer Taschenlampe als Rettung in der Not zu tun hat, möchte ich nicht verraten, nur soviel: Kindesmisshandlung kommt meisten dort vor, wo wir es gar nicht vermuten.
Eine mitreißende Mietshausgeschichte wie aus dem echten Leben, die soziale Ungerechtigkeiten sichtbar macht und daran appelliert, sich gegenseitig zu helfen. Wie die Kaninchen!
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- Autor: Uticha Marmon
- Illustrator: Regina Kehn (Cover)
- Seiten: 208
- Verlag: Fischer Sauerländer
- ISBN-13: 978-3737358255
- Altersempfehlung: ab 9 Jahren
- Preis: 14,- €
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