Minecraft, Fortnite, Goat-Simulator und mehr – irgendwann wächst bei vielen Kindern und Jugendlichen das Begehren, einen eigenen Gaming-PC zu besitzen, um jenseits der Konsole zocken zu können. Die Games sollen natürlich ruckelfrei zu spielen sein, ein cooler Bildschirm muss her und obendrauf ein cooles Headset wie das des Lieblings-Youtubers. Und ja, blinken soll auch alles irgendwie. Am besten in allen Regenbogenfarben.
Gerade für viele Eltern, die jenseits vom Büro-Laptop keine Berührungspunkte mit Computern haben, fängt nun das große Rätselraten an: Was zur Hölle braucht so ein Gaming-PC eigentlich? Auf welche Hardware darf/sollte man nicht verzichten? Welche Nice-to-Have-Gadgets sind völlig überbewertet? Und gibt es auch Gaming-PCs für den schmalen Geldbeutel?
Da auch wir vor diesen Überlegungen standen, aber selbst zocken und bereits den ein und anderen Gaming-Rechner zusammengestellt haben, möchten wir dieses Wissen mit euch teilen. In diesem Bericht findet ihr daher alle Infos rund um den Kauf eines Gaming PCs für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren!
Worauf muss man bei Kauf eines Gaming PC achten?
Computerspiele brauchen nicht nur viel Arbeitsspeicher, sondern auch eine gute Grafikkarten-Leistung (naja, bis auf Minecraft vielleicht), um ein ruckelfreies Spielevergnügen zu garantieren. Daher können viele Games gar nicht auf normalen Laptops oder „Büro-Rechnern“ gespielt werden. Ein Gaming-PC, an dem man mehrere Jahre Freude hat, sollte daher mit ausreichendem Arbeitsspeicher, einem guten Prozessor und einer leistungsstarken Grafikkarte daherkommen.
Hier sollte man allerdings berücksichtigen, dass man bei der Grafikkarte am meisten sparen kann. Die aktuellen Topmodelle der führenden Hersteller Nvidea (GeForce) und ATI (Radeon) sind praktisch unerschwinglich. Man sollte ein bis zwei Regale tiefer greifen – die Topmodelle von vor 2-3 Jahren oder aktuelle Mittelklassemodelle reichen bzgl. der Leistung für die allermeisten Spiele in guter Qualität aus. Hier kann man sich auf entsprechenden Vergleichsseiten schlau machen und sollte auch aktuelle Angebote beachten. Etwas verwirrend kann hier sein, dass die beiden genannten Hersteller im Grunde nur die GPU (Prozessor der Grafikkarte – im Gegensatz zum CPU – dem Hauptprozessor des Rechners) produziert und es diverse Hersteller gibt, die diese dann verbauen und fertige Karten verkaufen. Daher gibt es eine GeForce RTX 3060 beispielsweise in einer Version von Zotac, Sapphire, MSI etc. Die Unterschiede der verschiedenen Reseller sind aber eher marginal.
Ein absolutes Muss für Gaming-Rechner ist eine SSD-Festplatte – das ist ein Speichermedium – vergleichbar mit einem USB-Stick, das die Daten auf Chips ohne bewegliche Teile speichert. Im Unterschied zu einer altmodischeren HDD – die mit einem Datenabnehmer die Daten von magnetischen Scheiben abliest – vergleichbar mit einem Plattenspieler. SSD-Platten sind bis zu ca. 30x schneller als HDD-Platten und hier kann man für vergleichsweise wenig Geld sehr viel Performance rausholen. HDD lohnt sich eigentlich nur noch als Speicher/Backupmedium, da man hier mehr Speicher für das gleiche Geld bekommt. 500 GB sollte die Platte schon groß sein, da viele aktuelle Spiele-Titel alleine schon über 100 GB belegen.
Tatsächlich ist der Hauptprozessor – also die CPU weniger wichtig, als man denken sollte. Die Mittelklasse-Modelle der beiden Platzhirsche Intel und AMD reichen vollkommen aus. Mit einem AMD Ryzen 7 oder einem Intel Core i7 hat man schon fast überperformt. Die 5er-Reihen der beiden Hersteller sind auch ausreichend.
Das Mainboard sollte im Idealfall erweiterbar sein, sodass man im beispielsweise den RAM von 16 auf 32 GB aufrüsten oder auch eine aktuellere Grafikkarte installieren kann.
Beim Arbeitsspeicher sollte man von 16 GB ausgehen – mit 32 ist man auf der sicheren Seite – ein Netzteil muss für die Leistung, die die einzelnen Komponenten des Rechners ziehen ausreichend dimensioniert sein. Was es bei den meisten Komplettsystemen bekannter Hersteller immer der Fall ist. Baut man den Rechner selbst zusammen, sollte man wissen, wieviel jede Komponente im idle (Leerlauf) und unter Höchstleistung verbrauchen. Entsprechend muss man das Netzteil wählen.
Wie viel Geld kostet ein Gaming PC?
Eine billige Anschaffung ist ein (neuer!) Gaming-PC mit Sicherheit nicht. Da Betriebssystem und Grafik-Karte alleine in Zeiten von Chipmangel und hohen Energiekosten schon um die 500 Euro kosten, muss man sich also auf eine größere Ausgabe einrichten. Einen ordentlichen Gaming-PC bekommt man daher erst ab etwa 700-800 Euro (ohne Monitor und Peripherie).
Möchte man nachhaltig über mehrere Jahre mit seinem Rechner auskommen, sollte man ein Budget von um die 1000 – 1200 Euro mitbringen. Du solltest dich daher fragen, ob ein einfaches Modell für die Spiele, die dein Kind spielen möchte, ausreicht. Oder ob du nachhaltig investieren möchtest, um dir ein paar Jahre keine Sorgen über PC-Performance machen zu müssen.
Sollte dein Budget schmal sein, dann achte auf Angebote bei den herkömmlichen Anbietern. Außerdem sollte dein „Low-Budget-Modell“ mindestens Windows 10 schon vorinstalliert haben und die Möglichkeit bieten, Festplatte und RAM nachzurüsten.
Einen PC selbst zusammenstellen und zusammenbauen kann ebenfalls günstiger sein, als einen fertigen Gaming-PC zu kaufen. Allerdings benötigt man hier das nötige Knowhow, die einzelnen Komponenten zusammenzustellen und anschließend auch zu verbauen. Das ist keine Hexerei – aber vollkommen ohne Erfahrung oder technisches Know-How bzw. eigener Freude daran, würden wir definitiv dazu raten, ein Komplettsystem zu kaufen.
Gaming-PC mit LED – kaufen oder selbst aufpimpen?
Was hier dem Sohn ganz wichtig war: Regenbogenfarben! Keyboard, Maus, Mauspad – Hauptsache es blinkt! Und am liebsten sollte auch das ganze PC-Gehäuse beleuchtet sein und cool aussehen. Allerdings sollte man wissen, dass fancy Gaming-Rechner mit leuchtenden Komponenten, Glastüren und blinkenden LEDs den Preis deutlich erhöhen, aber nichts zur Leistung des Rechners beitragen.
Unsere Empfehlung wäre daher, sich um das Bling Bling selbst zu kümmern. Neben Keyboard, Maus und Co., die auch mit LEDs nicht viel teurer sind als ohne, gibt es im Baumarkt LED-Streifen als laufenden Meter, die individuell rund um den Schreibtisch verbaut werden können. So kann auch schon unter 10 Euro ein Lichterkonzert montiert werden, das sich je nach Stimmung per Fernbedienung oder gegen Aufpreis auch per App steuern lässt.
Was für einen Monitor brauche ich für den Gaming PC?
Einen guten Monitor mit ausreichendem Kontrast und einer vernünftigen Größe (27“ würden wir empfehlen) findet man von namhaften Herstellern ab ca. 200 € – die Auflösung sollte mindestens Full-HD bieten – eher natürlich mehr. Die Latenz und Bildwiederholrate werden eher überbewertet – 144 Hz sind vollkommen ausreichend und mittlerweile ohnehin fast Standard ebenso wie eine Latenz von 1ms oder weniger. Ein guter Betrachtungswinkel ist eher wichtig – damit man auch leicht von der Seite noch ein gescheites Bild sieht. Idealerweise sollte er mehrere HDMI- und/oder DisplayPort-Anschlüsse haben.
Nötige Accessoires: Keyboard, Maus, Headset, Mauspad & Co.
Hast du dich für einen PC und einen Monitor entschieden, brauchst du dennoch noch einige nötige Accessoires, damit das Gaming-Vergnügen losgehen kann. Um ein Keyboard und eine Maus kommt man nicht drumherum. Hier gibt es je nach Budget viel Auswahl bei herkömmlichen Markenherstellern wie Razor oder Logitech. Bei der Maus solltet ihr darauf achten, dass sie auch in kleinen Händen gut liegt und sich sogar optimalerweise verstellen oder programmieren lässt.
Spielt eurer Kind Games, bei denen es über Teamspeak, Steam oder Discord mit anderen Spielern kommunizieren möchte, braucht es außerdem ein gutes Headset, bei dem sich die Hintergrundgeräusche gut rausfiltern lassen. Und falls es nicht nur mit Kopfhörern spielen mag, werden obendrauf noch Lautsprecher benötigt.
Ein Mauspad ist dagegen eines dieser „Nice-to-Haves“, auf die man am Anfang auch verzichten kann. Natürlich kommt das auch ein bisschen auf die Oberfläche des Schreibtischs an (der erste war bei uns aus Holz und ein Erbstück, der neue Alex-Tisch weist eher eine sehr glatte Oberfläche auf). Hier schwört das Kind darauf, dass sich die Maus mit Mauspad flüssiger steuern lässt. Ich glaube ja eher, dass eher die LEDs zu Verzückung führen.
Am sorgenfreisten kann man PC, Monitor und Peripherie bei Anbietern wie notebooksbilliger, alternate oder auch MediaMarkt oder Saturn beziehen – hier gibt es auch entsprechende Filter, nach denen man die Auswahl nach den eigenen Wünschen steuern kann. Es lohnt sich auch oft, nach Angeboten zu schauen – insbesondere in den BlackWeeks – aber auch im restlichen Jahr gibt es immer mal wieder gute Angebote. Bitte immer darauf achten, dass das Betriebssystem vorinstalliert (und überhaupt inklusive) ist. Das macht vieles einfacher und ermöglicht nach kurzer Einrichtungszeit möglichst schnell zu zocken.
Braucht mein Kind einen Gaming-Stuhl?
Warum sogenannte Gaming-Stühle so heiß begehrt sind, erschließt sich mir nicht. Denn immerhin kosten die ergonomischen und gut gepolsterten Sessel oft mehrere Hundert Euro oder noch mehr! Dabei solltest du auf jeden Fall beachten, dass diese Stühle für Erwachsene gedacht sind – und je nach der Größe deines Kindes die Ergonomie mehr und mehr flöten geht. Dazu sind günstige No-Name Gaming-Sessel schon an sich oft ungemütlich und nicht sonderlich lange nutzbar, während die von Markenherstellern viel zu überteuert sind.
Ein normaler ergonomischer Bürostuhl reicht für euer Kind daher völlig aus. Immerhin soll es ja sowieso nicht den ganzen Tag zockend vorm Bildschirm sitzen, oder? Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis findet ihr bei den Stühlen von Ikea (hier hat der Sohn ein ausrangiertes Modell geerbt).
Gaming PC fürs Kind einrichten
Man kann mit den Kindersicherungssystemen der Betriebssystem- und Browser-Hersteller einen PC schon ausreichend sichern um zu vermeiden, dass Kinder Inhalte konsumieren, die für sie vollkommen ungeeignet sind. Mit den entsprechenden Einstellungen (Kinderkonto/Kinderschutz) von Microsoft, Google (Family Link) etc. kann man Nutzungszeiten, Surfverhalten etc. kontrollieren, nach Alter beschränken usw. Da Microsoft und Google nicht die dicksten Freunde sind, ist es manchmal etwas mühsam, beide Systeme zu verbinden – aber ich sage es mal so: Technikfremde Eltern werden clevere, technik-affine Kids nicht dauerhaft davon abhalten können, unangemessene Inhalte zu sehen. Kein Sicherungssystem ersetzt Vertrauen zum und Kommunikation mit dem Kind.
Bei Steam (einer der führenden Gaming-Hubs, wo man die meisten Spiele online kaufen und direkt installieren kann) kann man auch das Alter einstellen – generell sollte man beachten, dass man bei einer Einstellung von unter 12 Jahren die meisten derzeit angesagten Games vergessen kann. Das sollte man beachten, bevor man das Kinderkonto anlegt. Sind die Eltern selbst Gamer, kann man bei einem Steam-Kinderkonto einstellen, dass das Kind auch alle Spieletitel der Eltern nutzen kann, solange diese nicht selbst gerade spielen.
Ein vernünftiger Virenschutz ist ein Muss. Hier gibt es beispielsweise von Avira aber auch Norton oder McAffee gute Familienangebote, die mehrere Geräte mit einem einzigen Abo abdecken. Das ist im Zweifelsfall deutlich günstiger als an jedem Rechner ein eigenes Abo abzuschließen. Aufgrund aktueller Entwicklungen würden wir raten, auf Produkte vom russischen Hersteller Kaspersky zu verzichten. Auch der Bund hat hier entsprechende Warnungen herausgegeben.
Warum überhaupt Computerspiele?
Hast du alle Hardware für dein Kind zusammen und den brandneuen Gaming-PC eingerichtet, kann es endlich losgehen. Zeit also, um nochmal mit deinem Kind über generelle Regeln zur Bildschirmzeit, aber auch zur Nutzung des brandneuen Computers, geeigneter Spiele, Datenschutz und Sicherheitseinstellungen zu sprechen.
Da wir – vor allem in den Ferien – hier alle vorhandenen Augen zudrücken, darf die Zockerzeit bei uns etwas länger sein. Empfohlen werden jedoch für Kinder ab 12 Jahren ca. 1,5 Stunden am Tag – und da sind alle Bildschirmgeräte mit einbezogen!!! Sind die Hausaufgaben und sonstigen Verpflichtungen getan und werden soziale Kontakte nicht vernachlässigt, finden wir, dass man auch durchaus mal etwas längere Spielzeiten einplanen kann. Aber wie gesagt, diese Regeln sollte unter Berücksichtigung der Empfehlung jede Familie für sich treffen.
Denkt bei der Aufstellung eurer Regeln daran, dass Computerspiele Teil unserer modernen Lebenswellt sind und Games auch – je nach Spiel natürlich – kognitive Fähigkeiten und andere Skills fördern können. Dazu helfen sie, die Kreativität auszuleben, digital Freunde zu treffen und sich eingehend mit Medien, Programmierung & Co. zu beschäftigen.
Um die (Online-)Spielewelt zu verstehen, empfehlen wir, einfach mal beim Gamen zuzuschauen oder vielleicht sogar selbst mitzuspielen (das machen wir hier auch). Lass dir das Lieblingsspiel deines Kindes erklären oder versucht gemeinsam herauszufinden, wie ein neues Spiel gespielt wird. So zeigst du Interesse an den Hobbies deines Kindes und kannst sogar einen Zugang finden, um gemeinsam etwas zu unternehmen und eure Bindung zu stärken.
Und jetzt viel Spaß beim Gamen!