Als die Logopädin Tomkes Mama rät, ihren Sohn „fliegen“ zu lassen, verändert sich dessen durchgetaketer Alltag. Er freundet sich nicht nur mit einer Klassenkameradin an, sondern findet sein Talent in einer rasanten Sportart, die mal nix mit Bällen zu tun hat. Und die Sprachprobleme mit dem Stottern lösen sich langsam auf. Frauke Angels Tagebuchroman „Tagebuch eines Überfliegers“ erzählt witzig und authentisch vom krassen Leben zwischen Schule und Sprachtherapie, Inklusion und der richtigen Unterstützung.
Darum geht´s in Tagebuch eines Überfliegers
Tomke schreibt Tagebuch. Lust zu sprechen hat er nämlich kaum. Dabei hätte er viel zu erzählen. Aber die Worte wollen einfach nicht so aus seinem Mund raus, wie sie in den Kopf reingekommen sind. Ein Gedankenleser müsste erfunden werden! Dann könnten alle Menschen einwandfrei hören, was aus Tomkes Mund nicht, zu spät oder unvollständig herausstottert. Allerdings würden die Leute dann auch hören, was Tomke über sie denkt. Oma wäre entsetzt, Mama besorgt und Papa wahrscheinlich sehr verwundert. Nur für Delia, das glitzergrüne Mädchen auf Rollschuhen, wären Tomkes Gedanken nichts Neues. Denn sie scheint auch jetzt schon in seinem Kopf lesen zu können.
Tote Stotterer sind zum Beispiel: Marilyn Monroe (Fotomodell und krass hübsch) und König George (König und nicht so hübsch). Ein lebender Stotterer ist Bruce Willis, unter seinem Bild steht Schauspieler, aber weil wir fast nie Filme gucken, kenn ich den nicht. Doch dann seh ich einen, den kenn ich! Seine CD liegt nämlich bei Mama im Auto. Er heißt DER GRAF und ist ein Sänger, aber tottern tut der nicht, das müsste ich wissen.
Tagebuch eines Überfliegers, Seite 11 – 12
Stottern und andere Behinderungen
„Lassen Sie Ihrem Sohn etwas Zeit. Lassen Sie ihn fliegen! Nicht das Stottern hält Tomke gefangen,“ empfielt die Logopädin Tomkes Mama. Und tatsächlich bekommt Tomke das mit dem Fliegen hin. Sogar wortwörtlich.
Tomke schreibt alles in sein Tagebuch auf – und dabei bekommen wir ganz viele Einblicke in seinen Alltag voller Sprachhürden. Denn dank dem Gestotterte traut er sich oft nicht zu sprechen – oder ist einfach nur ewig langsam. Dabei wollen ihm alle aus seiner Familie helfen, machen es aber nur schlimmer. Bis er nach und nach seine Hemmungen verliert und zwar durch passive Hilfe. Wie bei seiner Mitschülerin Delia, die ihn mit ihrem tauben und komisch-sprechenden Papa bekannt macht. Oder bei den Schmischkes, von denen er erfährt, dass sie alle eine Behinderung haben (inklusive Glasauge). Oder wenn er vom Rollschuhfahren durch Storch, Kanone und Flieger (das sind Rollkunst-Figuren) so glücklich-ausgepowert ist, dass er glatt vergisst zu stottern. Außerdem gibt es Schlimmeres, als Taubsein oder Stottern – zum Beispiel wenn man wegen einer Allergie nie niemals Schokocreme essen dürfte oder einem dauernd Popel aus der Nase kämen! Das alles und der neue Sport lassen in Tomke die Überfliegerkräfte (und das Selbstbewusstsein) wachsen!
Frauke Angel schafft es mal wieder, mit ganz viel Leichtigkeit und authentischen Worten auf das Thema Inklusion aufmerksam zu machen. Dabei werden Kinder mit Sprachproblemen in ihrer Lebenswelt mit ganz viel Verständnis und Fingerspitzengefühl abgeholt. Mega!
Einen kleinen Hinweis als Fußball-Mutti zu einem Fehler im Buch habe ich aber noch: Wenn man noch in der Grundschule und 8-Jahre alt ist, spielt man nämlich nicht in der C-Jugend, sondern in der F- oder E-Jugend. Die C-Jugend geht nämlich erst ab 13 Jahre los, in der E-Jugend ist man 9 oder 10 Jahre alt. Als fast 9-Jähriger hätte Tomke also ein Probetraining in der E-Jugend machen dürfen.
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- Autorin: Frauke Angel
- Illustratorin: Lilli L’Arronge
- Verlag: Tulipan Verlag
- Alter: ab 8
- Seiten: 104
- Preis: 15,- Euro
- ISBN-13: 978-3864295775
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