Ich kann mich noch gut an die Eingewöhnung von HerrnSjardinski erinnern. Sie verlief eigentlich anfangs recht unkompliziert. Und trotzdem war es in den ersten Jahren fast jeden Tag ein tränenreiches Drama, wenn wir uns im Kindergarten verabschiedet haben. Vielleicht hätte uns damals auch ein Buch wie Flim Pinguin im Kindergarten von Sandra Schindler geholfen, dass den Trennungsschmerz vom feinen Herrn ernst nimmt?

So lange hat sich Flim, der kleine Pinguin, auf seinen ersten Tag im Kindergarten gefreut. Und tatsächlich: Mit den anderen Kindern kann man so vieles erleben. Doch nach ein paar aufregenden Wochen wird Flim schmerzlich bewusst: Mama fehlt. Ohne sie will er nicht bleiben. Zum Glück hat Mama eine rettende Idee … Eine Geschichte gegen Trennungsängste bei Kindergartenneulingen.

Kleine Geschichte gegen Trennungsangst

 

Liebevoll und bedürfnisorientiert geht Sandra an das Thema Trennungsangst heran und nimmt diese Gefühle ernst. In kurzen Reimen und mit bunten Illustrationen vom niedlichen Pinguinkind Flim wird gezeigt, was alles im Kindergarten passiert und deutlich macht: Mama kommt wieder, ganz bestimmt. Zum Schluss gibt es noch ein paar aufmunternde Worte und Tipps für die Eltern, denen der Abschied selbst oft schwer fällt.

Sandra Schindler

Kinderbuchautorin Sandra Schindler @Fotografin Ruth Frobeen

Warum Trennungsangst ernst genommen werden sollte – Interview Sandra Schindler

 

Sandra ist Kinderbuchautorin und lebt mit zwei Kindern, Mann und Hund in einem Dorf mitten im Wald. Sie bloggt auf www.sandra-schindler-schreibt.de über Kinderbücher, Bedürfnisorientierte Erziehung, ökologisches und alternatives Denken und gesunde vegane Ernährung.

Liebe Sandra, du hast mit Flim Pinguin ein Kinderbuch geschrieben, das die Trennungsängste von frisch gebackenen Kindergartenkindern aufgreift. Verlief die Kindergarteneingewöhnung bei deinen Kindern denn schwierig?

Oh ja. Bei beiden Mädels hatten wir ganz arg Probleme mit der morgendlichen Trennung. Und damit meine ich nicht nur, dass die Kinder Probleme hatten, sondern auch wir. Ich möchte mein Kind nicht brüllend und von fremden Händen festgehalten im Kindergarten zurücklassen müssen. Das bricht jedem der Familienmitglieder das Herz. Und es geht ja auch anders, dauert halt nur länger. Mir war und ist es aber wichtig, die Kinder mit einem guten Gefühl und einem Lächeln abgeben zu können. Bzw. dass es eigentlich kein Abgeben ist, sondern dass sich das jeweilige Kind freiwillig und voller Vertrauen von mir löst.

Flim Pinguin im Kindergarten

Warum ein eigenes Buch zum Thema Kindergarteneingewöhnung? Was hat dir an denen gefehlt, die es bereits gibt?

Die Bücher, die es damals gab, beschrieben alle nur, wie ein Kindergartentag abläuft – oder was es im Kindergarten für Probleme mit anderen Kindern geben kann. Um das zentrale Problem der Trennungsangst, das wirklich viele, viele Familien beschäftigt, ging es gar nicht. Ich fand, es war an der Zeit, das zu ändern.

Besonders gefallen hat mir, dass du dich auf den letzten Seiten in Flim Pinguin direkt an die Eltern wendest. Das habe ich bisher bei keinem Kinderbuch gesehen. Warum war dir ein Nachwort so wichtig?

Ich finde Erklärungen wichtig, gerade wenn man ein sensibles Thema anspricht, bei dem auch leicht etwas falsch verstanden werden kann. Da hilft das Nachwort, die Dinge noch mal so zu schildern, wie sie auch gemeint waren. Abgesehen davon ist die Kindergarteneingewöhnung eine Zäsur im Leben der Kinder, die die ganze Familie betrifft, nicht nur die Kindergartenneulinge selbst. Ich hatte viel selbst erlebt und viel darüber erfahren. Und wenn ich etwas weiß, was mir geholfen hat, dann gebe ich das sehr gerne auch weiter, in der Hoffnung, dass es auch anderen hilft.

Flim Pinguin ist ja nicht dein erstes Buch und wird bestimmt auch nicht dein letztes sein. Was bewegt dich eigentlich zum Schreiben bzw. was hat dich dazu motiviert?

Motiviert haben mich dazu die Kinder. Auch mein erstes Buch war ein „Problembuch“. Da war es nämlich meine kleine Tochter, die nicht von der Muttermilch ablassen wollte. Obwohl ich sehr gerne gestillt habe, ging mir nach zwei Jahren allmählich die energetische Puste aus. Deshalb suchte ich nach einem Buch, das das Thema Abstillen behandelt. Gabs nicht. Also schrieb ich eins.

Heute motivieren mich immer noch besonders meine Kinder, aber auch das Leben an sich, die Natur und die Menschen. Es gibt so vieles, worüber sich die Menschen den Kopf zerbrechen. So vieles, was sie immer wieder mit Ängsten, Sorgen und Trauer erfüllt. Da sehe ich es ein bisschen als meine Aufgabe, durch meine Worte Trost zu spenden und den Betroffenen in der jeweiligen Lebenssituation zu helfen.

Momentan schreibe ich zum Beispiel über das Tabuthema Tod, um den Hinterbliebenen Hoffnung zu geben. Hoffnung darauf, dass jedes Lebensende einer geliebten Seele gleichzeitig auch eine Metamorphose für den Trauernden sein kann. Denn jeder Verstorbene hat die Möglichkeit, dem Trauernden eine zweite Geburt zu schenken – durch die Liebe, die sie beide verbindet. Das funktioniert zumindest dann, wenn der Zurückgebliebene genug im Vertrauen ist, um das zuzulassen. Ich möchte den Menschen helfen, dieses Vertrauen zu finden.

Vor über 10 Jahren hatte ich selbst mal die Idee, ein Kinderbuch zu schrieben, lange bevor ich selbst Kinder hatte. Doch kein Verlag wollte mein Buch haben – ok es war auch noch nicht so ausgereift. War es für ich schwer, einen geeigneten Verlag zu finden?

Oh ja. Das ist immer schwer. Bei mir war es so, dass ich öfter von Publikumsverlagen gehört habe: Schöne Schreibe, aber Ihre Themen sind viel zu nieschig. Schreiben Sie doch mal Mainstream. Ich schreibe noch immer keine Mainstream-Literatur. Ist einfach nicht mein Ding. Aber inzwischen ist es tatsächlich so, dass die wenigen kleinen Verlage, die mir gefielen und die ich mit bestimmten Spezialthemen angegangen bin, mir sagten: Sorry, aber Sie sind „zu groß“ für uns. Sie müssen zu einem Publikumsverlag. Und dahin geht mein Weg gerade. Aber dazu braucht man eine ordentliche Portion Geduld.

Unausgereiftes in die Welt hinauszuschicken, das habe ich auch mal gemacht, ganz am Anfang. Man ist einfach so begeistert, dass man da etwas Neues geschaffen hat. Dass das vielleicht besser noch ein Jahr liegen sollte, um zu reifen, kann und will man in dem Moment nicht sehen. Damit bist du also echt nicht alleine.

Es fällt mir auch heute noch schwer, die Dinge liegen zu lassen. Doch jetzt kriegen nicht gleich die Verlage meine fertigen Manuskripte um die Ohren geballert, sondern erst mal meine Testleser. Danach wieder andere Testleser. Anschließend meine Agentin – und erst ganz am Schluss die Verlage. Eindeutig die bessere Strategie.

Flim Pinguin im Kindergarten

Du hast selbst zwei kleine Kinder und arbeitest dazu als Lektorin. Wie schaffst du es da noch, nebenbei einen Blog zu betreiben, geschweige denn Kinderbücher zu schreiben?  Was ist dein Geheim-Tipp?

Das mit der Lektorin, das ist nicht mehr aktuell. Den Beruf hab ich vor 2 Jahren schon offiziell eingestellt und nur noch 3 Stammkundinnen betreut. Seit diesem Jahr bin ich komplett frei und konzentriere mich zu 100 % auf das Schreiben. Aber ja, das mit der Zeit ist immer schwer. Der Geheimtipp ist: Ich habe meine Ziele vor Augen, aber ich überfordere mich damit nicht. Eher stecke ich mir zu kleine Ziele (z. B. aktuell dass ich pro Wochentag 5 Seiten an meinem Roman schreibe, also 25 die Woche und somit 100 im Monat. Ist echt nicht viel). Und wenn ich die mal nicht erreichen kann, weil was auch immer dazwischenkommt, dann ist das einfach so. Dann schimpfe ich nicht mit mir selber und schelte mich für das, was ich wieder alles nicht geschafft habe, sondern ich führe mir vor Augen, was ich in der entsprechenden Woche anstatt meiner ursprünglich anvisierten Ziele erreicht habe. Und das ist immer eine Menge. Nicht nur bei mir, sondern bei jedem. Man muss sich nur selbst dran erinnern. Annehmen, was ist – und immer positiv bleiben.

Der zweite Geheimtipp ist Vertrauen. Wenn du weißt, dass du deine Berufung gefunden hast, dann weißt du auch, dass sich alles fügen wird. Geht gar nicht anders. Deshalb ist es trotzdem nicht einfach. Stolpersteine gibt es genug. Die bringen einen auch mal zu Fall. Wichtig ist, dass man nach dem Sturz denjenigen, die ebenfalls zu Fall gekommen sind, die Hand reicht, gemeinsam wieder aufsteht und niemals vergisst, dass man auf dem Weg zum Gipfel war. Kann gut sein, dass man, sobald man am Ende dort angekommen ist, erkennt, dass dahinter ein noch größerer Berg liegt, der vorher verborgen war. Aber das ist das Leben. Und das macht es ja auch so spannend. Solange die innere und die äußere Führung stimmt, kann gar nichts schiefgehen.

Danke für das tolle Interview.

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Flim Pinguin im Kindergarten

 Autor: Sandra Schindler
 Illustrator: Sandra Seiffart
 Alter: ab 3 Jahren
 Verlag: GrünerSinn-Verlag
 ISBN: 978-3-9466-2504-9
 Seiten: 36
 Preis: 9,95 €

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