In diesem Jahr feiern wir 30 Jahre Mauerfall. 30 Jahre, in denen Ost- und West-Deutschland wieder vereint sind. Und doch ist dieses Ost- und West immer noch in unseren Köpfen drin. Zumindest bei denen, die wie ich noch mit einer DDR aufgewachsen sind.
Die DDR war ein Teil meiner Kindheit, auch wenn ich nicht dort gelebt habe. Meine Großeltern flohen mit meiner Mutter und ihren Geschwistern, bevor die Mauer gebaut wurde. Im Jahr 1986 kehrten wir quasi wieder zurück – als Gäste. Wir hatten im Ungarnurlaub eine Familie kennen gelernt, die wir nun regelmäßig besuchten.
Meine Kindheit mit der DDR war ein Abenteuer mit Zimmern, die hinter Schränken versteckt waren, heimlichem Fernsehen, lustigen Autos auf Huppelpisten und Freunden, die sich über Bananen, Kassetten und Jeans einen Kreis freuten.
Der Comic Kinderland von Mawil blickt ganz nostalgisch auf die Kindheit in der DDR: zwischen Tischtennisplatte, Jungpionieren und Geflüster der Erwachsenen. Eben wie es für die Kinder war, die dort um die Zeit des Mauerfalls lebten. Ein Buch, das die Erinnerungen an die Zeit vor der Wende komplettiert.
Darum geht´s in Kinderland – Eine Kindheit im Schatten der Mauer
Ostberlin im Sommer 1989: Mirco Watzke steckt in der Klemme. Der sonst so vorbildliche Schüler der Klasse 7a hat Ärger mit den blöden FDJlern, und der Einzige, der ihm dabei helfen kann, ist ausgerechnet der unheimliche Neue aus der Parallelklasse. Ob sie die FDJler gemeinsam bei dem Schulturnier im Tischtennis schlagen können, steht in den Sternen, denn immer wieder muss Außenseiter Mirco neue Dramen und Herausforderungen meistern.
In Kinderland erzählt Mawil von Freundschaft, Mut und Vertrauen, einer Kindheit zwischen Jungen Pionieren und Kirche, von „verschwundenen“ Vätern und heimlich belauschtem Getuschel übers „rübermachen“, von der „Angabe des Todes“ und einem Tischtennisturnier am Vorabend der Wende. Ein ebenso tiefgründiges wie rasant-unterhaltsames Buch, das ein lebendiges Bild der letzten Tage der DDR zeichnet.
DDR-Nostalgie, Freundschaft und Erwachsenwerden
Kinderland ist ein gelungener Comic, der die ostdeutsche Sicht und Lebensweise zur Zeit der Wende authentisch abbildet. Und dazu werden Probleme, Emotionen und Situationen geschildert, die auch heute bei Kindern auf dem Weg zum Erwachsenwerden ganz alltäglich sind.
Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen geht es also nicht nur um die DDR, sondern auch um Außenseiter Mirco, Freundschaft, Mobbing, blöde Lehrer und den Veränderungen während der Pubertät.
Das Sandmännchen, Pionieruniformen und FKK-Strände – Mawil schildert die DDR-Kindheit sehr detailgetreu. Und man freut sich immer wieder, wenn man etwas wiedererkennt. An die Leidenschaft für Tischtennis kann ich mich jedoch nicht erinnern – aber vielleicht war ich dafür auch einfach noch zu klein.
Die vielen kleinen Geschichten folgen dabei Schlag auf Schlag. Manchmal ist es für den ungeübten Comicleser wie mich etwas schwer zu erkennen, wann eine Episode endet und eine neue beginnt. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Für Kinder der 80er und aus den Jahren davor absolut lesenswert!
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Kinderland – Eine Kindheit im Schatten der Mauer
♥ Autor: Markus „Mawil“ Witzel
♥ Seiten: 296
♥ Verlag: Reproduct Verlag
♥ ISBN: 978-3-95640-176-3
♥ Preis: 9,95 €