Der Countdown läuft – in wenigen Tagen ist der Entbindungstermin von MisterWin. Und die Spannung steigt, wann und vor allem wie unser zweiter Schatz auf die Welt kommen wird. Wird die Geburt – hoffentlich – ganz anders verlaufen als bei HerrnSjardinski?
HerrSjardinski ist endlich da!Sohn Nummer eins kam Mitte Dezember 2010 mit zehn Tagen Verspätung auf die Welt. Ich war optimal vorbereitet, habe alles gemacht, was man so machen kann, um die natürliche Geburt zu fördern: Akupunktur, Himbeerblättertee, Dammmassage. Nach Terminüberschreitung noch mehr Akupunktur, Eipollösung und muskelentspannende Bäder. Ich hab sogar zwei Stunden Schnee geschippt wie eine Bekloppte. Die Garage war frei – Wehen kamen aber keine. Am Tag acht nach Termin wurde eingeleitet. Krankenhauskittel an, kompletter Schmuck inklusive aller Piercings aus. 12 Stunden später kamen die ersten richtigen Wehen – mitten in der Nacht. Das Zirkeltraining von Kreißsaal zu Kreißsaal und von Geburtsposition zu Geburtsposition begann.
20 weitere Stunden und eine PDA später war der Muttermund offen. Aber das Söhnchen kam nicht. Dank Sternengucker-Lage des feinen Herren habe ich weitere sechs Stunden in seltsamen Posen und mit tauben Beinen versucht, das Kind ins Becken zu schütteln. Nachdem die Fruchtblase angestochen wurde kam dann die Erlösung für mich: Kaiserschnitt. Ich wollte zwar nie einen haben, aber ich war einfach nur froh, dass es endlich ein Ende hatte.
Im OP ging alles recht schnell, nur halten durfte ich den feinen Herrn nicht gleich – zu sehr habe ich von den Wehenhemmern gezittert. HerrSjardinski kam zu Papa und ich blieb allein. Dann die ewige Warterei im Aufwachraum (ich war ja wach!!!) und anschließend der endlose Weg bis zum Zimmer, in dem schon jemand Fremdes schlief. Eine Mama, deren Neugeborenes auf Intensiv 500 km entfernt lag. Toll – auch noch ein schlechtes Gewissen. Im halbdunklen mit meinem Mann den kleinen Wurm zum ersten Mal sehen, anlegen, flüstern und wieder viel zu schnell abgeben. Im Nachhinein war das der Schlimmste und unfairste Teil der Geburt. Den wirklich schönen Moment – das Kennenlernen – hatte man mir entgültig mit dieser doofen Zimmersituation genommen.
Jetzt ist die zweite und wohl letzte Chance auf ein schönes Geburtserlebnis. Und die Frage: spontane Geburt oder von vornherein Kaiserschnitt? Ich habe so viel darüber nachgedacht und gelesen. Und tendierte anfangs eher Richtung Kaiserschnitt. Bloß nicht wieder eine lange Quälerei, die am Ende doch „nichts“ bringt. Aber durfte ich so egoistisch sein – wo eine natürliche Geburt der „bessere Weg“ für das Kind ist? Die Wehen und die ganzen Hormone bereiten Mutter und Kind schließlich auf das Leben außerhalb vor. Durch den Tipp meiner Ärztin bin ich auf die OptiBirth Studie gestoßen, an der ich nun teilnehme. Ziel der Studie ist herauszufinden, welche Informationen und Betreuung Frauen mit Kaiserschnitt brauchen, um sich für eine spontane Geburt zu entscheiden. Und damit die Kaiserschnittrate dauerhaft senken zu können.
Für mich winkte dabei eine exklusive Beratung und Betreuung. Einmal auf einer Webseite mit Loginbereich, die zwar mit veraltetem Design und schlechter Nutzerfreundlichkeit auf den ersten Blick abschreckte, aber an Informationen gut bestückt war. Dann gab es noch den Diskussionsabend im Krankenhaus, an dem nicht nur andere Studienteilnehmerinnen mitmachten, sondern auch eine Oberärztin und eine Hebamme informierten und Fragen beantworteten. Erstaunlich, aus welch unterschiedlichen Gründen jede einzelne von uns ihren Kaiserschnitt bekam. So individuell wie unsere Geschichten waren, wurde auch auf unsere Fragen eingegangen. Die Vor- und Nachteile beider Varianten wurden uns genau erklärt. Ein Kaiserschnitt ist für eine nachfolgende natürliche Geburt in den meisten Fällen kein Problem.
Und das regte mich wieder zum Nachdenken an. Was will ich wirklich? Einen geplanten Kaiserschnitt vor dem eigentlichen Termin jedenfalls auch nicht. Überhaupt „planen“ – man kann eine Geburt nicht wirklich planen? Irgendwie ist diese Spannung vor der Geburt ja auch schön. Etwas Unplanbares Aufregendes in dem doch so getakteten und kontrollierten Schwangerschaftalltag. Man weiß das Geschlecht, den ungefähren Entbindungstermin, vielleicht hat man sogar ein 3D Bild und kann sich vorstellen, wie das Baby aussieht. Alles genau zu wissen und zu bestimmen ist praktisch, aber ist es auch das „Richtige“?
Nach den vielen Höhen und Tiefen in dieser Schwangerschaft, den vielen kleinen Wehwehchen und großen Aufregern, habe ich beschlossen, es auf mich zu kommen zu lassen. Nichts zu machen, außer zu entspannen. Kein ekelhafter Himberblättertee. Keine geburtsvorbereitende Akupunktur. Kein öliges Rumgeknete am Damm. Ich warte ab bis zum Termin – und dann schauen wir Mal. Es wird diesmal keine Einleitung geben. Entweder ganz natürlich – ohne Mittelchen und Medis – oder gleich Kaiserschnitt. Dazwischen gibt es für mich keine Alternative. Und beides wäre ok.
Ich bin gespannt und hoffe auf ein schönes Geburtserlebnis.
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