„Ich glaube, es hackt!“ – Das denke ich mittlerweile fast jeden Tag, wenn ich mich durch das Tagesgeschehen lese. Zum Beispiel bei Verschwörungstheoretikern, die alternative Fakten herumschwurbeln, oder populistischen Politikern, die sich aus der Affäre ziehen wollen. Und dann wären da noch die ätzenden Hater, die den lieben langen Tag nix anderes zu tun haben, als sich durch Social Media zu trollen. Uff. Wie soll da noch ein Jugendlicher durchblicken, welche Hintergründe die vielen krassen Aussagen haben und wie man damit umgehen soll?
Der Philosoph Jörg Bernardy räumt in seinem Buch Ich glaube, es hackt! mit gesellschaftlichen Tabubrüchen auf, bricht komplexe Themen altersgerecht herunter und animiert durch Gedankenexperimente, selbst Stellung zu beziehen. Ein Sachbuch, das sich nicht nur „wie Butter“ liest, sondern auch einiges im eigenen Kopf in Gang setzt und so zur politischen Meinungsbildung und Medienkompetenz beiträgt.
Darum geht`s in Ich glaube, es hackt!
Darf man über Hitler lachen? Darf man lügen, um jemanden zu schützen? Wieso braucht unsere Gesellschaft Tabubrüche? Ich glaube, es hackt! bietet nicht nur grundlegende Informationen über komplexe gesellschaftliche und politische Zusammenhänge, sondern bereitet sie auch mit starkem Alltagsbezug und Beispielen aus Politik, Geschichte, Medien auf. Dabei beschäftigt sich das Buch Kapitel für Kapitel mit Lügen, Provozieren, Satire, Manipulieren und dem Überschreiten von Grenzen. Zusätzlich fordern Gedankenspiele und Dilemmata dazu heraus, Position zu beziehen, zu diskutieren oder sich am Ende sogar selbst zu engagieren.
Wir alle lügen, provozieren, verarschen, haten und manipulieren manchmal. Wir fühlen uns angegriffen, wenn jemand eine Meinung ausspricht, die anders ist als unsere. Manche Menschen sind so sehr von ihrer Meinung überzeugt, dass man gar nicht mehr mit ihnen diskutieren kann.
Ich glaube, es hackt! – Seite 8
Genau darum geht es in diesem Buch, um die dunklen Seiten des Menschen und der Gesellschaft.
Fragen und Antworten zu den dunklen Seiten der Gesellschaft
Ob Politik, Psychologie, Geschichte und Gegenwart – Jörg Bernardy hat es geschafft, gesellschaftlich relevante Themen mit verständlichen Worten zusammenzufassen und mit Beispielen und Vergleichen auszuschmücken. Dabei gibt es viele Exkurse – zum Beispiel in Sachen Persönlichkeitsrechten, Satire, Fake-News und Verschwörungstheorien und die Grenzen der Meinungsfreiheit. Aber keine Angst – hier erwartet einen kein staubiges Fachwissen. Vielmehr liest sich das ganze Buch mega gut! Die verschiedenen Blickwinkel und Gedankenansätze sind nämlich gepaart mit Wortwitz, klugen Fragen, dem Aufzeigen von Widersprüchen und interessanten Schlussfolgerungen. So hat man nach dem Lesen das Gefühl, ein volles Upgrade in Sachen Meinungsbildung und Medienkompetenz bekommen zu haben. Und wurde obendrauf auch noch gut unterhalten.
Besonders gelungen fand ich die Fragen und Antworten, Mitmach-Experimente sowie die vielen Gedankenspiele, bei denen man selbst zum Nachdenken angeregt wird. Manche sind dabei durchaus „unangenehm“, weil man etwas über seine eigenen „dunklen Seiten“ herausfindet: Wenn man nämlich plötzlich erschrocken feststellen muss, wie sehr man doch selbst manipuliert, schummelt oder auch lügt. Das wiederum verleitet, darüber nachzudenken, welche Art von Mensch man im Moment ist – und wer man sein möchte. In welcher Gesellschaft man leben möchte, was erlaubt sein sollte und was lieber nicht. Und wie man diese Wünsche und Ziele vielleicht sogar selbst in die Hand nehmen kann.
Leben in Zeiten von Tabubrüchen: Meinung bilden und diskutieren
Meine Schulzeit liegt zwar schon einige Jährchen zurück, aber ich hätte mir im Gemeinschaftskunde-Unterricht (Wirtschaft & Politik) sehr gewünscht, einmal so zu diskutieren. Brauchen wir als Gesellschaft charismatische Anführer*innen? Wäre man im 3. Reich selbst Mitläufer gewesen? Macht Hassen Spaß? Gefährdet Unterhaltung die Demokratie? Ich mache ja keine Lehrpläne, aber dieses Buch steckt voller Anregungen, wie man einen lebendigen Unterricht gestalten und junge Menschen dazu bringen kann, zu mündigen Erwachsenen zu werden. Solche, die sich nicht nur eine fundierte Meinungen gebildet haben, sondern diese auch sachlich und mit Fakten verteidigen können. Und ist es nicht genau das, was wir als Gesellschaft gerade dringend brauchen?
Ein für die demokratische Meinungsbildung unverzichtbares Sachbuch für Jugendliche ab 14 Jahren, das ich auch jedem Erwachsenen ans Herz legen mag.
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- Autorin: Jörg Bernardy
- Illustratorin: Stephanie Dierolf
- Seiten: 174
- Verlag: Beltz & Gelberg
- ISBN-13: 978-3407755902
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
- Preis: 16,95 €
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