Liv – wenn ich eine Tochter bekommen hätte, wäre so ihr Name gewesen. Einfach Liv. Ein kleines Mädchen mit einem nordischen Namen, der „Leben“ bedeutet. Aber es gibt keine Liv. Nicht heute und nicht morgen. Ein drittes Kind ist undenkbar und wenn, wäre es doch wohl wieder ein Junge.
Jungs machen Jungs, Männer machen Mädchen
Ja so ist das wohl. Jedenfalls bei uns. Als ich zum ersten Mal schwanger war, war mir das Geschlecht des Kindes erstmal egal. Ich wollte nur gerne ein Pärchen haben, irgendwann. Die Reihenfolge: egal. Aber irgendwie spürte ich es schon sehr früh, dass da ein männliches Wesen in mir heranwuchs. Auch wenn alle sagten, dass ich bestimmt ein Mädchen bekommen würde. Keiner traute mir wohl einen wilden Ball spielenden Wirbelwind zu. Mir, einer zarten unsportlichen Person. In der 17. Schwangerschaftswoche stand es dann fest: Glückwunsch, es wird ein Junge. Also nichts mir rosa Rüschen. Auch ok.
Das zweite Mal hoffte ich so sehr auf ein Mädchen. Mit brauenen Haaren und grünen Augen vielleicht? Meine kleine Liv. Jemandem dem ich meine Puppe und meinen Kinder-Schmuck vererben könnte. Sohn und Tochter, das wäre schon was. Und ich bildete mir ein, dass Übelkeit und unreine Haut auf ein Mädchen hindeuteten. Doch schon in der 15. Schwangerschaftswoche war er da, der Penis auf dem Untraschallbild. Ich sah ihn sofort. Wird wohl nichts mit der Tochter. Schon wieder.
Und dann überlegte ich, warum ich eigentlich unbedingt ein Mädchen haben wollte. Ja, warum eigentlich? Abgesehen von den süßen Klamotten, die ich nun nicht kaufen brauche, gibt es da wirklich nicht viele Gründe. Als ich selbst ein kleines Mädchen war, war auch ich eher ein Wirbelwind. Mit meinen kurzen Haaren kletterte ich auf Bäume, spielte mit Autos, fuhr Skateboard oder tobte auf dem Heuboden. Unsere Holzveranda war ein Piratenschiff und unsere Perserkatze ein wilder Löwe. Ich war immer dreckig, pinkelte immer in den Garten und hatte immer Schürfwunden. Wahlweise auch blaue Flecke. Mein Vater malte mir mit absolutem Perfektionismus Marienkäfer auf die kleinen Fingernägel – bis auf das und den kleinen Unterschied war ich ein JUNGE. Würde ich also nicht viel besser mit JUNGS spielen können als mit einem „typischen“ Mädchen? Und reicht es nicht auch, wenn nur eine Prinzessin im Haus lebt?
Cooles Jungsspielzeug
Keine Barbie, kein rosa Plüschkitsch? Super. Denn Jungssachen sind sowieso viel cooler. Drache, Dinos, Ritter, ferngesteuerte Autos und Lego. Soll aber nicht heißen, dass mit den Mädchenfreundinnen nicht auch mal Vater-Mutter-Kind mit Puppen gespielt wird. Früh übt sich der spätere Papa. Und auch Backen, Putzen und Kochen mögen kleine Jungs. Sehr sogar.
Kein kompliziertes Styling
Flechtfrisuren bleiben mir erspart. Gut so, denn die bekomme ich nichtmal an mir hin. Eine „Feuerfrisur“ mit Gel geht gerade noch so. Kindernägel lackiere ich trotzdem ab und an. Denn auch kleine Jungs finden das schön. Farbauswahl inklusive. Perfektionistische Marienkäferpunkte werden mir aber erspart. Da legt ein Junge doch keinen Wert drauf.
Wer ist der Coolste?
Jungs sind einfach zu manipulieren überzeugen. Beispiel Farbauswahl. Ich lasse dem Söhnchen zwar den Willen mit dem Nagellack (auch wenns der Papa blöd findet), kann dann aber mit netten Worten „blau ist vieeel cooler. Oder orange – megacool“ in die von mir bevorzugten Bahnen lenken. Klappt auch mit „die gefütterten Stiefel sind viel cooler als die Sandalen“. Oder der Trick mit dem Wettbewerb: „Wer ist wohl schneller angezogen? Du oder der Papa?“ Klappt immer. Bei beiden.
Einfach anziehen
Aufwendiges Styling mit Kleid und Rock bleiben mir vorbehalten. Bei Jungs gibt es eben nur Hose und Shirt. Beides in kurz/lang Version. Fertig. Wenns kalt ist mal ne Strumpfhose für drunter. Einziger Anspruch bei der morgendlichen Klamottenauswahl: es muss cool sein. Heute war übrigens die grüne Strumpfhose sehr cool, kombiniert mit Jeanspumphose und orang-blauem Fuchshoodie.
Treat your mother like the royalty she is
Nicht nachtragend
Jungs lieben ihre Mutter bedingungslos. Schnell wird da der ein oder andere mütterliche „Zickenanfall“ verziehen. Jedenfalls ist das bei uns so. Denn die Mama ist eben die Königin. Naja, hier eher die Prinzessin.
Geh zu Papa
Gibt es irgendwelche Fragen zum „Lulu“ (bei uns der Penis) verweise ich auf den Papa, denn der hat ja auch einen und kann das besser erklären. Fein raus aus dem Thema.
Direkt gesagt
Jungs sagen was sie denken. So wie ich. Da wird nicht groß um den heißen Brei geredet, um ja keine Gefühle zu verletzen. Ein „du stinkst“ wird dann eben mit einem „du bist alt“ quittiert. Müssen beide Seiten mit Leben. Bei mir mit meiner fehlenden Sensibilität sehr vorteilhaft.
Jungsmama zu sein ist doch nicht so schlecht. Und am Ende ist wahrscheinlich wirklich egal, welches Geschlecht das Kind hat. Ob Sohn oder Tochter – es kommt auf die Persönlichkeit an. Bleibt nur eins. Das Schwiegermonster-Ding. Die böse Schwiegermama werde ich nämlich irgendwann sein.
Das stimmt, Söhne sind toll. ♥ Gerade die direkte Art finde ich super. Zwar knallt es ab und zu heftig, aber danach ist alles geklärt und kann harmonisch weiterlaufen. Da finde ich das subtile Sticheln bei den Mädels oft viel verletztender ( „Du bist meine Silberfreundin, Anna ist meine Goldfreundin“ äußerte letzte Woche die Oberzicke). Ähhm, einige Punkte deiner Liste wirst du in der Pubertät nochmal überarbeiten müssen *grins*. „Einfaches anziehen“, „Kein kompliziertes Styling“ werden zu „Wie kann ein Kleidungsstück nach 3 Monaten schon wieder „out“ sein?“ und „Hilfe, mein Sohn belegt morgens/abends stundenlang das Bad“ ;o)).
Denke ich auch, dass die Pubertät noch einiges ändert – da kommt noch was auf einen zu. Wahrscheinlich werd ich dann Duschgel, Haargel und Klopapier in Massen kaufen müssen. Aber zum Glück brauch ich selbst nicht so lange im Bad 😉
So schön geschrieben. Vielen Dank. Ich habe auch 2 Jungs und mir immer ein Mädchen gewünscht. Kam aber nicht. Stattdessen 2 der wundervollsten Menschen dieser Welt. Für kein Geld der Welt, würde ich die eintauschen wollen. Ja, es knallt ab und zu aber die Liebe ist viel größer, als jeder knall jemals sein könnte.
Und wer liebt denn nicht tolle Jungs, charmante junge Männer, herzgute Schwiegersöhne? Ich wurde in der 2ten Schwangerschaft sogar bedauert, als klar war, es wird wieder ein Junge! Hallooooo? Geht’s noch? Ich liebe meine Buben einfach und würde es nie anders haben wollen
Ich bin auch Jungsmama (hab auch einen Blog: Herzmami) und dachte anfangs, dass es schwer wird, denn ich auf dem Fußballfeld? Niemals! Aber es ist toll, ich liebe meine Jungs und mit dem Herumzicken hast du so recht! Eine Freundin von mir hat ein zuckersüßes Mäderl, aber die kann auch anders!!!
Ich bin glücklich Jungs zu haben. Sehr schön geschrieben. Aber das mit Abstand Lustigste war, als mein Zwergerl meine Tampons fand???. Er dachte es sind Ohrstöpsel und hat sie sich in die Ohren gestopft. Ich denke, dass ich solche „Mädchenmomente“ vermissen werde. Also BHs, Tampons, Liebeskummer,…
„Aufwendiges Styling mit Kleid und Rock bleiben mir vorbehalten. Bei Jungs gibt es eben nur Hose und Shirt.“
Äähm- nein. Mein Sohn (fast 4) trägt mit Vorliebe Kleider. Und will öfter mal Zöpfe und Haarspangen. Seine Schwester (7) eher nicht. Fußball spielen sie beide.
Und der Trick mit dem Wettbewerb ist bei mehr als einem Kind fatal – den gewinnt dann nämlich immer der/die Große, und der/die Kleine heult…
Hallo Julia,
der Beitrag ist über 4 Jahre alt und aus meiner damaligen Sicht geschrieben. Kleider ziehen meine Jungs immer noch nicht an – aber ich finde es cool, wenn Jungs wie dein Sohn da ihren eigenen Kopf haben. In anderen Kulturen ist das ja auch kein Ding – ich meinte damit ja auch eher, dass wir weniger Diskussionspotential haben.
Der Wettbewerb klappt bei uns erstaunlich gut – der Jüngere ist hier immer vorne (der große Sohn ist eher so der sensible Träumer).