Am Wocheende waren die Jungs und ich mit der Großfamilie in Thürigen unterwegs. Der Mann kränkelte herum und glänze durch Abwesenheit, ansonsten war unsere Reisegesellschaft fröhlich im Nieselwetter unterwegs. Doch trotz guter Laune musste ich seit langem Mal wieder die Erfahrung machen, wie kinderunfreundlich manche Personen sind. Sonst les ich davon ja immer nur auf anderen Blogs.
Von Leute, die in öffentlichen Verkehrsmitteln Schwangere anpöbeln. Oder Menschen, die sich dreist in die Erziehung einmischen. Bis auf genervte Restaurant-Gäste ist mir sowas bisher noch nie passiert. Und wenn ich dann solche Geschichten lesen, denke ich „das gibt es doch gar nicht! Das kann nicht sein!“ Aber pssst – gibt´s eben doch. Vielleicht nicht in meinem Wohnort, aber in Thüringen.
Um es vorweg zu nehmen, die Thüringer waren alle sehr sehr nett. Die machen nicht nur leckere Wurscht und super cremiges Eis, sondern haben auch nix gegen eine 16-köpfige Truppe mit vier kleineren Kindern. Aber die Touristen da, die sind schon so ein anderes Völkchen. Ein äußerst gereiztes nämlich.
Auf unserem Sightseeing-Plan stand die berühmte Wartburg. Und keine Ahnung warum, aber wir buchten eine Führung. Um die Mittagszeit. Däää dööö. Nicht gerade besonders clever mit zwei Kindern unter sechs Jahren, geb ich zu. Der feine Herr fand es aber super spannend und lauschte dem Burgführer. Während sich der Rabaukowitsch mit seinen 19 Monaten natürlich nicht die Bohne für Wandbemalungen, historische Räume oder Einrichtungsgegenstände interessierte.
Drachen haben oft ganz unterscheidliche Erscheinungsweisen.Seine Aufmerksamkeit galt den Familienmitgliedern, deren Namen er immer abwechselnd rief. Und sich einen Ast abfreute, wenn die dann zu ihm schauten. Ich nahm in viel auf den Arm, lief herum und redete leise mit ihm. Und ab und zu bekam er ein pädagogisch wertvolles Gummibärchen aus meiner Tasche – zur Ablenkung und gegen den aufkommenden Hunger. Er lachte. War fröhlich. Und benannte bald auch die Fremden, die diese Führung mitmachten, mit „Opa“ oder „Oma“ oder Fantasienamen.
Ich gebe zu, es ist vielleicht nicht sonderlich schmeichelhaft, wenn man mit Mitte 50 „Oma“ genannt wird. Oder „Opa“, nur weil man Brille und Kopfbedeckung trägt. Aber muss man da so genervt sein? Ab und zu hörte ich ein „Psssst“, obwohl der Führer so glasklar und laut sprach. Ich ignorierte es – denn wirklich störend empfand ich uns nicht. Da war ich dann wohl allein mit dieser Meinung.
Der Raubauke stellte sich versöhnlich an den Treppenabsatz und winkte und strahle alle Treppensteigenden an. Wenige lächelten zurück. Bis sich eine alte Dame zu ihm herunterbeugte. Ich erwartete irgendwas Freundliches aber – oh nein. „Und du hälst jetzt Mal den Schnabel“, blaffte sie den Rabauken an. Ähhhh – was hat die grad gesagt? Mir lag ein „Halten Sie doch mal selbst den Schnabel“, auf der Zunge. Aber in solchen Momenten bin ich leider wenig eloquent. Ich schluckte Wut und Ärger herunter und wartete auf den Moment für eine gute Konter.
Machte ich aber dann doch nicht. Denn als die Frau tüddelig vor mir her lief und sich von ihrer Tochter ein Wurstbrot reichen lies, kamen mir Zweifel. Vielleicht ist sie ja dement? Oder schwerhörig? Ich sagte also nichts, denn ich wollte niemandem Unrecht tun. Und mir auch nicht den Tag verderben lassen. Der Rabauke winkte fröhlich weiter, lachte und rief Namen. Und ich ließ das Karma alles weitere regeln. Bitch!
Wie hättet ihr reagiert? Ist euch auch schonmal Ähnliches passiert? Macht ihr überhaupt Kulturprogramm mit euren Kindern oder wartet ihr, bis sie still und brav an solchen Führungen teilnehmen können?
In der berliner Großstadt passieren einem ja solche Menschen leider öfter. Und wie Berlin so ist – da sind die noch unfreundlicher! Auch zu Kindern! Meistens bekomme ich nicht mehr als ein „Sag‘ ma gehts noch?“ raus. Unser großer Sohn hat sich aber bei der Tagesmutter einen Satz von den anderen Kindern ganz gut gemerkt. Zuhause nervt er, aber bei unfreundlichen Fremden ist der super: „Wers sagt isses selber! Also bist dus!“ Und da unser Sohn mittlerweile auch die Scheu vor fremden Menschen überwunden hat, bekommen das jetzt auch alle unfreundlichen Menschen zuhören 😀 (Und alle freundlichen bekommen unsere gesamte Tagesplanung zu hören..)
Der Spruch ist gut, den hat mein Großer auch aus dem Kindergarten. „Was man sagt ist man selber, alchen alle Kälber, lacht der ganze Bauernhof und du bist doof.“ 😀
Na dann bin ich ja froh, dass wir die abgeschwächte Version haben. Es gibt Tage, wo wir nämlich „das“ sind…manchmal bin ich dann ein Schuh. Weil ich ihn gebeten habe, doch bitte seine Schuhe anzuziehen… ich glaube mit 3,5 Jahren hat man es noch nicht so mit Redewendungen.
krass. Ich finde, das liegt irgendwie an der heutigen Zeit. Man kann das nicht mal an einem bestimmten Alter festmachen. Meih, hoffentlich hat der kleine Mann das nicht so mitbekommen. Unmöglich so etwas…
Ich hoffe auch. Aber er war zum Glück weiterhin fröhlich.
Ich habe zwar noch keine Kinder. Allerdings in anderen Zusammenhang ähnliche Erfahrungen gemacht. Erst mal ein positives Beispiel. Wir flogen vor kurzem aus GranCanaria zurück und ein 18 Monate altes Mädchen war dabei und jeder war freundlich zu ihr. Dem Chaosking durfte sie den Rucksack ausräumen und bei mir wollte sie auf den Schoß. Ich habe aber auch schon anderes gesehen und es macht mich wütend. Ich selbst habe sowohl im beruflichen Umfeld ( können Sie ihren Rettungswagen nicht vernünftig parken? Da ist aber behinderten Parkplatz! Nachts muss das Horn doch nicht sein( da haben Anwohner einen ernst gemeinten Beschwerdebrief verfasst). Wo ich es selber schon häufig erleben musste ist im privaten Bereich. Oft habe ich mir dann gewünscht schlagfertig, clever und eloquent zu sein. Tja Pustekuchen. Wie sangen die Sportfreunde Stiller einst : Schlagfertig und Clever bin ich erst, wenn ich nach Hause gehe.
Ich habe nun mal sehr venarbte, man könnte sagen verstümmelte Arme. Ich gehe nun mal aber auch im T- Shirt raus. Vor kurzem haben wir in der Sonne auf einer Bank ein Eis genossen kommt eine Dame deutet auf meine Arme und meint dann: Sie sollten sich was schämen so raus zu gehen, da vergeht einem ja der Appetit. Da viel mir nichts mehr ein..
Ein ander mal im Schwimmbad starte ein Mann auf meine Arme und meinte dann das ist doch auch nur um Aufmerksamkeit zu bekommen und sieht Scheiße aus.
Mein Begleiter guckte ihn nur an und sagte lieber Narben am Arm als Fett wie Sie und ein Penis wie ein Würstchen. Außerdem wahre Schönheit kommt von Innen und davon hat sie mehr als genug.
Auch da war ich wieder nur stumm und verletzt.
Ich glaube einfach Menschen sind heute viel unverschämter und meinen sie dürften zu allem ihren Senf dazu geben. Manchmal vermisse ich wahre Gentleman und das Leute einfach mal die Klappe halten.
Ich glaube ich muss dazu selber mal was schreiben . Mit schwillt der Kamm bei sowas. Gerade gegen Kinder, die freundlich die Welt entdecken. Geht gar nicht!
Das sind ja echt schlimme Erfahrungen, die du machen musstest. Das tut mir wirklich sehr Leid für dich.
Aber ich finde es toll, dass tu trotz Narben selbstbewusst und stolz Shirts trägst. Wo kämen wir denn hin, wenn wir auf solche Idioten hören würden? Du bist ein tolles Vorbild und zeigst, dass eben nicht alle Menschen perfekt sind.
Also sowas geht gar nicht. Wenn man Kinder als zu laut empfindet dann kann man doch vernünftig mit den Eltern reden aber so ein Spruch zu einem kleinen Jungen muss wirklich nicht sein.
Wie ich reagieren würde bei sowas wüsste ich jetzt gar nicht aber ich wäre auch sauer. Uns ist sowas zum Glück nicht passiert.
Der Frechdachs ist erst anderthalb Jahre alt und ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie störend ich selber Kinder zeitweise fand… Da stand beispielsweise so ein Blag im Supermarkt, schrie in den höchsten Tönen und schlug auf die Mangos ein. Die Eltern standen ein paar Schritte weiter und diskutierten über das Abendessen, während das zweite Kind in aller Seelenruhe Waren aus dem Regal räumte. Muss das sein? Auch als Mutter finde ich diese Situation immer noch völlig daneben.
Das Thema Kunst&Kultur ist sehr speziell. Ich würde mit das mit dem Frechdachs nicht machen. Er würde sich langweilen. Dann lieber mit der ganzen Familie auf den Spielplatz. Da nörgelt hoffentlich keiner
Ich sehe das anders – vielleicht langweilen sich die Kinder am Anfang bei Kunst und Kultur. Aber irgendwann finden sie selbst Freude daran. Ich finde es ganz wichtig, auch mit Kindern am Leben teilzunehmen – und dazu gehört eben auch Kultur. Wenn man seine Kinder nie ins Museum etc. mitnimmt, werden sie sich vielleicht später nie dafür interssieren.
Ich selbst bin auch so aufgewachsen – meine Eltern sind sehr Kunst interessiert und hatten viele Künstler-Freunde. Und auch mein Opa ist Künstler. Ich hab als Kind schon sehr viel Zeit auf Vernissagen verbracht. Klar war das auch mal langweilig. Aber oft auch sehr interessant.
Ich finde den Spruch gar nicht weiter wild. Bin selbst Mutter, habe bisher keine einzige negative Erfahrung gemacht, aber die Formulierung in einem halbwegs normalen Ton stößt mir nicht auf.
Mir schon – das Kind ist 19 Monate alt und es wurde ihm von jemand Fremden direkt ins Gesicht reingeblafft. Das ist was anderes, wie wenn man es zu einem 3-jährigen sagt.
Liebe Marsha, ich kenne diese schiefen Blicke die einem zu verstehen geben, dass deine Kinder zu laut sind leider nur zu gut. Und da möchte man sich gerne zurück ziehen und nicht mehr rausgehen mit den Kids, außer vielleicht auf den Spielplatz. Und gerade die ältere Generation reagiert dann gerne mal ungehalten. Man muss sich immer vor Augen führen, dass diese „alten Menschen“ früher als Kind eine Watschen bekommen haben, wenn sie laut waren. Kein Wunder, dass sie so reagieren. Eigentlich kann einem das nur leid tun. Und vielleicht könnte man mit ihnen darüber ins Gespräch kommen: „Sorry Lady, aber die Zeiten haben sich geändert: Kinder dürfen sich mittlerweile frei entfalten. Schade das ihre Kindheit scheiße war!“ – LG Ella
Da hast du recht, das wäre echt ne gute Reaktion gewesen. Muss ich mir für die nächste Situation vornehmen.