Irgendwie bin ich gerade ziemlich entsetzt. Und wie vor den Kopf geschlagen. Vor kurzem habe ich über unseren Besuch auf der Wartburg berichtet, während dem eine fremde Frau den Rabaukowitsch anblaffte. Dieser Text wurde von einem großen Online-Magazin auf Facebook geteilt. Und es folgten einige Kommentare. Ich hatte damit gerechnet, dass einige Eltern eine andere Meinung als ich haben. Und dass nicht alle meinen Text lieben, ja ihn vielleicht scheiße finden.
Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht, dass so viele Leser – alles Eltern wohlbemerkt – der Ansicht sind, dass Kinder während kulturellen Führungen NICHTS zu suchen hätten. Dass sie selbst von anderen Kindern genervt wären, dass man lieber auf den Spielplatz gehen solle und dass Kinder eh Kultur kacke fänden. Hallo! Geht´s noch???
„Wäre ich ohne Kinder dabei gewesen hätte es mich auch genervt wenn jemand ständig sabbelt.
Kultur ist für alle da – auch für Kinder! Und ja, ich finde auch ein fast 2-jähriger kann bei einer Burgführung mitmachen. Er hört vielleicht nicht wie sein 5-jähriger Bruder einem Redner zu, kann sich aber trotzdem an alten Figuren, Truhen und Rüstungen begeistern. Und das gilt nicht nur für Rittergedöns, sondern auch für andere Ausstellungen. Es geht darum, die Kinder an Kultur heranzuführen und sie am ganz normalen Freizeitaktivitäten teilnehmen zu lassen.
Kultur für Kinder? – Bitte draußen bleiben!
Kunst und Kultur – ein kinderfreier Raum? Warum dürfen sich Kinder dafür nicht interessieren? Weil die Erwachsenen genervt sind, wenn während einer Führung, einer Ausstellung oder im Museum (Klein)Kinder anwesend sind. Zu Recht, denn für die gibt´s ja Kinderversionen. Oder zumindest einen Spielplatz. Extra für Kinder ausgewiesene Orte, an denen die kleinen Nervbratzen niemandem auf den Docht gehen können. Kinder haben eben einfach in der Erwachsenen-Welt nichts zu suchen. Leinen wir sie doch einfach gleich wie Hunde draußen an, während wir Führung und Kultur in Ruhe genießen!
„Man ist ja nun mal auch nicht Mutter geworden, um so weiterzuleben wie zuvor, oder? Spielplatz statt kulturelle Führung, Zoobesuch statt feines Restaurant. Es gibt genügend Möglichkeiten, seine Freizeit mit Kindern zu gestalten. Wo ein Kind Kind sein darf und sich niemand gestört fühlt.„
Sorry Leute, aber diese Einstellung kotzt mich an. Sie erschüttert mich, macht mich sauer und traurig. Warum sollten Eltern mit ihren Kindern an Kunst und Kultur nicht teilnehmen dürfen? Warum sollten wir uns isolieren? Warum sollten wir Restaurants meiden? Weil: „Es gibt ja den Zoo.“ Ach soooo! Klar! „Und MCDonald´s.“ Toll!
Ich möchte meinen Kindern aber auch Kultur ans Herz legen, mit ihnen Altes neu entdecken und ihre Freude an schönen Dingen wecken. Wir gehen auch regelmäßig in Restaurants. Also in solche, bei denen man mit Besteck isst. Und wir waren – mit dem großen Sohn zumindest – auch schon bei Konzerten und in der Oper. Klar, fahren wir das Kulturprogramm nicht jede Woche auf, aber gelegentlich. Und jetzt muss ich mich wie ein Exot fühlen? Weil ich Kinder in den Alltag integriere? Whhaaaat?
„Zum Glück gibt es bei uns Altersbeschraenkungen. Selbst Puppentheater ist bei uns erst ab 3 Jahren. Gott sei Dank.„
Nein! Eltern wie wir sind hier nicht das Problem. Die Gesellschaft ist es!
Ich muss sagen, wenn sich da andere gestört fühlen, dann ist das deren Problem. Und nicht meins! Das heißt nicht, dass sich meine Kinder wie die Sau im Wald benehmen dürfen. Aber in der Regel weinen sie nicht, rennen und schreien nicht, quengeln nicht, sondern haben auf ihre kindliche Art ihre Freunde. Und ja – die äußert sich dann auch mal über Bibliotheks-Lautstärke. Meine Güte – man darf auch mal Lachen!
Wenn Kinder so nerven und nicht in (normale) Restaurants, in Museen, Ausstellungen & Co. dürfen, dann wäre ja auch der Umkehrschluss, dass auch andere Menschen mit Nervpotential ausschließbar sind, oder? Wir waren beispielsweise mal in einer Gedenkstätte für verstorbene Marinesoldaten, an der es sich gehört, leise und andächtig zu sein. Respekt zu zeigen! Der damals fast vierjährige HerrSjardinski bekam das hin. Fand diesen stillen Ort sogar super spannend.
„Ich finde man hat als Erwachsener Respekt verdient auch von fremden Kindern und da dürfen auch mal Fremde daran erinnern.“
Einige Rentner quatschten aber permanent, lachten und unterhielten sich. Man waren DIE NERVIG. Rentner sollten echt nur an altersgerechte Orte dürfen, oder? Wozu gibt es denn Altersheime? Oder Kaffefahrten? Oder gleich den Friedhof?
Seht ihr, was ich meine? Das ist Diskriminierung. Niemand würde sowas ernsthaft verlangen. Aber bei Kinder – ach abwink. Die können wir doch irgendwie wegoptimieren, oder?
Traut euren Kindern doch mal zu, dass sie „mit Kinderaugen“ Kunst und Kultur wahrnehmen, auch wenn keine Extrawurst an Kinderprogramm aufgefahren wird! Ich selbst bin auch kulturell geprägt aufgewachsen – meine Eltern sind sehr Kunst interessiert und hatten viele Künstler-Freunde. Auch mein Opa war Künstler. Ich habe als Kind sehr sehr viel Zeit auf Vernissagen verbracht. Und in Sterne-Restaurants mit mehreren Gängen und Stoffservietten ebenfalls, wohlbemerkt. Klar war das auch mal langweilig. Aber oft auch sehr interessant. Kinder haben oft ein ganz spezielle Sicht für Kunst, die auch Erwachsene inspirieren kann.
Aber wenn ihr euch als Eltern gesellschaftlich ausschließen wollt und die Kultur auf Spielplätzen suchen möchtet – bitte schön. Dann dürft ihr euch aber nicht wundern, wenn eure Sprösslinge auch mit 6, 8, 10, 16 oder 18 Jahren Kunst und Kultur eher so mittelprächtig finden. Ich lege euch aber sehr den Film „Rhythm ist it“ ans Herz, in dem es um ein Bildungsprojekt mit klassischer Musik geht – vielleicht kann der ja eure Meinung ändern. Und ansonsten hoffe ich auf etwas mehr Solidarität unter Eltern.
So, der Puls hat sich gerade etwas gelegt. Ich hoffe es fühlt sich keiner derbe angegriffen. Aber ich verstehe einfach diese Einstellung nicht. Ihr?
Deutschland ist nicht gerade kinderfreundlich und dann wundert man sich über die niedrige Geburtenrate. Ich glaube man kann Kinder überall mit hinnehmen. Alles ne Frage der Erziehung und wie man es dem Kind erklärt, dass es sich zum Beispiel ruhig verhalten soll. Zum toben kanm man hinterher auf den Spielplatz oder in den Garten gehen.
Ich bin von klein auf mit in die Kirche gegangen und war ruhig. Andere Leute ließen ihre Kinder schreiend durch die Kirche laufen. Sowas muss ja nicht sein.
Und heute? Da macht man es sich einfach und nimmt Spielzeug, Essen & Co für die Kinder mit. Das wäre zu meiner Kindheit undenkbar gewesen…. Heute nimmt man den einfachen Weg. Bloß nicht anstrengen. Wer weiß wohin das noch führt…
Das frag ich mich auch manchmal.
Wobei es Kindergottesdienste gibt, die toll sind und den Kindern den Glauben nahe bringen. Was ja auch Sinn der Sache ist. Und manches Mal wäre der Kindergottesdienst auch für Erwachsene spannender 🙂
Sehr interessante Erfahrungen. Ich besuche auch oft kultureller angehauchte Ausstellungen, Orte, Events, etc pp … aber das ist mir noch nicht passiert. Ich lasse die Kinder dann zu Hause, wenn ich mich nicht richtig um sie kümmern kann (ich zu lange plane dort zu bleiben z.B.), aber oft sind die nun 22 Monate alten Zwillinge dabei.
Ich würde anderen etwas erzählen, die meinen, nur weil sie noch kleiner sind, sollten die Kinder bei sowas nicht dabei sein. Interessant, dass das so verbreitet scheint. Man schließt ja nicht nur die Kinder aus, sondern auch die Eltern. Kein kulturelles Programm mehr, weil man Mutter/Vater ist? Aha …
Hallo Marsha,
Ich bin ganz bei dir: Kultur ist für alle da. Für Groß und für Klein.
Was soll aus unseren Kindern werden, wenn wir wie aus falscher Rücksichtnahme nicht teilhaben lassen?
Unsere vier Kinder dürfen von klein auf überall mit. Natürlich sind sie auch mal laut, aber mit etwas Toleranz auf allen Seiten haben sie noch nie jemandem bei seinem Kulturerlebnis gestört und dafür selbst schon viel lernen dürfen.
Viele Grüße
Mama Maus
Finde ich toll, dass bei dir alle mitdürfen <3
Alles richtig was du schreibst. Ich denke manchmal: Diese Eltern, die selber meinen, Kinder gehörten nicht in Museum und Co., die sind wahrscheinlich alle ganz froh da nicht mehr hinzumüssen, weil sie selbst Kulturbanausen sind. ?
😀 Das könnte stimmen.
Absolut! Kultur ist für alle da! Ich bin mit meiner 6-Wochen alten Tochter das erste Mal im Theater gewesen und nehme sie jetzt mit 1,5 Jahren immer noch gerne zu ausgewählten Veranstaltungen (die Uhrzeit muss ja auch kindgerecht sein) mit. Bisher ohne negative Rückmeldung.
Liebe Grüße, Juli
Du hast ja so recht! Kinder sind Teil dieser Gesellschaft, sie gehören in den öffentlichen Raum. Natürlich dürfen sie ins Museum, zu Konzerten, Kunstausstellungen etc. Wenn das jemanden stört – Pech gehabt. Auch ich fand schon oft so manchen Erwachsenen sehr viel nerviger, als die anwesenden Kinder – die können sich oft sehr viel besser benehmen… Es ist so traurig! Ich hoffe wirklich, dass diese Gesellschaft sich irgendwann ändert. Dafür sind wir Eltern zuständig: Versteckt Euch nicht mit Euren Kindern! Geht raus! Geht ins Museum, ins Restaurant usw! Wirklich schlimm finde ich, dass selbst Eltern oftmals eine solche Einstellung teilen… So wird das schwer mit dem Ändern der Gesellschaft hin zu einer kinderfreundlichen…
Eigentlich muss ich meinen FB Eintrag korrigieren, ich würde unser Kind, auch zu einer Führung zur Postmoderne mitnehmen und wenn ich merke, dass er quenglig wird, würde ich abbrechen. Und zur Wartburgführung; das ist doch kein hochintellektueller Stoff! und kann durchaus für Kinder interssant sein! Und wie auf FB gepostet: in Weimar kommt man um Kultur nicht herum und ich denke mindestens eine lange Nacht der Museen, einen Goethegeburtstag oder eine andere Veranstaltung wird unser Sohnemann auch mitmachen. Schade, dass viele Eltern anders denken.
Wenn Kultur so heilig ist, müssen wir uns nicht wundern, wenn später die Kinder daran kein Interesse zeigen. Dann heißt es wieder“ Die Jugend von heute ist an Bildung nicht interessiert und sitzt nur vorm Computer ,da haben die Eltern wohl was falschgemacht.“
aber ansonsten sollen wir ab Geburt zum Englisch, tanzen, wissenschaftlichen Kursen…… Sonst sind es verpasste Chancen. Das ist ja sehr widersprüchlich.
Natürlich sollen kInder auch mit ins Museum! Leider sind die Kinder nicht immer so friedlich wie Deine. Und ohrenbetäubend schreiende Kinder mag ich nirgendwo, schon gar nicht im Museum oder gar in einem Konzert! Da sind auch die Eltern gefragt, die leider allzu oft ihre Aufgabe als Erzieher völlig vergessen.
Meine Eltern haben uns al sKinder auch in jedes Museum mitgenommen. Bei mir wurde Interesse geweckt und ich gehe auch heute noch gerne ins Museum. Meine Schwester hat darunter sehr gelitten und hasst Museen heute.
Alles nicht so einfach
Liebe Grüße
Ulrike
Ja, da hast du Recht. Wenn meine Kinder schreien würden und gar keine Lust drauf hätten, würde ich sie jetzt auch nicht zwingen. Dann macht es ja auch keinen Spaß. Wir sind aber auch wegen Bockigkeit schon aus dem Zoo „abgehauen“ – das ist meiner Meinung nach dann total Orts- und Veranstaltungsunabhängig 😉
Puh, was für Erfahrungen! Nicht nur das Angeblafftwerden auf der Wartburg, sondern vor allem die ablehnenden FB-Kommentare zum Thema Kultur mit Kindern – finde ich sehr erschreckend! Ich blogge seit einigen Jahren genau über dieses Thema: Auf meinem Blog geht es einerseits um Reisen mit Kindern, andererseits um Kulturerlebnisse mit Familie – Museumstipps, Ausstellungstipps, Kulturtrips -, daher liegt mir das Thema sehr am Herzen. Meine Töchter sind mittlerweile zwar schon ziemlich groß – 11 und 14 -, aber mit den Museumsbesuchen haben wir angefangen, als sie sehr klein waren. Für mich gibt es viele wichtige Gründe, aus denen es sinnvoll ist, schon jüngere Kinder mit ins Museum zu nehmen. Darüber habe ich in diversen Blogposts geschrieben, zum Beispiel hier: http://kindamtellerrand.de/england-debattiert-kinder-raus-aus-dem-museum/
Auch ich habe gelegentlich unschöne Erfahrungen gemacht, wenn ich mit Kindern (sogar größeren) im Museum war, aber es hält sich in Grenzen. Allerdings bin ich öfter in Frankreich, und wenn man sieht, mit welcher Selbstverständlichkeit dort auch jüngere Kinder mitgenommen werden in teilweise sehr anspruchsvolle Kunstausstellungen, dann möchte man sich für Deutschland eine Scheibe davon abschneiden!
Herzliche Grüße – und nehmt Eure Kinder weiterhin mit ins Museum, es ist wertvoll: für sie, für Euch und für die ganze Gesellschaft!
Maria
Danke – das finde ich total interessant, dass es in anderen Ländern anders zu sein scheint. Wobei wir bisher – bis auf die Wartburg Erfahrung – nie Probleme hatten. Jedenfalls in Sachen Kultur – bei Geschäften oder Resturants sieht die Sachen wieder anders aus.
Das Problem ist eben insgesamt Verdrängung von Kindern und Familien aus dem öffentlichen Raum.. Je weniger man im Restaurant oder Museum Kinder und Familien sieht desto mehr fallen sie dann (negativ) auf…ist ja auch ein Problem im Zug zB wo natürlicher Weise jawohl Menschen aller Altersgruppen auftreten …
Wie treiben damit wie in so vielem den Zuständen in den USA entgegen wo man Kinder im öffentlichen Leben fast nicht antrifft (sie werden ja von Schule zu Sport zu Spielplatz und nach Hause chauffiert) …amerikanische Freunde von uns sind immer völlig überrascht und euphorisch Kinder zB in der ubahn zu sehen
Ich möchte hier bitte keine amerikanischen Verhälnisse – in keinem Bereich 😮 Gruselig.
Die beste Erfahrung habe ich vor 6 Jahren auf Kuba gemacht. Wir waren im Museum der Revolution in Havanna und mein damals dreijähriger Sohn war von den ganzen Flugzeugen und Uniformen zunächst schwer begeistert. Nach 30 Minuten ließ sein Interesse natürlich nach und er fing an, in den Räumen herumzurennen (wobei er von mir gebrieft wurde, nichts anzufassen). In Deutschland würde dich schon nach 3 Minuten jemand darum bitten, samt Kind das Museum zu verlassen. Dort aber lachten alle und machten mit dem Kleinen Grimassen oder tatschten seinen Kopf. Wir konnten uns das Museum in Ruhe anschauen ohne böse Blicke, was für eine tolle Erfahrung! Ich wünsche mir, dass es hier auch so wäre. Liebe Grüße, Silvia
Total interessante und wichtige Diskussion, finde ich!
Ich stehe auf jeden Fall ganz fest auf dem Standpunkt, dass man Kinder gar nicht früh genug an Kultur gewöhnen kann. Meine Jungs sind quasi in Museen (mittel)groß geworden und verlangen auf Reisen spätestens nach der zweiten Stadtbesichtigung, dass wir „endlich mal wieder auch was für Kinder machen“ – und meinen damit „auf den Spielplatz oder ins Museum oder so“.
Was ich aber ebenfalls mit einer guten Portion Aversion wahrnehme, sind die Eltern mit der „Es sind halt Kinder“-Einstellung, die meiner Meinung nach zu bequem sind, sich angemessen um die Erziehung des Nachwuchses zu kümmern. Ich sag das jetzt extra mal so provokativ. Wenn mein Kleinkind im Konzert oder während der Führung im Museum brüllt, ist es für mich (und die meisten von euch, ganz bestimmt) selbstverständlich, dass ich die Szene mit meinem Schreihals verlasse. Auch, wenn mein Kind den Lärm vor Vergnügen macht oder warum auch immer. Ich bin schon schweren Herzens aus so mancher Veranstaltung raus, weil die Situation für Kind UND Mitmenschen die Belastungsgrenze überschritt. Leider erlebe ich immer wieder, dass manche Eltern nicht bereit sind, diese Konsequenz zu ziehen und stattdessen fordern, die Gesellschaft müsse Kinder doch bitte ertragen. Das hat für mich dann mehr mit Egoismus zu tun und spiegelt im Grunde dieselbe Einstellung der Ruhehabenwoller: keine Kompromisse, Hauptsache ich.
Zum Glück gibt es auch viele Familien, die sich von keiner dieser beiden Fraktionen entmutigen lassen und ihren Kindern von klein auf einen respektvollen Umgang mit Kunst, Kultur und Mitmenschen vorleben.
Holla, ich bin just bei Maria Bettina Eich auf Facebook auf diesen Artikel gestoßen und bin echt baff. Wie sie bin ich eine Kulturbloggerin und schreibe sehr viel aus der Museumswelt, manches Mal auch über den Besuch mit Mini (mittlerweile 7 Jahre) im Museum, einer Ausstellung. Total spannend ist, was sie wie erfährt und schlechte Erfahrungen habe ich noch nie gemacht. Es gibt Museen, wie das Lenbachhaus in München, die extra Führungen für Mütter mit ihren Babys anbieten.
2015 veranstaltete ich eine Blogparade zum Thema: „Kultur ist für mich …“ – viele der 74 Teilnehmer gingen auf ihre Berührung mit Kunst und Kultur im Kindesalter ein, wie sie das fürs Erwachsenenleben nachhaltig prägte. Ohne positive Erlebnise mit Kultur, mit Museen und Co in der Kindheit spielt diese kaum eine Rolle mehr später. Gibt ja schließlich genügend Freizeit-Konkurrenz. Junior (14 Jahre) ist nicht mehr für Museen erreichbar, ob seine Berührung mit diesen als Kleinkind sich später auswirken wird, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass er sich sehr für Geschichte interessiert, trotz Youtube und online-games.
Von daher kann ich absolut nicht nachvollziehen, wie Mütter/Eltern glauben können, das Kultur und co nichts für Kleinkinder ist. Man darf ihnen schon sehr viel mehr zutrauen. Klar, sollten sie nicht zum Museumsbesuch gezwungen, aber darum ging es dir ja auch keineswegs. Sie können weitaus mehr „verkraften“ als wir Eltern meinen. Spannend wird es dann später, was für Menschen aus ihnen geworden ist und welche Ideen sie warum entwickelt haben und da ist nun einmal die Kindheit sehr prägend.
Den Artikel zur Wartburg werde ich noch lesen. Einstweilen merci für diese klaren Worte!
Schönes Wochenende,
Tanja Praske
Ich finde es auch schrecklich, dass Kinder heutzutage überall unerwünschter werden. Mein Sohn wird dieses Jahr 11 und fand es schon als Kleinkind toll, sich ein Museum oder ein Schiffshebewerk anzusehen. Die Kleine ist erst 8 Monate und per se erstmal an allem interessiert, man wird sehen wie es sich entwickelt. Ich selbst schaue mir auch gern Museen und alte Schlösser oder Burgen an, allerdings meide ich Führungen. Nicht wegen eventueller Kinder, die sich wie Kinder benehmen könnten, sondern wegen Erwachsenen, die keine 5 Minuten mal den Mund halten und ständig nur am Sabbeln sind, sodass man NIX versteht. Sowas geht mir mehr auf die Nerven als eine Horde Kinder es je könnte.
Haha – da bin ich ganz bei dir. <3
Hallo ! Auch ich habe via Maria Bettina Eich diesen Artikel entdeckt. Ich bin auch eine Kulturbloggerin aus Wien – und berichte im Rahmen meiner Reihe #KindimMuseum – über meine Erfahrungen mit meinen Zwillingen im Kunst- und Kulturbereich.
Angemeckert hat uns (noch) keiner, aber natürlich sind 3 jährige Kinder nicht unbedingt die leisesten, ich mein, bitte das sind Kinder. Schiefe Blicke haben wir ganz selten schon geerntet, aber wir waren bis jetzt immer knapp vor der Schließung des Museums drinnen und haben versucht den Aufenthalt so kurz und knapp wie möglich zu gestalten.
Gleichzeitig wird geraunzt und in Konferenzen tagelang darüber nachgedacht, wie man bloß Jugendliche und junge Erwachsene für Kunst und Kultur begeistern könnte … hmmh – vielleicht sollte man sich auch dem Nachwuchs widmen ? Den Kleinsten bereits Raum geben ? Vielleicht mal ein Auge zu drücken, wenn ein Kind losquengelt ? Erfreulicherweise bieten bereits einige Museen bewusst Veranstaltungen für Eltern mit Babys an, aber dennoch muss ein normaler Besuch abseits solcher Veranstaltungen möglich sein.
Und ja – Kinder können sich für Kunst interessieren – ich selbst beobachte dies bei meinen – einfach mal die Kinder fragen, was auf dem Bild dargestellt ist, unglaublich, was diese entdecken, welche Details und welche Farben, welche Stile sie interessant finden.
Liebe Grüße aus Wien
Alexandra
Ich glaube Künstler, Museumsmenschen usw. sind gar nicht so das Problem. Es sind eher – jedenfalls so wie ich es empfinde – andere Besucher, die sicht gestört fühlen.
Toller Beitrag und kurz meine Meinung aus Museumssicht: Natürlich müssen und sollen Kinder unbedingt ins Museum, da haben wir als Museumsmacher ein großes Interesse dran, schließlich sind DAS unsere zukünftigen Museumsbesucher und denen will man ja frühzeitig zeigen, das Museen toll und spannend und interessant sind! Deswegen: Kinder ins Museum! Aber: man muss sich dann auch als Eltern um die Kinder kümmern und sich mit Kind UND Museum beschäftigen und die Kinder nicht einfach so durch eine Ausstellung jagen. Man muss erklären und begleiten und das liegt in der Verantwortung der begleitenden Eltern! Museen sind keine elitären Wissenstempel aber eben auch keine Spielplätze 😉 Man muß sich schon mit dem gezeigten auch auseinandersetzen. Entsprechende Angebote helfen da natürlich dabei. Wir bieten bspw spezielle Familienführungen an, zu denen im übrigen auch gerne Erwachsene mit „Alibikindern“ kommen, weil da ha alles einfach und verständlich erklärt wird 😉
Bein Interesse zu Museum und Kindern gerne mal in meinem Blog vorbeischauen 😉 http://www.arbabat.de
Danke für das Lob, das freut mich sehr. Bin da ganz deiner Meinung und es ist für mich ganz selbstverständlich, dass sich meine Kinder benehmen und nicht auf den Ausstellungsobjekten rumreiten 😉 Ich finde es auch toll, dass einige Museen Familienführungen anbiten oder Objekte zum Anfassen bereistellen. Oder wie das Antrophologische Museum in Frankfurt Geschichte mit Legofiguren nachstellt (Ausstellung ist im Juli – da wollen wir unbedingt hin).
Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr! Natürlich gibt es Eltern, die nur noch das Kinderprogramm bieten…. Wie traurig! Du hast aber komplett Recht! Wenn man klein nicht reist, in Restaurants geht( auch mit ⭐️) in Museen, Theater …. geht um zu lernen wie man sich dort verhält dann weiß man es auch im Alter nicht ! Dann gibt es nur noch Camping, Mc Donalds, grauslig bunte Spielplätze und Indoorspielplätze statt Wald und Kukuk- Spielplätzen usw. Ich freue mich, dass ich nicht alleine bin, da es wirklich LEIDER viele gibt, die so denken wie du erzählst!
<3 Danke, Danke, Danke. Ich freue mich wirklich über jeden positiven Kommentar, der bestätigt, dass wir es nicht ganz falsch machen.
Du bist definitiv nicht allein!
gerade habe ich mir für Tanja Plaskes Blitz-Blogparade #KultTrip unter dem Titel „Kann man zu jung für Kultur sein?“ einen Aufruf von der Seele geschrieben, dass Kulturgenuss mit den Kindern gerade erst richtiger Kulturgenuss ist, denn schließlich wollen wir alle doch gemeinschaftliche Erlebnisse und Erfahrungen teilen.
http://blog.erlebnisarchaeologie-bayern.de/kulttripmitkindern/
(Aktuelle leider noch ohne Bilder: ich arbeite mich noch immer durch die Massen von 6 Jahren Digitalfotografie, werden aber demnächst noch eingefügt)
Wir gehen mit den Kindern in Museen, Ausstellungen, Konzerte, seit die Große etwa ein halbes Jahr alt ist. Negative Erfahrungen von anderen Besuchern haben wir – zum Glück – noch nicht erlebt (die könnten sich aber auch warm anziehen. Kinderunfreundliche Museen, in denen schon ein kleiner Nasenabdruck auf der Vitrine einem Weltuntergang gleichkommt, allerdings schon. Das erlaube ich mir dann allerdings auch zu verblocken 😉
Gerade bezüglich dem Punkt Akzeptanz von Kindern in unserer Gesellschaft bin ich übrigens auch sehr skeptisch eingestellt gegenüber immer häufiger auftretenden Angeboten von Museen für spezielle Baby-Tage. OK, es kann ein Anreiz sein für Eltern mit geringer musealen Erfahrung und für solche, die sich wegen dem Kind nicht ins Museum trauen. Aber im Grunde ist es der falsche Ansatz, denn auch hier werden Eltern mit Kindern im Grunde wieder von der Gesellschaft ausgeschlossen. Frei nach dem Motto: „Kinder ins Museum – gerne, aber nur an den von uns für euch ausgewählten Tagen“
Ich hoffe sehr, dass sich da das Bewusstsein doch noch ändern wird. und wir alle, die wir trotzdem mit Kind und Kegel ins Museum gehen und zeigen, dass es geht, tragen da hoffentlich unseren Teil zu bei.
Ganz viele Grüße und auf noch viele schöne Kulturerlebnisse MIT Kind
Carmen
Danke Carmen für den Link und dein Statement. So habe ich das noch gar nicht gesehen, dass Baby-Führungen in Museum eigentlich ausgrenzen statt integrieren. Du hast vollkommen Recht. Ich muss sagen, wir haben bisher keine solcher Angebote genutzt.
Hallo, so schwarz würde ich Babyangebote in Kultureinrichtungen nicht sehen. Sie können einen sich freier bewegen lassen, wenn man wirklich mit sehr Kleinen ins Museum geht und erst mal probieren möchte, wie das so ist. Zb war ich auch schon im Babykino, wäre aber mit Baby nicht in die normale Kinovorstellung gegangen.
Aber im Großen und Ganzen und mit Kindern, die vlt älter sind als ein Jahr – das echte Erlebnis ist bestimmt meist spannender, als die Kinder-Extrawurst.
Ich bin da ganz bei Dir. Immer schön von Anfang an die Kleinen gleich mitnehmen und miteinander die Welt entdecken. Manchmal eben Spielplatz-laut und manchmal eben Museums-leise. Das muss man erst üben unterscheiden zu können… aber dazu muss man ja erstmal zur Kulturveranstaltung geschleppt werden von der Eltern.
Ich fühle mit dir und werde es genauso handhaben…
Sollen die doch alle genervt sein, aber mir dann kein Ohr abkauen.
Ich komme gerade von einem Konzert. Keine laute Rockmusik, eher was ruhiges mit vielen leisen Passagen. Sehr viel Publikum. Wunderbare Musiker. Und an den schönsten Stellen plärrende Kleinkinder, später auch größere Kinder die in Gruppen zwischen den Reihen patrouillierten. Wer genau hat etwas davon, wenn zweijährige am Abend ins Konzert geschleift werden? Niemand. Das Kind quengelt, die Eltern sind im Stress und ein paar hundert andere Menschen können die Musik nicht hören.
Da hast du Recht. Abendveranstaltungen finde ich mit Kleinkindern auch grenzwertig. Auch aus Kindersicht: müde, viel zu laut, zu viel Eindrücke vorm Schlafen gehen….
Ich bin zwar reichlich spät dran mit meinem Kommentar, da ich jetzt erst auf deinen (wirklich schönen) Blog gestossen bin. Jedoch wollte ich dir gerne zustimmen in dem, was du schreibst.
Klar ist es nervig, wenn ein Kind die ganze Zeit des Besuchs durch das Museum rennt und quietscht. Aber das liegt dann nicht am Kind, sondern an den Eltern. Wie schon erwähnt wurde, muss man sich neben der Ausstellung eben auch ums Kind kümmern und es bei seiner Entdeckungstour begleiten. Ist doch auch viel schöner so, nicht?
Ich selber habe kein Problem damit, wenn Kinder dabei sind, wenn ich beispielsweise an einer Führung teilnehme (die sind im Gegensatz zu anderen Besuchern bisher immer leise gewesen…) und ich liebe Kinderlachen, auch an Orten der Kunst und Kultur.
Selber bin ich kunstinteressiert und meine Kindheit hat daran einen guten Anteil. Wie gerne erinnere ich mich an den Besuch des Schlosses in Schleusingen (Südthüringen), das für uns Fünftklässler (oder wie alt wir auch immer waren) nicht nur spannend gestaltet war, sondern zu dem wir zum Schluss auch noch Papierschöpfen lernten. Das war cool! Auch ins Museum ging ich schon immer gerne (aber lieber mit Mutti allein, weil in der Klasse ja immer jemand dabei war, den das alles nicht interessierte, was normal ist, aber den Spass ein bisschen mildert.) Wie toll auch das Meeresaquarium in Zella-Mehlis oder die vielen Burgen in der Gegend. Kurz gesagt: auch Kinder sind durchaus kunst- und kulturbegeistert, warum soll man ihnen das nicht gönnen?
Auch mein Bauchzwerglein wird, sobald es alt genug ist, mit Kultur aufwachsen. Und zwar nicht nur hinter verschlossener Tür oder auf den Spielplatz beschränkt.
Ein herzliches Hallo aus der Blognachbarschaft!
Wundert Ihr Euch denn wirklich? Ich bin mit meiner dreijährigen Tochter kürzlich Zug gefahren. Wir haben ein Buch angeschaut und sie hat sich sehr zivilisiert benommen (sie kann auch anders!), aber ab und zu eine Frage gestellt. Da wurde ich gleich von einer Frau angeblafft, das Kind solle still sein. Ich war total baff, weil das Kind so still war wie eine Dreijährige nur sein kann. Als mein Kind das nächste Mal sagte: „Umblättern!“ kam die Frau zu mir und bat mich unfreundlich, das Kind endlich zurechtzuweisen, schließlich wolle sie schlafen. (Es war 16 Uhr). Es wundert mich da nicht, dass es in Museen genervte Leute gibt.
Verspätet, aber von Herzen: Du hast ja so recht! Immer sollen Kinder in bunte, meist kommerzielle Parallel-Welten abgeschoben werden, und die Eltern gleich mit. Wir als Familie haben darauf keine Lust und besuchen mit unserem Sohn von Anfang an Museen, Kirchenkonzerte, Restaurants – und übernachten auch nicht in Kinderhotels, sondern in den Hotels, die uns gefallen. Wir machen keinen Kinderurlaub, sondern nehmen unseren vierjährigen Sohn einfach mit. Von der Kykladen-Rucksacktour bis zum Städtetrip nach Rom. Wir haben dabei eine tolle Zeit, und keiner kommt zu kurz. Vor den Veranstaltungen oder Museumsbesuchen haben wir Eltern jedesmal ausgemacht, zu gehen, wenn es zu störend oder stressig wird. Das nimmt den Druck. Bis jetzt hat das immer gut funktioniert. Vielleicht hatten wir da einfach Glück – oder eben einen sehr neugierigen, interessierten und bereits kulturangesteckten Sohn. Ich bin genauso aufgewachsen und habe schon mit acht Jahren Opern und Theaterstücke gesehen (oder auf dem Sitz verschlafen) und mit meinem Vater fast jede Kirche Frankreichs besichtigt (und ja, als Teenager fand ich genau das zum Kotzen!). Aber es hat mich fürs Leben geprägt. Und das möchte ich auch meinen Kindern weitergeben. Erinnern kann ich mich an das wunderbare Gefühl, das ich bei den Ausflügen, Theaterbesuchen und Reisen mit meinen Eltern hatte: die Erwachsenenwelt entdecken und erleben zu dürfen – und verdammt viel dabei zu lernen. Und das ist es doch, was Kultur mit uns machen soll: uns beim Wachsen, beim Großwerden zu begleiten. Wer, wenn nicht Kinder haben ein Recht darauf, die Welt um sie herum auf diese Art kennenzulernen. Denn die Welt ist verdammt noch mal mehr als ein Indoorspielplatz.
Danke dir für die Worte. Und genau so sollte es sein <3