Kinder stärken und aus der Opferrolle holen

Dass es schon in der Grundschule für den ein oder anderen ein hartes Brot ist, mit anderen klar zu kommen, kennt man vielleicht noch aus seiner eigenen Schulzeit. Da wird man ausgelacht, weil man die falschen Turnschuhe an hat. Oder man wird im Sport-Unterricht immer als letzter in die Gruppe gewählt, weil man weder Fangen noch Werfen kann. Vielleicht wird man sogar richtig gehänselt, weil man stottert oder einfach nur klein ist. Und auch wenn das alles nicht zutrifft, wird manchmal geärgert, ausgelacht oder es fallen dumme Sprüche. Tja, willkommen im Schulleben.

Gewalt in der Schule – Es sind ja nur Jungs…

 

Auch Herr Sjardinski hat von einigen Vorfällen in der Schulpause berichtet. Von größeren Jungs wurde ihm die Mütze geklaut und hin und her geworfen. Und einmal haben ihn mehrere Kinder körperlich bedrängt, festgehalten und ihn nicht gehen gelassen. Er war alleine, blieb unbemerkt und musste längere Zeit ausharren, bis Hilfe durch die Pausenaufsicht kam. Soweit erstmal nichts Dramatisches: Es wurde niemand verletzt und der feine Herr war auch nicht verängstigt. Aber trotzdem gehen die Alarmsignale bei mir an. Einmal Opfer – immer Opfer?

Es sind ja nur Jungs, könnte man ja jetzt sagen. Bullshit! Was ist, wenn sich dieses „Ärgern“ über einen längeren Zeitraum hinzieht und sich die „Gewalt“ steigert? Wenn dann wirklich jeder Gang zur Schule ein Spießrutenlauf wird? Denn Täter suchen Opfer: Sie wollen sich auf Kosten eines anderen selbst bestätigen. Und wenn jemand wie der feine Herr – der nicht nur körperlich recht klein ist – sich auch noch klein macht, dann bietet er das perfekte Opfer für Übergriffe, Mobbing & Co.

Wie sieht Mobbing in der Grundschule aus?

 

Von Mobbing spricht man, wenn gewalttätiges Handeln geplant, wiederholt über einen längeren Zeitraum erfolgt. Bei Mobbing geht es um verbale Gewalt wie Auslachen von Mitschülern, Beleidigungen, Beschimpfen und Verbreiten von Unwahrheiten. Dazu kommt die Zerstörung von von persönlichem Eigentum wie Schulranzen ausleeren oder Kleidung werfen sowie körperliche Angriffe wie Hauen, Treten, Bedrängen oder Festhalten. Jede einzelne Tat für sich ist schon anstrengend, demütigend und verängstigend. Aber alles zusammen – verbale Gewalt, körperliche Gewalt und das Zerstören von Eigentum – ist erst Mobbing. Wehren ist bei Mobbing oft zwecklos. Dem Opfer kann nur durch Hilfe von außen geholfen werden.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, möchte ich meinen feinen Herrn stärken. Ihn irgendwie vorbereiten. Denn in der Schule ist er auf sich allein gestellt. Und das nicht nur heute und morgen, sondern noch mindestens 10 Jahre.

Kinder aus der Opferrolle zu holen

 

Der feine Herr ist eben klein und den meisten seiner Mitschüler körperlich unterlegen. Ja, sogar in Konfliktsituationen mit dem kleinen Bruder kann er oft nicht klar machen, wann aus der Rauferei Ernst wird. Und sein „aufhören“ kommt dann immer ganz zaghaft.

Ich habe ihm versucht, einige Tipps für den Pausenhof mit auf den Weg zu geben, um eben nicht als Opfer wahrgenommen zu werden, sondern als selbstbewusster Junge, der sich nix gefallen lässt. Aber das ist wirklich schwerer gesagt als getan. Wenn man als Mama ernsthaft an die Sache ran gehen will und sich der Sohn dann beim „Schreien üben“ kringelig lacht. Püh. Ich war wirklich froh, dass ich den Selbstbehauptungskurs „Schlaukopf-Sicherheitstraining“ vor einiger Zeit gebucht hatte. Dieser wurde dann sogar von der Schule empfohlen.

In dem Kurs für Grundschüler der ersten Klasse werden in Rollenspielen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten geübt, zum Beispiel wenn ein Kind von anderen Kindern bedrängt, von Fremden angesprochen oder unerwünscht berührt wird. Kinder lernen, aus der passiven Opferrolle auszusteigen und sich aktiv zu behaupten, in dem sie selbst die Konfrontation beenden oder sie verlassen.

Was ich sehr beeindruckend und schlüssig finde: Selbstbestimmtes Handeln, Nein-Sagen und Stärke zeigen – auch wenn die Tante ein unerwünschtes Küsschen aufdrücken will – ist in diesem Zusammenhang die beste Prävention gegen körperlichen Missbrauch.

Erste Tipps gegen Angriffe auf dem Schulhof

 

Interessant war, dass meine ersten Tipps sich fast mit denen der Kursleiterin gedeckt haben. Ich hatte nur die ersten wichtigen Schritte nicht bedacht. Die Körperhaltung ist – auch wenn wir in unserem Innersten aufgewühlt oder sogar ängstlich sind – enorm wichtig, damit Täter einem dieses Stärke-Zeigen auch abkaufen.

Was sollte man bei einer unerwünschten Konfrontation tun:

  1. Sicherheitsabstand – einen Schritt zurück treten
  2. Aufrichten und den Löwen in sich wecken, starke Körperhaltung einnehmen
  3. Laut, deutlich und bestimmt sagen oder sogar schreien: „Lasst mich in Ruhe!“ und damit Aufmerksamkeit erregen
  4. Den Täter verwirren, ablenken („du blutest ja“) oder erschrecken (mit einem angedeuteten Schlag und einem Schrei)
  5. Flüchten / die Konfrontation verlassen
  6. Ggf. Hilfe holen – auch im nachhinein

Um selbst zu erleben, wie stark sie sind, dürfen die Kinder zum Abschluss des Kurses ein Brett durchtreten, das sie als Andenken mit nach Hause nehmen dürfen. Das macht die Kinder nicht nur super stolz, sondern sie erinnern sich auch immer wieder an den Löwen in sich.

Ich bin schon sehr gespannt, ob HerrSjardinski sich in nächster Zeit besser auf dem Schulhof behaupten kann – mit gestärktem Selbstbewusstsein. Und eben nicht mehr als Opfer gesehen wird.

Einen Artikel zum Thema Mobbing und wie man sein Kind stärken kann, findet ihr auch bei BerlinMitteMom.

Gibt es bei euch in der Grundschule auch solche Situationen? Wie stärkt ihr eure Kinder? Habt eure Kind auch schon einen Selbstbehauptungskurs besucht?

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