Neulich kam Rabaukos Erzieherin zu mir und sagte, wie toll sich der Rabauko gemacht hat. Wie ausgeglichen und hilfsbereit er geworden sei und wie wenig er noch haut. In dem Moment war ich einfach nur unglaublich stolz. Denn vor ein paar Monaten sah das Ganze noch anders. Der Rabauko mit seinen 3 Jahren hat sehr oft andere Kinder geärgert, gehauen und war ein regelrechter Wirbelwind, der jede noch so kleine Grenze überschreiten musste. Was hat das nun mit einem entspannten Start in den Tag zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nichts, aber ich denke, damit hängt sehr viel zusammen.

Seit Anfang des Jahres beschäftige ich mich mit Perfektionismus, entspannten Mamas, Achtsamkeit und die Förderung von Selbständigkeit bei Kindern. Das hängt alles zusammen. Und so durfte der Rabauko Stück für Stück immer mehr selbst machen. Ich habe ihn machen lassen. Und zwar in einem Rahmen, bei dem ich fein war, meine Ansprüche runter zu schrauben. Ich glaube, der Rabauko war früher sehr gefrustet, weil er einfach keine Aufgabe hatte, sich nicht wichtig vorkam und ständig zu hören bekam, dass er etwas nicht kann oder sogar falsch macht. Die verschüttete Milch war eine Katastrophe, in das Zimmer seines Bruders durfte er nicht wegen seines Zerstörungspotenzials und dann musste alles auch noch schnell gehen, damit wir pünktlich aus dem Haus kamen.

Mehr Selbständigkeit und Verantwortung

 

Jetzt sieht das anders aus. Frühstück machen, Körperpflege und Anziehen – das liegt jetzt morgens in der Verantwortung der Kinder. Sie machen sich das Essen selbst, suchen sich Kleidung aus und entscheiden, ob sie baden, duschen oder sich nur das Gesicht waschen wollen. Geht beim Essen etwas daneben, ziehen sie sich selbst um oder wischen den Boden mit einem Handtuch auf. Dadurch habe ich morgens auch viel weniger zu tun: Ich bestücke nur die Brotboxen frisch. Und durch dieses Stück mehr Vertrauen und Gelassenheit, schimpfe ich auch viel weniger. Wir starten gelassen in den Tag – ganz ohne Hetzerei und Ansagen „Wir müssen JETZT los. JETZT!!!“. Meist brauchen wir morgens zusammen 45 Minuten, bis wir fertig sind.

Wie das funktioniert erkläre ich euch nochmal ganz detailliert.

1 Die Sache mit dem Anziehen

 

Schon beim feinen Herrn war es so, dass er sich recht früh anziehen konnte. Dadurch entwickelte er einen sehr speziellen Geschmack: weniger Farbe, keine Muster und nur noch „coole“ Prints. Bloß nix kindliches. Seinen Style würde auch ein Teenie tragen. Mit vier Jahren wählte er seine Sachen selbst aus. Auch der Rabauko konnte sich mit 2 Jahren alleine anziehen. Ich habe ihn da machen lassen. Erst habe ich assistiert, ihm also Stück für Stück gereicht und hier und da geholfen.

Mit 3 Jahren hat er alles alleine gemacht, inklusive Schuhe anziehen. Auch wenn die Hose falsch herum getragen wird, das Shirt umgedreht ist – ich greife da nicht ein. Meist erwähne ich, dass etwas verdreht ist. Ob es dann neu angezogen wird, überlasse ich ihm. Mir ist das wurscht. So konnte der Rabauko auch mit 3 Jahren im Kindergarten ganz alleine seine Matschsachen anziehen. Und wenn er sich verkleckert oder nass macht, geht er selbst zu seinem Fach und zieht sich um. Er mag nämlich keine nassen Sachen auf der Haut, was ein echter Vorteil ist. Umziehen tut er sich hier daheim auch. Und manchmal hat er dann 2-3 Outfits am Tag an und im Bad liegen nasse und versuddelte Shirts herum.

Die Tatortbeseitung übernehme ich – aber ich spare mir Diskussionen und den täglichen Anziehkampf.

2 Den eigenen Style fördern

 

Auch die Klamotten holt der Rabauko sich selbst aus dem Schrank. Ehrlich gesagt, muss es ja ihm gefallen, in welchen Kombinationen er da rumläuft. Ein Mama-Veto gibt es nur, wenn er im Winter mit Shirt raus möchte; dann muss er eben eine Sweatjacke drüber ziehen. Auch der feine Herr bekam vor ein paar Wochen eine Ansage, nicht das dicke Flanellhemd bei 37 °C und Ferienspielen in der Sonne zu tragen, nur weil er den Look so cool findet. Ansonsten halte ich mich raus. Da ich die Sachen im Kleiderschrank anschaffe, überlasse ich die Kombination der Teile den Jungs. Der feine Herr befragt mittlerweile auch immer unsere „Alexa“, wie warm es wird, und kann dann einschätzen, was er anziehen mus.

Und klar – manchmal sieht der Schrank aus wie Hulle, wenn die Jungs sich da durchwühlen. Aber hey – was soll´s. Dann räumen wir eben abends auf. Ich spare mir jedenfalls Stil-Diskussionen.

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3 Das Frühstück selbst machen

 

Viele Familien frühstücken morgens gemeinsam. Aber ehrlich gesagt, ist mir das zu anstrengend. Ich Rabenmutter. Wir schlafen alle lieber 15 Minuten länger. Und da wir sowieso unter der Woche alle zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Haus müssen, finde ich das gar nicht verwerflich. Bei uns gibt es ein gemeinsames Abendbrot. Punkt. Wozu also der morgentliche Hussle?

Wer etwas essen möchte, muss sich selbst etwas machen. Müsli oder Cornflakes sind nicht schwer zuzubereiten, da holt sich jeder eine Portion an den Tisch. Wenn es ein Toast sein soll, dann kann das der feine Herr schon seit ein paar Jahren ganz alleine. Der Rabauko kann es theoretisch auch, hinterlässt aber ein kleines Schlachtfeld in der Küche, vor allem wenn es um den Aufstrich geht. Wenn es schnell sein muss, geht auch mal eine Banane.

Mittlerweile bedienen sich die Jungs auch am Wochenende alleine, wenn wir Eltern dann bis 8 oder 9 Uhr „ausschlafen“. Ja, wir lassen sie morgens alleine wurschteln und spielen. Und klar, läuft nicht immer alles optimal. Als es so heiß war, hat sich der Rabauko gedacht, dass Eis auch ein super Frühstück wäre und ganze drei kleine Vanille-Schoko-Stieleis verputz.

Damit muss man als Eltern leben, dass nicht immer ein gesundes Frühstück gewählt wird. Und die Kinder im Zweifel dann eben auch mit den Konsequenzen, dann nachmittags eben keinen Nachtisch mehr zu bekommen.

4 Waschen, Zähne putzen & Co.

 

Meistens waschen sich die Jungs richtig, bevor sie abends ins Bett gehen. Aber wer morgens noch duschen mag oder in die Badewanne hüpfen will, darf das auch. Früher war dafür einfach zu wenig Zeit. Das lag aber auch daran, dass die Kinder nichts zu tun hatten – sie mussten ja auf Mama und Papa warten, bis wir sie angezogen und sonstwie versorgt haben. Jetzt kann jeder selbst entscheiden, ob und wie lange er mit ins Bad will. Meist finde ich das sogar schön, während ich mir die Zähne putze oder mich schminke, den Rabauko beim Gründeln in der Wanne zuzuschauen. Und da die Jungs sich ja ansonsten selbst um Kleidung und Frühstück kümmern, ist das auch echt entspannt.

Für Körperpflege ist deutlich mehr Zeit da, wenn die Kids selbst waschen und putzen.

5 Morgentliche Aufgaben

 

Noch hat der Rabauko morgens keine Aufgaben. Im Gegensatz zum feinen Herrn, der für die medizinische Versorgung unseres Katers mitverantwortlich ist – der braucht nämlich jeden Morgen eine Tablette. Ansonsten muss der Herr ab und zu die Katzen füttern, aber nur wenn er schon mit allem anderen fertig ist. Vielleicht kann irgendwann der Herr sogar sein Pausenbrot selbst machen, dann schmeiße ich irgendwann sogar weniger weg, weil es dann wirklich auch gegessen wird?

 

Ja, ich mache es mir als Mama einfach. Aber von unserem morgendlichen Start profitieren wir alle, denn so ist es für uns alle entspannt. Keine Hetze, aber auch kein Trödeln. Ab und zu mache ich Zeitansagen wie „Du musst jetzt aus der Wanne raus und dich anziehen“ oder „Jetzt Schuhe anziehen, wir müssen gleich los“. Der Rabauko braucht das noch. Und mittlerweile kann ich mich verlassen, dass er dann auch Gummi gibt. Der feine Herr schaut selbst auf die Uhr oder stellt sich einen Timer.

Vielleicht ist durch unseren entspannten Start auch der Rabauko im Kindergarten entspannter. Weil er eben nicht schon 10 Mal angemaunzt wurde, hetzten musste, keine Zeit zum Frühstück hatte oder gefrustet von der Kleiderauswahl ist. Er kann das Tempo selbst bestimmen, vorausgesetzt wir wecken ihn 45 Minuten, bevor wir aus dem Haus müssen. Klar, klappt das vielleicht nicht mit jedem Kind und schon gar nicht mit den ganz kleinen Mäusen. Aber je mehr Verantwortung man abgibt und in Sachen Perfektion mal zwei Augen zudrückt, desto entspannter wird der Morgen. Ganz bestimmt.

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