Urlaub mit Kindern ist jedes Mal ein Abenteuer. Gerade wenn man wie wir immer wieder etwas Neues ausprobieren möchte. Nach Urlaub in Südfrankreich im 500 Jahre alten Haus und der Woche im Luxus-Strandhäuschen in Holland sollte es in diesem Jahr ein Wohnmobil-Urlaub werden.
Das erste Mal campen – und zwar ohne große Vorplanung. Wir hatten uns lediglich eine grobe Richtung nach Ungarn überlegt inklusive einem Zwischenstopp bei Wien, um einen Freund zu besuchen. Reserviert hatten wir keinen Campingplatz, schließlich wollten wir flexibel bleiben. Und überhaupt reizte uns gerade das am Urlaub mit Wohnmobil: an einem Fleck bleiben können, wo man sich wohl fühlte, oder eben weiterziehen, wenn dem nicht so ist.
Wohnmobil-Urlaub: Vorstellung contra Realität
Letztlich verkürzten wir dann doch unsere Reisestrecke, weil die Jungs nicht so lange fahren mochten. Und dazu hatten wir einen kleinen Unfall (Handbremse vergessen und auf einen LKW gerollt – bäm), der unseren Enthusiasmus doch etwas bremste. So weit fahren wollten wir dann doch lieber nicht mehr. Wien, Linz, Bad Füssing und zurück waren aber auch eine schöne Strecke – vor allem weil wir an Campingplätzen am Ausee oder zumindest mit kleinem Badesee stoppten und dazu super Wetter hatten.
Ich muss sage, es war eine tolle Erfahrung, aber so richtige Camper werden wir wohl eher nicht.
Diese Dinge haben wir in 10 Tagen Campen dann mitgenommen:
Leben im Wohnmobil ist wie Tetris
Man muss schon Spaß am Sachen hin- und herschieben haben, um Urlaub im Wohnmobil zu lieben. Sitzbank abbauen, um ans Stauffach zu kommen, Hubbett runter fahren und sichern, bevor es Schlafen geht, Ablage aufräumen, bevor man kochen kann, Hubbett abbauen, bevor man essen kann – so geht es den ganzen Tag. Live-Tetris sozusagen.
Ordnungsliebe und alle machen mit – nicht
Ist es bei euch auch normal, dass die Kids die Klamotten ablegen, wo sie gehen und stehen? Oder ihre Spielsachen rumliegen lassen? Irgendwann, wenn dann alles vollgemüllt ist (und Mama meckert), wird dann auch mal aufgeräumt. Aber das dauert.
Wenn man auf weniger als 15 qm lebt, geht das natürlich nicht. Auch nicht, wenn die 20 liebsten Kuscheltiere mit in den Urlaub mussten und das ganze Kinder-Bett belagern. Doch bekommt man zwei Kids in einer Woche dazu, selbst etwas Ordnungssinn zu entwickeln? Öhm – eher nicht.
Außerhalb der Komfort-Zone
Wer diese Wohnmobile entwirft, geht selbst nie campen – jedenfalls muss man beim Leben im Caravan dann deutliche Abstriche machen. Keine Steckdose im Bad und der Spiegel so hoch, dass man nur sie Stirn sieht, ist so ein Ding. Ich sag es euch, solche Verrenkungen habe ich noch nie beim Föhnen machen müssen. Bis ich dann irgendwann nur noch die Haare luftgetrocknet habe oder den Hocker für die Kinder benutzte. Und warum man in der Dusche – die wir nie benutzt haben, weil die Duschen auf dem Platz echt ok waren – keine gescheiten Haken für Handtücher hat, muss mir auch mal jemand verraten. So ein verschenkter Raum.
Not macht jedenfalls erfinderisch. Die Zahnbürsten wurden neben dem Herd geladen und den Toaster mussten wir auf den Boden stellen. Und wer auch noch etwas Werkzeug einpackt, kann ein echter Held sein, wenn diverse Schräubchen und Schaniere sich verabschieden.
Summ Summ
Im Gegensatz dazu haben die Wohnmobil-Macher beim Insektenschutz mitgedacht. Jedes Fenster und sogar die Tür haben solch ein Fliegengitter. Nur für draußen, da hatten wir den Mücken nichts entgegen zu setzen. Ich hätte besser mal eine Zitronelle-Kerze anstatt der mit Melonen-Duft einpacken sollen. Ieecks.
Das Wohnmobil-Klo und die Spülliebe
So eine mitreisende Toilette ist schon praktisch – vor allem wenn der kleine Sohn die ersten Tage von Durchfall geplagt ist. Nicht so praktisch ist es, wenn der die Toilettenspülung des Chemo-Klos so witzig findet, und bei einer Sitzung dann bis zum Anschlag voll spült. Örks. Das Ausleeren ist zwar nicht so schlimm, aber doch etwas lästig. Und man möchte es nicht täglich machen.
Kein Rad, kein Kulturprogramm
Für spontane Kulturausflüge in die Stadt ist so ein Wohnmobil dann doch etwas unpraktisch. Einmal aufgebaut, mag man es nicht mehr abbauen. Und überhaupt ist das mit dem Parken ja auch so eine Sache. Wir hatten zwar die Räder dabei, doch meins entpuppte sich als defekt. Und weite Strecken kann der Kleine noch nicht fahren. Also saßen wir fest, denn nicht alle Campinplätze sind zentral gelegen oder haben Anschluss zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Wohnwagen wäre hier praktischer gewesen.
Und jetzt mal die guten Seiten
Klar gab es einige Punkte, die nicht so optimal waren. Camping ist eben doch eher Abenteuer. Denn so flexibel unterwegs ist man mit Kindern doch eher selten – und dazu kann man auch noch mehrere Orte in einem Urlaub anfahren.
Die Kinder haben es jedenfalls geliebt, in dem rollenden gemütlichen Heim unterwegs zu sein, abends draußen zu sitzen, mit anderen Kindern zu spielen und nachts in ihrer kleinen Koje zu schlafen. Vom Mini-Campingplatz bis hin zur luxuriösen Variante mit Spa hat ihnen alles gefallen. Und ein bisschen traurig waren sie, dass wir unser Wohnmobil dann wieder zurück geben mussten.
Nochmal Urlaub im Wohnmobil? Vielleicht, aber im nächsten Urlaub brauche ich erstmal wieder etwas Vitamin-Sea und Kultur.
Schöner und ehrlicher Beitrag, mich bestätigt es wieder darin, dass es kein Urlaub für mich wäre. Aber Ihr hattet offensichtlich eine doch tolle Zeit!
Urlaub ist, was du draus machst.
Ich denke, wenn man einfach ein Abenteuer erleben möchte, dann ist ein Wohnmobil eine super Alternative. Für Städtetripps aber viel zu sperrig.
Liebe Grüße
Suse