Düstere Prophezeiungen, Sprachzauber voller Magie, fantastische Meerwesen, naturverbundene Hexen und ein verschwundener Bruder – mit diesen Eckpunkten hat mich die Silbermeer-Saga in ihren Bann gezogen. Edda ist eine starke Hauptprotagonistin, die sich nicht mit ihrem Schicksal abgibt und sich von den Wellen der rauen See mitten in ein Abenteuer ins ferne Inselreich spülen lässt und dabei auf die Geheimnisse ihrer Herkunft stößt. Immer im Fokus ihren Bruder, der von dem Krähen-Mann geraubt wurde.
Katahrina Hartwell ist mit den ersten beiden Bänden Der König der Krähen und Die fließende Karte ihrer Nordic-Fantasy-Triologie eine sprachgewaltige und melancholische Reise durch Inselwelten, Mythen und sagenhafte Geschichten gelungen.
Darum geht´s in Die Silbermeer Saga 1 Der König der Krähen und 2 Die fließende Karte
Die Silbermeer-Saga ist eine Geschichte. Sie beginnt mit einer Karte, die nicht stillsteht, mit einem Schiff, das die See nicht berührt, und mit einer Rüstung aus Silberschuppen. Sie beginnt mit zwei Puppen aus Holz, einer nachtschwarzen Feder und einem Vogel in den Knochen. Sie beginnt mit zwei Hexen und einem Mann ohne Farben. Sie beginnt mit einer Lüge. Sie beginnt in dem grauen, dem blauen, dem silbernen, dem teerschwarzen Meer. Sie beginnt mit den Kaltwochen, mit den Fischern, die dem Meer nicht trauen, und den verschwundenen Kindern Colms. Vor allem aber beginnt sie mit einem Mädchen.
Der König der Krähen
Die Findelkinder Edda und ihr Bruder Tobin haben noch richtig nach Colm, einem düsteren Dorf an der Küste, gehört. Und obwohl sie wie Außenseiter behandelt werden, arbeiten sie dennoch hart wie jeder Bewohner Colms: Sie fangen Colminfische und verarbeiten diese zu einer heilenden Paste. Doch jedes Jahr zu den Kaltwochen verschwindet ein Kind aus Colm in den Wellen des Silbermeer. Keiner sieht diese Kinder je wieder. Doch in diesem Jahr ist alles anders – gleich zwei Kinder verschwinden! Und eines davon ist Eddas kleiner Bruder Tobin. Doch Edda gibt sich nicht mit den Geschichten um die verschwundenen Kinder ab und macht sich auf die halsbrecherische Suche nach ihrem Bruder. Überzeugt davon, dass sie ihn beim König der Krähen am Ende des Teermeeres finden wird.
Die fließende Karte
Um ihren Bruder zu finden, braucht Edda nicht nur ein Schiff, sondern auch die Fließende Karte. Denn die Lage der Inseln in der Silbersee verändert sich ständig und die Reise in den Norden ist weit und gefährlich. Edda findet heraus, dass die kostbare Karte beim Volk der Irsu auf den Regen-Inseln aufbewahrt wird. Voller Hoffnung bricht sie dorthin auf. Und findet in Pantemin einen Gefährten, der sie fasziniert – und gleichzeitig von ihrem Jugendfreund Teofin entfremdet. Obendrauf findet sie immer mehr über ihre eigene Vergangenheit heraus und vergisst dabei fast das eigentliche Ziel ihrer Reise. Und während Edda im Inselreich immer bekannter als „Das Mädchen“ wird, kommen ihr alte Feinde auf die Spur.
Edda schnippte gegen den Federkiel in ihrer Hosentasche. Sie wollte nicht über den Vogel nachdenken, den sie am Akobaner Hafen gesehen hatte, den Makri, das Wahrzeichen der Hoch-Inseln, ein Vogel, der tief in die See tauchte und bei seinem Aufstieg aus den Fluten die Farbe seines Gefieders änderte. Sie wollte nicht über Talin Brand nachdenken oder über die Möglichkeit, dass er Dinge über sie wusste, die ihr selbst noch verborgen waren.
Die fließende Karte, Seite 49
Silbermeer: Von meerfern bis hin zu der Macht der Alten-Worte
Die Geschichte um Edda startet düster in einer mittelalterlichen Arbeitswelt ohne viel Freude. Noch melancholischer und erdrückender wird es, als Teofin verschwindet und Edda gefangen ist zwischen Trauer und Aufbruchsstimmung – bis sie sich schließlich auf eine Reise ins Unbekannte macht. Und Stück für Stück werden Fragen beantwortet, Rätsel gelöst und neue Geheimnisse aufgedeckt. Man bangt bei jedem Haltepunkt der Reise, dass Eddas Mission glückt, wird genau wie Edda von Erfolg beflügelt oder von neuen Hindernissen entmutigt. Und dabei wächst einem dieses starke, mutige, starrköpfige und manchmal auch unsichere Mädchen sehr ans Herz.
Vor allem die zarte Annäherung an Pantemin ist von fast lächerlicher Schüchternheit geprägt, dass man fast erschrocken ist, auch diesen Wesenszug an der zuvor fast noch verschlagenen Edda festzustellen. Aber genau das macht sie so sympatisch. Edda aus dem Meere ist genaus so unberechenbar wie das Silbeermeer, auf dem sie reist. Doch Eddas Geschichte besteht aus so viel mehr als Seemannsgarn, Meerwesen und buntem Inseltreiben. Es geht auch um Alte-Worte, die Macht haben und die besonders die Hexen dieser Welt beherrschen. Es geht um eine alte Geschichte, aus der der Krähen-Mann zu dem wurde, was er ist. Und um Verlust und Familie. Alles hängt irgendwie zusammen und Edda versucht, diese ganzen kleinen Fäden der großen Geschichte zu entwirren.
Mir gefällt neben Edda, die wahrscheinlich nicht zufällig nach der gleichnamigen Nordischen Göttersaga benannt wurde, vor allem die poetische Sprache der Autorin. Katharina Hartwell hat unglaublich tolle Worte wie „garbeln“, „meerfern“ oder „Machmichfeins“ als regionale Ausdrücke ihrer Inselreiche erfunden – ich liebe es. Von vorne bis hinten ist diese Triologie rund und ich kann Band 3 kaum erwarten.
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Die Silbermeer Saga – Der König der Krähen
Die Silbermeer Saga – Die fließende Karte *Affliliate-Link
- Autorin: Katharina Hartwell
- Seiten: 616 und 640
- Verlag: Loewe Verlag
- ISBN: und 978-3743203679
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
- Preis: 19,95 und 21,95 Euro
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das sie nie antworten kann