Rassismus beginnt bereits zu Hause oder im Kindergarten: Mit scheinbar „harmlosen“ Äußerungen, die wir weißen Menschen über People of Color von uns geben. Ich muss gestehen, dass es mir in der Vergangenheit auch immer wieder passiert ist, dass ich mich hier unreflektiert ausgedrückt und damit unbeabsichtigt Menschen verletzt habe. Doch wo fängt Rassismus im Alltag an? Wie kann ich als Elternteil meinen Kindern ein Vorbild sein? Und wie können wir Kinder zu Anti-Rassisten erziehen?
Das Sachbuch „Gib mit mal die Hautfarbe“ von Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar zeigt, wie wichtig es ist, mit unseren Kindern über Rassismus zu sprechen und sie so für den Alltagsrassismus zu sensibilisieren. Dabei geben die Autorinnen ihren Leser:innen nicht nur viele Argumente, Hintergrundwissen und Tipps mit an die Hand, sondern zeigen auch, wo wir im Alltag Rassismus – oft unbewusst – begegnen. Ich sag nur: Kinderbücher und Kinderlieder!
Darum geht´s in Gib mir mal die Hautfarbe
In meiner Familie hat Rassismus keinen Platz – darin sind sich fast alle Eltern einig. Doch wie gelingt es, Vorurteile in der Erziehung aktiv anzugehen oder gar nicht erst entstehen zu lassen? Mit vielen Hintergrundinformationen, Beispielen und Checklisten helfen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar, Fallstricke zu erkennen und zu überwinden.
Welche Worte verletzen? Welche Symbolik versteckt sich in Kinderliedern, Büchern und Spielen? Wo handele ich als weißer Mensch selbst rassistisch, auch wenn ich das gar nicht will? Wie kann ich als BIPoC mein Kind schützen und ermutigen? Die angeborene Neugierde und der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn unserer Kinder sind dabei die perfekte Voraussetzung, ihnen zu zeigen, dass zwar nicht alle Kinder gleich, aber alle gleichwertig sind.
Ob in Familie, Kita oder Schule: Offen, persönlich und engagiert zeigt dieses Buch, wie sehr Kinder und Erwachsene von einer diversitätssensiblen und rassimuskritischen Erziehung profitieren. Sie stärkt den Zusammenhalt, fördert Kreativität und lässt Kinder unerschrockener und offener ins Leben gehen.
Unser Traum ist es, dass jedes Kind, unabhängig von Hautfarbe, Konfession, Familienkonstellation, Körperbau, Vorlieben, Wünschen und Träumen, sich selbst erkennt und positive Bilder findet, in denen es sich spiegeln kann.
Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar – „Gib mir mal die Hautfarbe“
Über Rassismus sprechen & Verletzungen vermeiden
Als Kind der 80ziger bin ich mit rassistischen Ideen und Stereotypen aufgewachsen, wie zB dem „N-Wort“, das in Kinderbüchern und Süßwaren salonfähig war. Und einer Großmutter, die sich sehr abfällig über alles äußerte, was nicht Weiß war. Genauso wurde ich aber auch mit BIPoC-Klassenkameraden groß, die ich schätze. Und einer von meiner Mama geerbten Schwarzen Ballerina-Barbie, die nicht nur selten (niemand hatte so eine), sondern für mich einfach wunderschön war.
Obwohl ich immer davon ausging, nicht rassistisch zu handeln, hat mir dieses Buch die Augen geöffnet, dass ich das doch tue. Im Kleinen, ganz unbeabsichtigt. Und nicht nur das, auch im Gespräch mit meinen Jungs habe ich Einiges versäumt.
Als ich mit meinen Jungs vor einigen Jahren KIKA schaute, war ich regelrecht geschockt, als mein Sohn verkündete, „das Mädchen mit dem braunen Gesicht“ fände er hässlich. Damals wusste ich nicht, wie ich „richtig“ reagieren soll. Wir redeten über Oberflächlichkeiten und innere Werte. Worüber wir nicht redeten war, ob und warum er den Eindruck hatte, dass eine dunkle Hautfarbe nicht schön sei, und ob in seinem Kopf bereits Vorurteile existierten. Und wenn es darum gar nicht ging, warum er das Mädchen mit dem Merkmal der Hautfarbe beschrieb. Heute – nach dem Lesen dieses Ratgebers, bin ich nicht nur schlauer, sondern sensibilisiert für derartige Situationen. Auch wenn ich hoffe, dass sie erst gar nicht entstehen.
Es reicht eben nicht nicht-rassistisch zu sein. Wir müssen anti-rassistisch handeln. Wir müssen lernen, Rassismus zu erkennen und zu benennen. Damit unsere Kinder später nicht verunsichert im Umgang mit anderen sind und erst gar nicht in die Situation kommen, sich für unbewusst rassistische Äußerungen schämen zu müssen, weil sie merken, dass sie andere verletzt haben.
Warum wir uns Rat zur anti-rassistischen Erziehung holen sollten
Natürlich lese ich das Buch aus meiner „Weißen“ Perspektive. Für Kinder von BIPoC ist es allerdings genauso hilfreich. Das Buch ist in Lesehäppchen von der Geschichte des Rassismus, über rassistischen Alltagssituationen und Gesprächstipps bis hin zu Rassismus in Kita, Schule, Kinderbüchern und Spielen eingeteilt. Besonders letztere fand ich sehr hilfreich, da sie voller echter Beispiel aus dem Leben sind und wirklich zeigen, dass es in Sachen Anti-Rassismus noch viel zu tun gibt. Zwischendrin gibt es immer wieder Checklisten und Fragen, die dabei helfen, sich selbst und Situationen einzuschätzen. Und ja – auch Kinderbücher, Kinderspiele oder Kinderserien, in denen rassistische Stereotype versteckt sind, werden benannt (und endlich wird auch mal Disney erwähnt). Ebenso enthält der Ratgeber eine Empfehlungsliste guter Beispiele, bei denen Diversität und Vielfalt gelungen sind.
Ja, dieses Buch mag an der ein oder anderen Stelle unbequem für Leser:innen sein. Aber noch unbequemer fände ich es, wenn meine Familie andere Menschen durch unbewusste Äußerungen verletzen würden. Geht es euch auch so?
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Gib mir mal die Hautfarbe *Affiliate-Link
- Autorinnen: Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar
- Illustrator:in: Labor Ateliergemeinschaft
- Seiten: 247
- Verlag: Beltz & Gelberg
- ISBN-13: 978-3407866899
- Preis: 17,- €
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