Das Zusammenleben mit Eltern, die psychisch erkrankt sind, ist für Kinder nicht einfach. Denn wie kann man ein Verhalten verstehen, dass selbst Mama oder Papa nicht einordnen können? Und wie kann man helfen? So geht es auch Julia in Kiran Milwwood Hargraves Kinderroman „Julia und der Hai“, in der die Suche nach einem seltenen Grönlandhai für eine ganze Familie fast zur Katastrophe wird.
Eine fast poetische Geschichte über Familie und Freundschaft: so tief wie die See, so aufwühlend wie tosende Wellen und so tröstlich wie der Lichtstrahl eines Leuchtturms in dunkler Nacht. Mit bewegenden Illustrationen in gelber Schmuckfarbe von Tom de Freston für Kinder ab 11 (bzw. eher ab 14 Jahre).
Darum geht´s in Julia und der Hai
Julias Mutter ist Meeresbiologin und möchte auf einer abgelegenen Shetland-Insel den Grönlandhai erforschen. Dafür muss die kleine Familie inklusive Schiffskatze Nudel von Cornwall in einen alten Leuchtturm umsiedeln. Julia ist nur mäßig begeistert von dem rauen Klima und der Einsamkeit dort. Doch sie will ihre fröhliche und enthusiastische Mutter unbedingt unterstützen – deshalb kennt sie auch alle Meerestiere mit lateinischem Namen. Doch je länger sie in dem Leuchtturm sind, desto mehr kippt die Stimmung. An manchen Tagen scheint Julias Mama wie besessen von dem Hai, an deren Tagen ist sie in Gedanken versunken und vergisst alles um sich herum. Während Julia langsam Freundschaft mit dem Außenseiter Kin schließt, verliert sich ihre Mutter immer mehr in ihren Forschungsträumen und Geldschulden, die Julia Angst machen. Ob sie wohl Schuld an dem Zustand ihrer Mutter ist?
Der Hai war wieder da. Er trug den Leuchtturm hinaus aufs Meer, jedes Mal ein Stück weiter, bis dorthin, wo die Eisschollen trieben und die Welt von Kälte zusammengehalten wurde. Seine Haut war rau wie Rinde, mein ganzes Zimmer war damit tapeziert. Er war ein lebender Fels, ein Fossil mit Kristallen, die in seinen tiefen Augen funkelten.
Julia und der Hai, Seite 138
Eine aufwühlende Geschichte über bipolare Störungen
Julia erzählt ihre Geschichte auf der Insel Unst, der Suche nach dem Grönlandhai und der Erkrankung ihrer Mutter in der Ich-Perspektive. Überhaupt ist die Situation in dem alten, muffigen Leutturm sehr beengend für die kleine Familie. Die Stimmungsschwankungen von Mutter Maura und die Hilflosigeit von Vater Dan machen es da nicht besser. Der Grönlandhai zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Geschichte, findet sich immer wieder in Julias Träumen und auch in den begleitenden Illustrationen wieder.
Überhaupt ist die Erzählung recht düster. Denn auch im Dorf gibt es für Julia – bis auf ihren Freund Kin – wenig Highlights. Im Gegenteil: Sie erlebt Mobbing und Victim-Blaming. Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann richtig Fahrt auf und Julia erhält endlich die Antworten, die sie braucht, um sich nicht dauernd schuldig zu fühlen.
Ich muss sagen, dass ich zwar Geschichten über schwierige Themen wichtig finde, mir diese aber zu dunkel und düster war. Vor allem lustig-lockere Dialoge oder ein humorvoller Charakter haben mir gefehlt. Daher würde ich das Buch auch eher für ältere Kinder (ab 13-14 Jahren) empfehlen, die auch die poetischen Worte und die Symbolik besser interpretieren können. Die Illustrationen fand ich dafür aber großartig!
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- Autorin: Kiran Millwood Hargrave
- Illustrator: Tom de Freston
- Übersetzerin: Alexandra Ernst
- Seiten: 224
- Verlag: Loewe Verlag
- ISBN-13: 978-3743213777
- Altersempfehlung: ab 11 Jahren
- Preis: 20,- €
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