Ich bin Serienjunkie. Schon immer. Dank Streamingdiensten konnte ich mir das auch bewahren. Denn mal ehrlich, mit zwei Kindern, Mann, Agenturhalbtagsjob und nem Blog hätte ich es nicht mehr geschafft, zu einer bestimmten Uhrzeit eine Serie im Echtfernsehen zu schauen. Aber so – Ba-duuuummm – wird abends eine Serie nach der anderen gestreamt. Gerade haben wir Norsemen durch (mega!) und mit der neuen Vikings-Staffel angefangen (buuh – ohne Ragnar). Zwischendurch gerne auch mal Family Guy oder eine andere Trickserie.
Scheinbar macht das uns als Paar zu guten Eltern. Jedenfalls wenn man dem neusten Buch von Jochen Till glaubt: Warum Seriengucken uns zu besseren Eltern macht – Erziehen mit Netflix & Co. Hier verrät der eigentliche Kinderbuchautor, was man sich bei Serienfamilien so alles abschauen kann. Klingt nach absolutem Quatsch? Ist es auch, aber ein wirklich lesenswerter.
Darum geht´s in Warum Seriengucken uns zu besseren Eltern macht – Erziehen mit Netflix & Co
Die großen Fragen der Kindererziehung, an denen alle Eltern mal mehr mal weniger verzweifeln, werden in diesem Buch mit einem Blick in die TV-Serienwelt beantwortet.
Was stellen beliebte Seriencharaktere mit ihrem Nachwuchs an, der nicht essen oder schlafen will? Wie bringen sie ihn dazu, aufs Töpfchen zu gehen, nicht altklug daherzureden, zu klauen oder den kleinen Bruder zu vermöbeln? Und vor allem: Wie brauchbar sind diese „Vorbilder“ für das reale Leben? Die Antworten darauf sind erhellend, überraschend und vor allem brüllend komisch.
Was qualifiziert ausgerechnet diesen Mann dazu, ein Ratgeberbuch zum Thema Erziehung zu schreiben? Die Antwort liegt auf der Hand: rein gar nichts. Bis auf die Tatsache, dass ich selbst mal ein Kind war und mir das Kindsein bis heute so weit wie praktikabel (kindliche Verhaltensmuster sind beispielsweise gerade beim Autofahren nicht unbedingt ratsam) bewahrt habe, legitimiert mich tatsächlich absolut nichts zum Verfassen eines solchen Ratgebers.
Jochen Till, Seite 9
Von Kindern im Kühlschrank und seltsamen Telefonaten
Ganz ehrlich hätte ich diesen Erziehungs-Ratgeber nicht in die Hand genommen, wenn er nicht gerade von HerrnSjardinskis Lieblingsautor verfasst worden wäre. Daher habe ich hier auch kein ernst gemeintes Ratgeberbuch erwartet. Dafür aber ein paar interessante Netflix-Serientipps. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht und obendrauf großartig unterhalten. Perfekt für die 40 Minuten Bahnfahrt morgens und nachmittags.
Der Autor pickt aus diversen Serien Anekdoten aus dem Erziehungsalltag heraus. Nur ist der Alltag mit Kindern leider in der Realität nicht so einfach zu regeln. Außer man vergleicht sein Leben mit dem der Protagonisten aus Shameless. Übrigens mein Serientipp: Wenn man denkt, man wäre ne Kackmutter und macht sowieso alles falsch, dann einfach mal ein paar Folgen Shameless reinziehen. Und schon fühle ich mich wie die beste Mom ever – trotz Fertigkuchen, Mount-Washmoore, kein Bock auf Spieleabend und nicht instagramtauglichem Schnittchenteller.
Jochen Till ist zwar einer der weltbesten Kinderbuchautoren, hat aber – da kinderlos – wenig Plan von Erziehung. Und so ruft er im Buch in jedem Kapitel die Diplom-Psychologin Anke Precht an, um ihren Rat zu bestimmten Problemen einzuholen. Dabei fragt er jedoch nie, ob es wirklich so ein cooler Tipp war, zu Anfang gleich den nölenden Leopold in den Kühlschrank zu sperren. Upppsi! Dieser Running-Gag zieht sich durch das ganze Buch und ist einfach köstlich. Ansonsten mochte ich die Telefonate mit Frau Precht nicht so. Ihre ernst gemeinten Erziehungstipps waren mir teilweise etwas zu befremdlich.
Nicht jeder Erziehungstipp ist ein guter Tipp
Ich würde zum Beispiel nie meinen Jungs irgendeinen Quatsch erzählen, um sie zu überzeugen – kindliche Vorstellungskraft hin oder her. Dann habe ich lieber altkluge Kinder als solche, die denken, dass kleine Männchen sich in ihrem Bauch über Äpfel freuen. So ein Schmarrn. Das sind dann die Eltern, die sich wundern, dass ihr Kind mit drei Jahren immer noch über sich in der 3. Person spricht und die ICH-form nicht kennt. Und das meine ich mit befremdlich: Wir haben mir unseren Kindern immer ganz normal geredet und nicht wie mit Idioten. Irgendwie war an der Stelle Frau Precht bei mir unten durch. Doof, dass das gleich im zweiten Kapitel der Fall war.
Wie auch immer: Ich habe mir zwar keine Erziehungs-Tipps aus diesem Buch mitnehmen können, außer, dass aus einem Jungen trotz dreimaligem Sitzenbleiben, Schule schwänzen und 34 Semestern Studium doch noch was Vernünftiges werden kann. Denn nebenbei gibt der Autor viel von sich und seinem Leben preis – und das ist wirklich sehr unterhaltend.
Wer einen lustigen Ratgeber zu Erziehungsfragen lesen möchte, ist hier garantiert richtig. Man sollte jedoch Sarkasmus und Ironie mögen und nicht alles zu ernst nehmen. Also auch nicht die Stelle mit Leopold im Kühlschrank.
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♥ Autor: Jochen Till
♥ Seiten: 168
♥ Verlag: TRIAS Verlag
♥ ISBN-13: 978-3432108858
♥ Preis: 14,99 €
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