Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wie ihr die Zeit eines landesweiten Stromausfalls überstehen würdet? Hättet ihr genug zu Essen und zu Trinken zu Hause? Oder sogar einen Generator, ein Radio, Wasserfilter und einen Campingkocher, um auch während dem Blackout für das Nötigste gerüstet zu sein? In „Ziemlich Zappenduster“ präsentieren Sylvia Witt und Oliver Uschmann ein Was-wäre-wenn-Szenario einer vierköpfigen Familie – und zwar einer, die sich auf nix vorbereitet hat. Mit viel Humor und provozierenden Klischees zeigen sie nicht nur, wie sehr unser Leben vom Strom abhängig ist, sondern auch, wie schnell in Krisensituationen Rassismus, Neid, Aggressivität und Angst unser Handeln bestimmen.
Darum geht´s in Ziemlich Zappenduster
Stromausfall im ganzen Land. Familie Fürstenberg sitzt in ihrer Wohnung fest. Ohne Heizung, Licht und Wasser. Vater Lars hat die Energiekrise ignoriert und keine Lebensmittel-Vorräte eingekauft. Sein Motto: „Da passiert nix!“ bringt Mutter Jasmin auf die Palme. Und wie soll Sohn Niklas ohne Internet und Smartphone bloß seine YiuTube-Videos posten? Aber Vater Lars will keine Hilfe. Schon gar nicht von den organisierten chinesischen Nachbarn aus dem 3. Stock. Tochter Lisa reicht es. Es wird Zeit, dass was passiert!Ein brisantes, urkomisches “Was wäre wenn”-Szenario – auch für Kinder, denen das Lesen noch nicht leichtfällt.
Der zweite Tag ohen Strom. Niklas hat sein Telefon längst leergesaugt. Mit den letzten Prozenten noch Videos gemacht. Auf Vorrat. Für später. Wenn das Netz wieder da ist. Ich habe mit dem Rest meines Akkus mit Xin geschrieben. Das geht ohne Netz, über Bluetooth. Direkt von Gerät zu Gerät. Auf bis zu hundert Meter.
Ziemlich Zappenduster, Seite 45
Wenn Aggressivität und Angst unser Handeln bestimmen
Kein Witz: Vor ein paar Tagen hat erst mein Mann gemeint, wir müssen Vorräte einlagern, einen Generator kaufen und Wasserfilter anschaffen. Weil unsere Infrasturktur so angreifbar sei und man auf kurz oder lang mit einem längeren Blackout in ganz Europa rechnen müsse. Da lag „Ziemlich Zappenduster“ schon als Rezi-Exemplar auf meinem SuB. Und was soll ich sagen: Nach dem Lesen halte ich das nicht nur für eine gute Idee. Ich bin auch froh, dass mein Mann, im Gegensatz zu Papa Fürstenberg, so vorausschauen ist. Wir werden also Prepper – dann kann uns das Dilemma der Fürstenbergs gar nicht erst geschehen.
Denn die sitzen mit zwei Flaschen Wasser und ein bisschen Toastbrot im Dunkeln, als der Strom ausgeht. Ganz ohne Vorräte. Denn Vater Lars lebt nur noch in den Tag heinein. Seit seinem Burnout ist er Hausmann und auch das bekommt er – nach Meinung seiner Frau, der Handauflegerin Jasmin – nicht auf die Kette. Und irgendwie verstehe ich sie auch, denn welcher Mensch kauft für vier Personen so wenig Lebensmittel ein? Meine Teenie inhaliert das ja schon beim Auspacken! Wie auch immer: Laut der Mutter ist der Vater an der Krisensituation – kein Wasser, keine Notstromversorgung, keine Vorräte – Schuld. Sie selbst hat Angst, dass nun ihre „Patienten“ auch langfristig nicht mehr kommen. Während Sohn Niklas das drölfzigste Video plant, wie man von jetzt auf gleich reich werden kann. Die einzige, die halbwegs vernünftig zu sein scheint, ist Tochter Lisa, die die Erzählung schildert.
Die Situation wird dann immer skurriler, denn eigentlich hat keiner einen richtigen Plan, was nun mit leeren Supermärkten und Plünderern in den Straßen zu tun ist. Und weil Vater Lars ja laut seiner Familie Schuld ist, tritt er selbst schnell nach unten und finden SEINEN Schuldigen: Die Chinesen. Die krallen sich eben nicht nur deutsche Häfen, sondern hacken auch die Stormversorgung. Da ist es gleich nochmal verdächtiger, dass die chinesische Nachbarsfamilie recht gut mit dem Krisenzustand klar kommt. Zum Glück weiß Lisa, wie die haarsträubenden und rassistischen Vorurteile nicht nur beseitigt werden, sondern sich beide Familien helfen können, bis der Strom wieder angeht.
Oliver Uschmann und Sylvia Witt erzählen hier ganz überspitzt, mit wenigen Worten und kurzen Sätzen von einer Familie, in der jedes Klischee seinen Platz findet: Die verliebte Teenagerin, der überforderte Vater mit seinem Stammtisch-Rassismus, die esoterische Mecker-Mutti und der YouTube-Teenie, dem sonst alles wurscht ist. Wie in einem Bühnenstück begleiten wir sie durch die Krise und sehen, welche schlechten Eigenschaften so eine Notsituation aus den Menschen rauskitzeln kann. Ein bisschen erinnert das auch an die Corona-Zeit. Zum Glück mit einem sehr versöhnlichen Ende (der Strom geht an, die Nachbarn arbeiten zusammen, es gibt Zukunftspläne). Ich hätte mir jedoch gewüscht, dass Lisa noch mehr gegen Anti-Asiatischen Äußerungen ihres Vaters kontert, so dass diese etwas klarer als nicht-ok eingeordnet werden. Da das Buch auch sonst etwas Diskussionsbedarf nach sich zieht, würde ich es eher für Kinder ab 12 empfehlen.
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- Autor:innen: Sylvia Witt, Oliver Uschmann
- Verlag: Gulliver (Beltz & Gelberg)
- Alter: ab 11
- Seiten: 108
- Preis: je 12,- Euro
- ISBN-13: 978-3407813398
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