Letzte Woche war es auf dem Blog ziemlich ruhig. Wir hatten nämlich Mal wieder die Zombiseuche – und damit sozusagen sieben Tage Quarantäne. Sieben Tage, die mir meine ganze Kraft und Nerven kosteten. Darf man im Beisein seiner Kinder eigentlich einen Nervenzusammenbruch haben? Darf man die Kontrolle verlieren und seine Schwäche zeigen? Vor seinen Kindern? Ich weiß nicht, ob man das sollte. Oder wie schlecht es für die Kinder ist. Aber ich tat es.
Krankenlager auf der Couch mit KatzentrostWas vorher geschah
Freitag Nacht bekam MisterWin hohes Fieber – was sich über das ganze Wochenende hinzog. Is ja klar. Knapp 40°C Fieber, Rotznase, Gequengel und Gespucke. Bei der Beikost machten wir damit wieder drei Schritte zurück – von drei Breimahlzeiten auf Vollstillen. Wooohoo. Sonntagabend überlegten wir sogar kurz, in die Kinderklinik zu fahren, weil SeniorRotzi nur noch weinte und wimmerte – entschieden und dann aber dagegen und probierten stattdessen eine Runde IBU aus. Klappte zum Glück.
Montag ging es etwas besser. Der Kindergarten war wegen Fortbildung geschlossen – wie das eben so ist, wenn man es nicht gebrauchen kann. Nachmittags schaffte ich eine kurze Einkaufsrunde. Dienstag konnte der feine Herr fortbildungsbedingt immer noch nicht in den Kindergarten. Trotzdem kamen wir Mal kurz aus unserem Loch und machten einen kleinen Ausflug zum Biobauernhof. Abends hatten dann HerrSjardinski und MisterWin Druchfall. Yippiejayeah.
Ich hätte heulen können. Nachts kam dann das unvermeidliche – HerrSjardinski wurde zu MisterBrech und gab alles von sich. Mittwoch sagte ich all meine Termine für die kommenden Tage ab. Also keine Kosmetikerin (buhuu) und kein Arbeitsmeeting (mäh). Nachmittags hatte der Iroman frei – wir teilten uns die kranken Zombies auf und machten das Nötigste wie Einkaufen gehen.
Warum am Ende der Nerven noch soviel Kind übrig ist
Donnerstag bekam MisterBrech noch Fieber – SeniorRotzi war weinerlich und mutierte zu einem CaptainSchlepp. Ich konnte ihn keine Minute ablegen, ohne dass er sofort weinte. Wäscheberge warteten, die Wohnung war das reinste Chaos und ich kam nicht von der Couch. Ich war so frustriert, übermüdet und genervt. Ich saß da im Krankenlager auf der Couch und schrie. Schrie meinen Frust raus und schmiss die Glasschale, die ich in der Hand hielt, mit voller Wucht auf den Boden. Das Ikea-Glas zerbrach in 1.000 Scherben – ein Sinnbild meiner Nerven.
HerrSjardinski erschrak fürchtlerlich und schaute mich mit riesen Augen an. Dann weinte ich. Nein, ich heulte. Heulte Rotz und Wasser. Weil ich eine furchtbare Mutter bin, die es nichtmal schafft, fünf Tage Krankenlager zu wuppen. Die mitten vor ihren Kindern die Nerven verliert und sich gehen lässt. Ich weinte, weil ich so mega undankbar bin. Und weil ich zu allem Überfluss auch noch den Scherbenhaufen meines Nervenausbruchs zusammenkehren musste. Ich weinte und weinte und HerrSjardinski tröstete mich. Verkehrte Welt. „Mama, nicht weinen. Oh Mama, wein doch nicht. Maaaamaaa.“ Ich hielt ihn ganz fest und wir drückten uns. Ich beruhigte ihn. Das beruhigte auch mich. „Die Mama, kann grad nicht mehr. Es ist gerade so anstrengend. Und ich will nicht mehr, dass ihr krank seit.“
MisterWin war eingeschlafen. Was für eine Ironie – er schrie die ganze Zeit und DAS beruhigte ihn? Aber vielleicht war es auch seine Art Schutzraktion. Seine Mutter tickt aus und er macht dicht und geht in den Schlafmodus. Ich hörte auf zu weinen und fing an die Scherben wegzukehren. Wie blöd muss man sein, sich auch noch zusätzliche Arbeit zu machen? Aber es hat so gut getan, etwas ohne großen Wert kaputt zu machen. Meine ganze Wut auf dieses Ewigkranksein hatte in dem Wurf des Glases gelegen. Trotzdem kam ich mir mies vor. Was für ein Vorbild bin ich HerrnSjardinski, wenn ich so ausraste?
Ein Häuflein Elend von Mama
Abends schickte der Iromann mich Häufchen Elend von Mama in die Badewanne, machte das Abendbrot und brachte die Kinder ins Bett. Das tat so unendlich gut. Ich konnte etwas Kraft tanken. Trotzdem kam ich mir vor wie eine Versagerin. Aber muss man als Mama eigentlich immer stark ein? Oder darf man seinen Kindern auch zeigen, dass man eben auch „nur ein Mensch ist“ und Schwächen hat? Oder erschüttert das wieder das Urvertrauen? Weil man als Eltern ja der „Ruhige Pol im Sturm“ sein sollte? Wenn die Eltern als Konstante versagen, was dann?
Wie seht ihr das? Habt ihr auch schon einmal die Nerven verloren?
Am nächsten Tag hatten wir Eltern übrigens die Zombieseuche. Aber wir haben auch das geschafft.
was ist man für ein Vorbild, wenn man den Kindern nicht sein wahres Ich zeigt? Ihnen zeigt, dass man sich nie eine Schwäche erlauben darf, immer stark zu sein hat? Was sollen sie dann später mit ihrer Schwäche machen? Verbergen, bis es vielleicht nicht mehr geht? Jeder verliert mal die Nerven, auch deine beiden Söhne werden sich mal im Leben überfordert fühlen – und wissen, dass es normal und ok ist, mal auszuflippen – und Hilfe anzunehmen!
Danke, Lisa. So hab ich das noch gar nicht gesehen.
Hallo Liebes,
ja, als Mama/Mensch darf man seine Schwäche(n) zeigen. Auch wenn die Mäuse das dem Grunde nach noch nicht verstehen, so sehen sie, dass die Mama auch mal traurig ist und erschöpft – und dazu steht. Du hast es dem Großen erklärt, er hat sich wunderbar empathisch verhalten und hat daraus gelernt, dass seine Mama eben auch mal Dampf ablassen muss. Es wird beide Jungs nicht traumatisieren und wenn es Dir geholfen hat, dann wars richtig. Sei bloß nicht so streng mit Dir. <3
((()))
Alles Liebe
Tante Emma
Übrigens, diese Bettwäsche, auf dem das niedliche Katzentier liegt, die hatte ich schon als Kind. SO schön.
Ich auch – von Graziela, den alten Kissenbezug hab ich noch. Die Bettwäsche gibt es wieder und ich musste sie haben. 🙂
Danke schön, Tante Emma. Deine Worte tun gut. <3
Ohje, was für eine scheiß Woche habt ihr da hinter euch!
Ich finde man darf auch als Mutter mal die Nerven verlieren.
Eine Glasschale habe ich noch nicht zertrümmert aber das eine oder andere Kissen ist schon auf den Boden geflogen und die Türen mussten auch schon manchmal dran glauben.
Es ist manchmal einfach zu anstrengend und ich kann dich total verstehen.
Eine schlechte Mutter bist du auf keinen Fall! Wenn es mal raus muss, muss es raus.
Aber ich verstehe wie du dich fühlst!
LG
Danke für deine Worte. Das beruhigt mich etwas, das ich nicht so ganz alleine dastehe.
Ich kann es Dir so nachfühlen, so habe ich mich im gesamten ersten Babyjahr meines schreienden, klammernden, permanent unzufriedenen und nicht schlafenden Sohnes gefühlt, und wenn meine Kinder krank sind, was zum Glück relativ selten der Fall ist, komme ich auch innerhalb kurzer Zeit an und über meine Grenzen. Gerade dann würde man Auszeiten und Hilfe benötigen, aber die Kinder sind ja dann so bedürftig und wollen nur Mama. Manchmal kommt selbst der Papa nicht an sie ran. Ich bin dann auch oft ausgetickt. Zum Glück ist das in letzter Zeit besser geworden, aber ich hatte auch noch nie so eine Extremsituation. In so einem Fall würden wahrscheinlich beide Eltern zuhause bleiben und wir uns zur Not selbst krank schreiben lassen. Meistens wird man ja auch selber parallel krank:(
Ich glaube nicht, dass es das Urvertrauen der Kinder erschüttert, wenn Mama nicht immer stark ist. Das ist menschlich und gehört zum Leben dazu. Im nächsten Moment sind wir ja dann wieder die liebevollsten Mütter und trösten und umsorgen unsere Kinder.
Liebe Grüße!
Oh Wahnsinn, wie du das ein Jahr ausgehalten hast. Chapeau! <3
Und du hast Recht. In den letzten Tagen war ich dann auch ganz "bewusst" liebevoll und hab mir super viel Mühe gegeben.
Fünf Tage Krankenlager hätte ich wahrscheinlich gar nicht geschafft und hätte schon eher meine Nerven verloren. Das ist doch total menschlich! Meine Nerven sind irgendwie ständig futsch, dabei habe ich „nur“ ein Kind… Wieviele Kissen und Klamotten ich nicht schon auf den Boden gepfeffert habe. Klar bin ich nicht stolz drauf und wäre lieber gelassener. Aber ich glaube nicht, dass Kinder gelegentlich Nervenzusammenbrüche ihrer Eltern nicht wegstecken können, die sind doch nicht aus Zucker! Und vielleicht ist HerrSjardinski ja sogar stolz darauf, dass er die arme Mama so gut getröstet hat?
Gute Besserung euch allen!
LG aus Holland,
Kristine
Danke schön <3
Ich kenn das. Ist mir auch schon passiert, dabei ist das Kiddo erst 14 Monate alt und versteht genau gar nichts davon, was mich da so aufreibt. Aber man ist halt nur ein Mensch, nicht wahr. Wir alle.
Bei uns war es idiotischerweise so: Ich saß nach einer total schrecklichen Nacht auf der Toilette, während das Kiddo vor mir rumhampelte und unaufhörlich quengelte. Dann kam es zu mir und wollte unbedingt auf den Schoß. Blöd, wenn man gerade auf dem WC hockt. Aus Frust biss mir das liebe Kind saftig in den Oberschenkel. Da ist mir die Contenance zerbrochen und ich heulte eine gefühlte halbe Stunde lang auf dem Klo sitzend Rotz und Wasser, bis ich wieder die Kraft fand, mich in die Senkrechte zu begeben. Das Kiddo saß derweil schweigend vor mir und zerrupfte das Klopapier. Also, wenn das jetzt nicht lächerlich ist, weiß ich auch nicht.
Ich wünschte auch oft, ich hätte weniger Publikum auf dem Klo. Und wenn der Voyeur dann noch bissig wird – wie fies. Rückblickend ist es dann immer ganz lustig, aber in dem Moment sehr nachzuvollziehen. Danke für die Geschichte. 🙂
Bissiger Voyeur *wegschmeiß*
Oh wie bin ich immer froh über solche ehrlichen, authentischen Geschichten. Denn ich fühle mich nicht mehr allein und weiß, dass es nicht nur Super-Mamis da draußen gibt, sondern eben auch solche wie ich, die auch mal ihre Gefühle vor ihren Kindern zeigen. Ich kann dich sehr gut verstehen und ich habe mal gelesen, dass es sehr wichtig ist auch als Eltern authentisch gegenüber seinen Kindern zu sein und wenn einem nach Rotz und Wasser heulen ist, dann raus damit.
Kinder verzeihen das. Auch ich fühle mich trotzdem immer schlecht, wenn meine Nerven mit mir durchgehen und ich eine Tür schmeiße o.ä. Aber tatsächlich bringt es mich zurück auf den Boden der Tatsachen und ich sehe die jeweilige Situation dann nicht mehr so schlimm. Es ist wie eine Reinigung.
Liebe Grüße
Stephi
Ich bin so froh, für all die lieben Kommentare. Ich hatte schon mit einem Shitstorm gerechnet. Danke für diese Worte, Stephi.
Ich glaube, solche Momente kennen wir alle… Die Krankheiten sind zum Glück in meisten Fällen ein Ausnahmezustand – man wird schwächer und bekommt schneller einen Nervenzusammenbruch. Mach Dir keine Sorgen, alle wird nun gut 🙂
Viele Grüße, Dominika
Dank dir ❤
Ich glaube, da wäre jede Mutter ausgetickt.(((()))) Mir ist was ganz ähnliches passiert letzte Woche. Copperfield zahnt (Backenzähne) und hat gleichzeitig eine fette Mittelohrentzündung Er nölte und nölte und liess sich durch nichts beruhigen, trotz Schmerzmittel. Schlafen ging nicht, essen nicht, Schnuller doof. Alles doof. Er hat sich zu einem Crescendo gesteigert und so gebrüllt, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Irgendwann hat ein einfach PLOPP gemacht und ich habe ihn so laut angeschrieben, dass ich meine eigene Stimme nicht mehr hören konnte oO
Danach ging es mir aber schlagartig besser und ich konnte wieder ganz ruhig mit ihm umgehen. Er hat mich übrigens nur irritiert angeschaut, LadyGaga tickt ja immer sofort ihrerseits aus, wenn ich wütend bin und heult und heult…. Auch nicht schön ;-(
Aber eben, wir sind auch nur Menschen. Wichtig finde ich dann, sich auch auf Augenhöhe bei den Kindern zu entschuldigen und das eigene Verhalten zu erklären. Auch Mamas dürfen Fehler machen! <33
Oh je. Der arme Kerl – hab das gelesen und hoffe es geht ihm besser. Wenn die Kinder krank sind, zehrt das echt an den Nerven. Aber du hast Recht – man sollte den Austicker dann auf Augenhöhe erklären und sich entschuldigen. Danke ❤